Finanzen

Energiewende: E.ON und RWE auf politische Unterstützung angewiesen

Lesezeit: 2 min
05.10.2015 16:44
Der anfängliche Solar-Boom verliert mehr und mehr an Schwung. Mittlerweile hängt das Fortbestehen einzelner Unternehmen dieses Sektors an politischer Unterstützung. Aber auch die großen Energieversorger benötigen für die offizielle Rückstellung Hilfe.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die 2011 unmittelbar nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima in Deutschland ausgerufene Energiewende ist politischer Wille, der die Grundfesten unserer Wirtschaft betrifft, der ohne Strom die Lichter ausgingen. Spätestens seit diesem Zeitpunkt gilt der Spruch, dass politische Börsen kurze Beine hätten, nicht mehr.

Das Gegenteil ist der Fall: Sie haben ähnlich lange, wenn auch nicht so schöne Beine wie Heidi Klum. Ein erstes Beispiel lieferte die Solar-Industrie, deren Wohl und Weh seit fast zwei Jahrzehnten von der Politik abhängt. Durch politische Weichenstellungen, die regelmäßig ihren Ausdruck in Veränderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) fanden, erlebte die im Grunde simple Technologie der Fertigung von Solarmodulen im Hochlohnland Bundesrepublik zunächst einen grandiosen Boom. Mit den Veränderungen in den Fördersätzen und dem Auftritt der Chinesen begann vor vier Jahren der Abstieg, den die Branchen-Lobby mit Forderungen nach einer Marktabschottung durch Schutzzölle aufhalten wollte.

Das Auf und Ab an der Börse ging weiter, je nachdem, wie die Dosierung der in Aussicht gestellten politischen Hilfen ausfiel. Aber es nützte nichts. Am Ende schlitterte der einstige Highflyer SolarWorld von Frank H. Asbeck nur haarscharf an einer Pleite vorbei. Eine Partnerschaft mit Qatar Solar Technologies half beim Überleben. Andere große wie etwa Q-Cells und viele kleine schafften es nicht. Beim Blick auf die schlingernden Energieversorger E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall sind Parallelen zu erkennen. Auch hier sind die Kurse spätestens seit Angela Merkels Energiewende ein Spielball der Politik.

Derzeit starrt die Branche gebannt auf den Ausgang eines Stresstests, der angeben soll, wie sehr der Atomausstieg die Bilanzen der vier großen Versorger belastet. Klar ist, dass die bisher gebildeten Rückstellungen in Höhe von 39 Milliarden Euro für den Rückbau der Reaktoren und das Endlager nicht ausreichen werden. So viel ist aus den Gutachten der beauftragten Wirtschaftsprüfer von Warth & Klein Grant Thornton bereits durchgesickert. Zusätzliche Lücken bei der Bewertung entstehen rein rechnerisch durch die niedrigen Zinsen. Der Schock über die angebliche Unterdeckung schickte die Aktienkurse schon vor Wochen weiter in den Keller. Von der Politik in Aussicht gestellte Hilfen ließen die Aktien jüngst wieder steigen. Anleger sollten sich darauf nicht verlassen. Die Politik wird helfen, aber nur sehr begrenzt.

***

In Kooperation mit PLATOW Medien. Seit 70 Jahren steht der Name PLATOW für unabhängige Berichte und Exklusivrecherchen aus Wirtschaft, Kapitalmarkt und Politik. Der PLATOW Brief liefert Ihnen 3x pro Woche auf je 4 Seiten aktuelle Hintergrundinformationen aus der Finanzwelt, Analysen zu den internationalen Kapitalmärkten, zur Konjunktur und zu Zinsen. Für ein 4-wöchiges Probeabonnement können Sie sich hier anmelden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - vier Tote, zahlreiche Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...

DWN
Finanzen
Finanzen Quality Investing: Von der Kunst des klugen Investierens
21.12.2024

Luc Kroeze, Autor des Buches „Die Kunst des Quality Investing“, erläutert im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unsicherheit für PCK: Verkauf der Shell-Anteile gescheitert
20.12.2024

Das Scheitern des Verkaufs der Shell-Anteile an der Schwedter Raffinerie erschüttert den Standort. Wieder bleibt die Zukunft unklar. Nun...