Die US-Umweltbehörde EPA hält wegen des Abgasskandals bei Volkswagen schärfere Regeln für die gesamte Branche für möglich. Falls schärfere Emissionstests weitere Probleme ans Licht brächten, könnten weitergehende Änderungen notwendig werden, sagte Christopher Grundler, der bei der EPA für Verkehr und Luftqualität zuständig ist, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenn wir bei den Überprüfungen feststellen, dass diese Probleme nicht auf Volkswagen beschränkt sind, werden wir uns die Frage stellen müssen, ob wir regulatorische Veränderungen brauchen." Es seien aber keine massiven Verschärfungen für die gesamte Branche geplant.
Die Aussagen könnten in einem größeren Kontext stehen: Zuletzt hatte der Chef der Bank of England, Mark Carney, gesagt, dass klimaschädliche Energie-Erzeugung schon bald mit einer massiven Regulierung gestoppt werden könnten. Dann drohen, so Carney, schwere Verluste bei sogenannten "gestrandeten Asstes".
Für die deutschen Autobauer ist der neue Wind besonders gefährlich: Die Technologie der Filter wurde unter der Aufsicht von VW-Ikone Ferdinand Piech entwickelt. Es ist den deutschen Autobauern zwar gelungen, die EU mit politischen Druck dazu zu bringen, die strengeren Feinstaub-Regeln, wie sie in den USA gelten, fallenzulassen. Aber die US-Tests haben die VW-Diesel nur mit Manipulation bestanden.
Mit den Ende September überarbeiteten Methoden will der US-Regulator erkennen, ob Hersteller wie VW eine bestimmte Software nutzen, um Abgastests zu manipulieren. Diese half dem Wolfsburger Konzern, Dieselfahrzeuge über Jahre als umweltfreundlicher darzustellen als sie eigentlich sind. Für die Tricksereien, die die EPA öffentlich machte, drohen VW Strafen in Milliardenhöhe. Die US-Behörde führt auch Tests auf der Straße durch, weil die von VW verwendete Software Simulationen im Labor verfälschte.
Die internationale Behörde für umweltfreundliche Transportmittel, die die Nachforschungen zur Aufdeckung der VW-Affäre mitbeauftragt hatte, erklärte zuletzt, auch Fahrzeuge von Volvo, Renault und Hyundai hätten hohe Emissionswerte gezeigt. Die Tests hätten das Fahren auf der Straße nachgestellt. Der "Financial Times" zufolge weitet die EPA die Überprüfung von Dieselmotoren auf mindestens 28 Modelle von Herstellern wie BMW, Chrysler, General Motors, Land Rover und Mercedes aus.
Auch in Australien wird gegen VW ermittelt. Es soll geklärt werden, ob gegen Verbraucherschutzgesetze verstoßen wurde. Die Wolfsburger setzten dort den Verkauf bestimmter Modelle aus. Dies sei ein erster Schritt, teilte VW mit. Am Freitag hatten Vertreter von Europas größtem Autohersteller mit der australischen Regierung und Verbraucherschützern über den Fall beraten.
Von den Manipulationen bei Dieselmotoren sind nach Konzernangaben weltweit bis zu elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Auf der VW-Website können Kunden mit ihrer Fahrgestellnummer herausfinden, ob Auto betroffen ist. Das Kraftfahrtbundesamt hat Volkswagen eine Frist bis Mittwoch gesetzt. Bis dahin soll der Konzern einen Plan vorlegen, wann die Fahrzeuge ohne Manipulationssoftware die Vorgaben einhalten. Sonst droht ein Fahrverbot für die betroffenen Autos.