Politik

Türkei könnte Flüchtlinge aus Syrien in die EU weiterschicken

An der türkisch-griechischen Grenze warten über 1.000 Flüchtlinge auf die Überfahrt nach Griechenland. Die Türkei will die Flüchtlinge nicht länger haben und erwägt offenbar, sie in die EU zu bringen. Die Türkei kämpft in der Region gegen die PKK und ist damit mitverantwortlich für die Vertreibungen.
17.09.2015 00:22
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

An der türkisch-griechischen Grenze befinden sich derzeit über 1.000 Flüchtlinge. Die türkischen Behörden bezeichnen sich als überfordert und die Lage spitzt sich immer weiter zu. „Sie können nicht hier bleiben. Vielleicht werden wir ihnen noch erlauben, zwei bis drei Tage zu verweilen. Doch dann müssen sie diesen Ort verlassen“, zitiert die Economic Times den türkischen Gouverneur Dursun Ali Sahin. Die Behörden wollen, dass die Flüchtlinge zurück in die türkischen Lager gehen.

Die Überfahrt von der türkischen Stadt Edirne nach Griechenland gilt für viele Flüchtlinge sicherer als der Seeweg über die Ägäis nach Lesbos oder Kos. Vergangene Woche hätten die Behörden etwa 7.500 Flüchtlinge davon überzeugt, zurückzukehren. Die türkischen Behörden und das Rote Kreuz hätten die Menschen mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt. Währenddessen sind am Mittwoch 800 Flüchtlinge in den Hunger-Streik getreten, berichtet die Nachrichtenagentur Anadolu.

Am selben Tag hat Kanzlerin Angela Merkel vor dem Hintergrund des andauernden Flüchtlingsandrangs mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan telefoniert. Es sei vereinbart worden, die Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Krise zu intensivieren, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin mit. Besondere Bedeutung habe dabei die Bekämpfung der Schleuserkriminalität.

Merkel würdigte laut Seibert „die enormen türkischen Leistungen zur Unterbringung und Versorgung der inzwischen knapp zwei Millionen syrischen Flüchtlinge“ in dem Land. Beide Politiker seien sich einig gewesen, dass es zur Linderung der Krise einer solidarischen Kraftanstrengung der internationalen Gemeinschaft bedürfe.

Es ist unbekannt, ob Deutschland und die Türkei in diesem Zusammenhang darüber verhandeln, Flüchtlinge in die EU weiterzuschicken. Deutschland könnte als Aufnahmeland in Frage kommen.

Die Türkei führt im Irak und in Syrien ihren eigenen Krieg gegen die PKK. Sie ist damit direkt mitverantwortlich für die Vertreibungen aus der Region.

Eine Verschärfung der Lage droht auch an der bulgarisch-türkischen Grenze: Bulgarien verstärkt seine Truppen zur Sicherung der Grenze zur Türkei. Bis zu 1.000 zusätzliche Soldaten sollen dafür entsendet werden. Das EU-Land will damit nach Darstellung des Verteidigungsministeriums auf neue mögliche Flüchtlingsrouten reagieren. Zudem werden die Zäune an der Grenze zur Türkei verstärkt, meldet AFP.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...