Mit 7,4 Prozent ist Chinas Wirtschaft im vergangenen Jahr so langsam gewachsen wie seit 24 Jahren nicht mehr. Auch wenn das gemessen an europäischen Zahlen noch ein sehr großes Wirtschaftswachstum ist, sind die Auswirkungen der Verlangsamung deutlich zu spüren. Die Finanzinvestoren und ausländischen Unternehmen reagieren sehr empfindlich auf jede schlechte Nachricht aus China. Nun drückt auch noch der chinesische Immobilienmarkt auf die Wirtschaft.
Ein Blick auf die Hausverkäufe im September zeigt, warum. Eigentlich ist der September in China einer der stärksten Monate für Immobilienverkäufe. Doch in diesem Monat ist das Transaktionsvolumen am primären Häusermarkt in den 14 begehrtesten Städten nur um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gewachsen. Und der durchschnittliche Preis für ein neues Zuhause in den 100 größten Städten stieg lediglich um 0,28 Prozent, wie das China Real Estate Index System (CREIS) zeigt.
Seit Ende des vergangenen Jahres hat die chinesische Regierung versucht, den Immobilienmarkt des Landes wieder zu animieren. Und erst zu Beginn des Septembers wurden beispielsweise die Einlagen reduziert, die Chinesen vorweisen müssen, wenn sie sich eine zweite Immobilie kaufen wollen. Die Branche ist sehr wichtig, schließlich macht sie 25 Prozent der Wirtschaft aus. Der „mögliche Zusammenbruch des Immobilienmarktes ist einer der vier Faktoren, die wir genau beobachten und die unserer Einschätzung nach eine finanzielle Instabilität auslösen könnten“, zitiert der Businessinsider die Bank of America Meryll Lynch aus einer Notiz an ihre Investoren.
Es sei zwar möglich, dass die Regierung noch mehr Maßnahmen zur Unterstützung des Immobilienmarktes ergreife, so die Bank. Doch man glaube nicht, dass sich der Immobilienmarkt erhole, wenn die Regierung nicht mehr Geld nutze, um das Wachstum des Landes wieder zu beschleunigen.
So ist die Industrieproduktion im August den sechsten Monat in Folge zurückgegangen und auch der Dienstleistungssektor verlor an Schwung. Der endgültige Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie ging auf 47,3 zurück von 47,8 im Juli. Das ist das niedrigste Niveau seit März 2009.
Nach der letzten Immobilienblase in China könnten weitere Maßnahmen der chinesischen Führung aber auch erhebliche negative Folgen mit sich bringen. Auch die USA hatten in der Vergangenheit viele Maßnahmen ergriffen, um den eigenen Immobilienmarkt anzuheizen. Die Anforderungen für Hauskredite etwa wurden immer geringer. Am Ende fiel das System zusammen und Lehman Brothers wurde geopfert.
Trotz dieses bedeutenden Erfolgs in der Vergangenheit steckt das chinesische Modell in einer Strukturanpassung, die in naher Zukunft einem massiven Konjunktureinbruch Platz machen dürfte. Nicht dass die Exportindustrie nicht mehr wettbewerbsfähig wäre, ganz im Gegenteil. Doch die Fundamentalfaktoren für ein anhaltendes und starkes Export- und Investitionswachstum sind nicht mehr gegeben.