Die Deutsche Bahn muss sich fügen. Die Zahl der Kunden nimmt konstant ab. Die Konkurrenz durch die Fernbusse wird immer größer. Verfehlte Umsatz- und Gewinnprognosen, der rekordlange Tarifkonflikt mit den Lokführern und Verluste im Güterverkehr haben dem Transportkonzern massiv zugesetzt. Nun macht auch die Politik Druck. Im Aufsichtsrat des Unternehmens sind die Pünktlichkeitswerte stark kritisiert worden. Damit, so die Bundesregierung, seien Preiserhöhungen schlichtweg nicht angebracht.
Konzernchef Rüdiger Grube zieht unfreiwillig Konsequenzen: Ausnahmsweise werden die Fahrkarten zum Fahrplanwechsel im Dezember nicht teurer. Dies gilt für die erste und zweite Klasse im Fernverkehr. Die Preise im Regionalverkehr werden federführend von den Verkehrsverbünden und Bundesländern bestimmt.
Für die deutsche Bahn ist dieser Schritt schwer verdaulich, denn ihre Kosten sind in der Vergangenheit drastisch gestiegen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Konzern in der zweiten Klasse von einer Preiserhöhung zum Fahrplanwechsel im Dezember abgesehen. Damals wurde mit dem starken Wachstum bei den Fernbussen argumentiert. Dennoch verdiente der Konzern im ersten Halbjahr dieses Jahres unter dem Strich mit 390 Millionen Euro 40 Prozent weniger als im Vorjahr. Verantwortlich dafür seien laut Grube in erster Linie die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL.
Traditionell gibt die Bahn höhere Kosten über die Ticketpreise an ihre Kunden weiter. Allerdings kostet jedes Prozent Preiserhöhung ein entsprechendes Prozent Fahrgäste. Der Kundenschwund hat nun eine kritische Größe erreicht, so die Bundesregierung.
Das öffentlichkeitswirksame Eingreifen der Politik ist ein weiterer Rückschlag für den ohnehin unter Druck stehenden Grube. Sein Plan, dass Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla mit seinen Kontakten in die Politik Grube den Rücken freihalten soll, ist nicht aufgegangen. Mit einem Umbau-Konzept wollte der den schlingernden Konzern schnell wieder in die Spur bringen. Seine geplanten drastischen Einsparungen in der Berliner Bahn-Zentrale, modernere Züge und ein neues Preissystem sind nun deutlich langsamer durchzusetzen.
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