Politik

UN warnt vor weiteren Fluchtbewegungen

Lesezeit: 2 min
24.09.2015 00:04
Das UNHCR geht davon aus, dass Hunderttausende weitere Flüchtlinge aus Syrien nach Europa aufbrechen. Die EU erwartet fünf Millionen in den nächsten drei Jahren und will nun die Flüchtlingslager in der Türkei stabilisieren.
UN warnt vor weiteren Fluchtbewegungen
Anzahl der registrierten syrischen Flüchtlinge. (Quelle: UNHCR)

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die aktuellen Flüchtlingswellen, die sich von Jordanien, dem Irak und Syrien über die Türkei erstrecken und sich gen Europa richten, könnten sich in den kommenden Monaten vergrößern. Je länger die Syrien-Krise andauert, desto schlechter wird die soziale und gesundheitliche Situation der Menschen, weshalb sie ihr Glück in Europa suchen müssen. Die EU erwartet fünf Millionen Flüchtlinge in den kommenden drei Jahren, berichtet das Magazin „Politico“. EU-Präsident Donald Tusk sagte in Brüssel, dass die nächste große Fluchtlingswelle erst noch bevorstehe.

Der UNHCR-Sprecher Martin Rentsch sagte den „Deutschen Wirtschafts Nachrichten“: „Es gibt zwei Hauptgründe für die aktuelle Flüchtlingswelle gen Europa. Zum einen hat sich die Situation in Syrien weiter zugespitzt. Die Menschen geraten zwischen die Fronten der Kriegsparteien und es gibt kaum medizinische Versorgung. Die Lage ist verheerend. Zum anderen gehen den syrischen Flüchtlingen in Jordanien, im Irak und im Libanon ihre Ersparnisse aus. Viele haben immer noch Hoffnung in ihre Heimat zurückkehren zu können, doch die Ersparnisse sind aufgebraucht und viele Flüchtlinge wissen nicht, wie sie die nächsten Monate überstehen sollen. Die Menschen rutschen in die Armut ab, was besonders für die Familien dramatisch ist, denn rund 700.000 syrische Flüchtlingskinder konnten letztes Jahr nicht zur Schule gehen. Es besteht die Gefahr, dass so eine verlorene Generation entsteht.“

Rentsch weiter: „In der Türkei sind aktuell 1,9 Millionen Flüchtlinge registriert. Im gesamten Nahen Osten sind es um die vier Millionen syrische Flüchtlinge. Die Türkei ist weltweit das Hauptaufnahmeland für Flüchtlinge. Die türkischen Behörden haben die Flüchtlingslager in der Türkei mit hohem Aufwand errichtet und einen großen Beitrag zur Aufnahme der syrischen Flüchtlinge geleistet. Trotzdem leben die Menschen dort unter schwierigen Bedingungen. Die meisten der syrischen Flüchtlinge in der Türkei leben ohnehin außerhalb der Flüchtlingslager.“

Nach Informationen des UNHCR gab es im gesamten Nahen Osten im Januar 2015 etwa 3,7 Millionen syrische Flüchtlinge. Diese Zahl ist bis zum September auf insgesamt 4,1 Millionen angestiegen. Der Anteil der Flüchtlinge, die sich aktuell im EU-Raum befinden und nach Westeuropa vorstoßen wollen, macht zehn Prozent des Gesamtanteils der syrischen Flüchtlinge aus, berichtet „The Globe and Mail“.

Am EU-Sondergipfel am Mittwoch in Brüssel sollten zusätzliche Milliardenhilfen sowohl aus dem EU-Etat als auch aus nationalen Budgets zur Unterstützung der syrischen Flüchtlinge beschlossen werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, dass Europa sich stärker um die Lösung der Syrien-Krise und die Bekämpfung der Fluchtursachen kümmern werde.

Zudem müsse die EU den besseren Schutz ihrer Außengrenzen und eine faire Verteilung der Flüchtlinge organisieren. Sie sagte zudem, dass zu spät erkannt worden sei, wie stark die internationale Hilfe zusammengestrichen wurde.

Den EU-Innenministern war es am Dienstagabend nicht gelungen, sich einstimmig auf die Verteilung von 120.000 Flüchtlingen zu einigen. Der Beschluss kam nur durch eine qualifizierte Mehrheit und unter scharfem Protest der überstimmten Staaten zustande.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...