Der Ölkonzern Royal Dutch Shell will in „absehbarer Zeit“ die Suche nach Öl vor der Küste Alaskas beenden. Im Bereich Burger J - etwa 150 Meilen von Barrow im Tschuktschensee - seien keine ausreichenden Mengen Öl und Gas gefunden worden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Hohe Kosten und unabwägbare Umweltauflagen der Regierung wurden als weitere Gründe für den Schritt genannt. Deshalb werde eine Abschreibung im Wert von etwa 4,1 Milliarden Dollar notwendig.
Umweltschützer begrüßten den Entschluss. „Shells Entscheidung zeigt, dass Ölbohrungen in der Arktis nicht nur klimapolitisch, sondern auch ökonomisch keinen Sinn ergeben“, sagte die Arktis-Expertin Larissa Beumer von Greenpeace. Shells Rückzug sei ein Signal an andere Ölkonzerne, „die Finger von der Arktis zu lassen“. Wegen Gefahren für Wale, Walrösser und Polarbären war verstärkt gegen die Ölsuche demonstriert worden. Zuletzt klebten Greenpeace-Aktivisten in Deutschland Protest-Aufkleber auf Zapfsäulen und Werbetafeln von Shell-Tankstellen.
Wegen des gesunkenen Ölpreises wird es für große Ölkonzerne zunehmend unattraktiver und kostspieliger, neue Gebiete zu erschließen. Die Ölmultis steuern mit Einsparungen gegen. Den Abbau von Arbeitsplätzen oder Investitionskürzungen hatten zuletzt neben Shell BP auch Total und Chevron angekündigt. Allein Shell will 6500 seiner knapp 100.000 Jobs streichen, im vergangenen Quartal war der Nettogewinn um 37 Prozent eingebrochen. Shell hat bisher rund sieben Milliarden Dollar für Bohrungen in der Arktis investiert. Insgesamt gebe es weiter Potenzial für Ölvorkommen in der Region, die letztlich für Alaska und die USA strategisch wichtig werden dürfte, teilte der Konzern mit.