Politik

Deutsche Autobauer unter Druck: USA wollen Abgas-Regeln verschärfen

Die deutschen Autobauer geraten wegen des VW-Skandals weiter unter Druck: Die US-Behörden prüfen noch strengere Umwelt-Auflagen. Dies könnte vor allem für die deutschen Konzerne unangenehm werden: Viele von ihnen setzten auf die Dieseltechnologie. Dies ist in der Ausführung von VW nicht mehr in der Lage gewesen, die Tests zu bestehen. Daher hat VW die Ergebnisse manipuliert.
03.10.2015 21:39
Lesezeit: 2 min

Die US-Umweltbehörde EPA hält wegen des Abgasskandals bei Volkswagen schärfere Regeln für die gesamte Branche für möglich. Falls schärfere Emissionstests weitere Probleme ans Licht brächten, könnten weitergehende Änderungen notwendig werden, sagte Christopher Grundler, der bei der EPA für Verkehr und Luftqualität zuständig ist, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenn wir bei den Überprüfungen feststellen, dass diese Probleme nicht auf Volkswagen beschränkt sind, werden wir uns die Frage stellen müssen, ob wir regulatorische Veränderungen brauchen." Es seien aber keine massiven Verschärfungen für die gesamte Branche geplant.

Die Aussagen könnten in einem größeren Kontext stehen: Zuletzt hatte der Chef der Bank of England, Mark Carney, gesagt, dass klimaschädliche Energie-Erzeugung schon bald mit einer massiven Regulierung gestoppt werden könnten. Dann drohen, so Carney, schwere Verluste bei sogenannten "gestrandeten Asstes".

Für die deutschen Autobauer ist der neue Wind besonders gefährlich: Die Technologie der Filter wurde unter der Aufsicht von VW-Ikone Ferdinand Piech entwickelt. Es ist den deutschen Autobauern zwar gelungen, die EU mit politischen Druck dazu zu bringen, die strengeren Feinstaub-Regeln, wie sie in den USA gelten, fallenzulassen. Aber die US-Tests haben die VW-Diesel nur mit Manipulation bestanden.

Mit den Ende September überarbeiteten Methoden will der US-Regulator erkennen, ob Hersteller wie VW eine bestimmte Software nutzen, um Abgastests zu manipulieren. Diese half dem Wolfsburger Konzern, Dieselfahrzeuge über Jahre als umweltfreundlicher darzustellen als sie eigentlich sind. Für die Tricksereien, die die EPA öffentlich machte, drohen VW Strafen in Milliardenhöhe. Die US-Behörde führt auch Tests auf der Straße durch, weil die von VW verwendete Software Simulationen im Labor verfälschte.

Die internationale Behörde für umweltfreundliche Transportmittel, die die Nachforschungen zur Aufdeckung der VW-Affäre mitbeauftragt hatte, erklärte zuletzt, auch Fahrzeuge von Volvo, Renault und Hyundai hätten hohe Emissionswerte gezeigt. Die Tests hätten das Fahren auf der Straße nachgestellt. Der "Financial Times" zufolge weitet die EPA die Überprüfung von Dieselmotoren auf mindestens 28 Modelle von Herstellern wie BMW, Chrysler, General Motors, Land Rover und Mercedes aus.

Auch in Australien wird gegen VW ermittelt. Es soll geklärt werden, ob gegen Verbraucherschutzgesetze verstoßen wurde. Die Wolfsburger setzten dort den Verkauf bestimmter Modelle aus. Dies sei ein erster Schritt, teilte VW mit. Am Freitag hatten Vertreter von Europas größtem Autohersteller mit der australischen Regierung und Verbraucherschützern über den Fall beraten.

Von den Manipulationen bei Dieselmotoren sind nach Konzernangaben weltweit bis zu elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Auf der VW-Website können Kunden mit ihrer Fahrgestellnummer herausfinden, ob Auto betroffen ist. Das Kraftfahrtbundesamt hat Volkswagen eine Frist bis Mittwoch gesetzt. Bis dahin soll der Konzern einen Plan vorlegen, wann die Fahrzeuge ohne Manipulationssoftware die Vorgaben einhalten. Sonst droht ein Fahrverbot für die betroffenen Autos. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Jugendtrendstudie 2025 belegt: Junge Frauen in Deutschland leben mit massiver Angst vor Übergriffen
02.05.2025

Die aktuelle Jugendtrendstudie offenbart, dass die junge Generation sich in ihrem Land nicht mehr sicher fühlt. Besonders Frauen haben...

DWN
Politik
Politik Neue Regierung: Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister - AfD und Steuerzahlerbund fordern Reform
01.05.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.