Politik

Erfolg für Putin: Saudi-Arabien gibt Widerstand gegen Russland auf

Die militärische Stärke Russlands hat nun auch Saudi-Arabien zum Einlenken gebracht. Der neue saudische Verteidigungsminister vereinbarte mit Russlands Präsident in Moskau, dass beide Länder in Syrien kooperieren wollen.
11.10.2015 21:32
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In der Syrien-Krise haben Russland und Saudi-Arabien trotz Meinungsverschiedenheiten überraschend eine engere Abstimmung vereinbart. Präsident Wladimir Putin traf am Sonntag in Sotschi mit dem neuen saudischen Verteidigungsminister Mohammed bin Salman al-Saud zusammen, der Russland zum zweiten Mal binnen weniger Monate besuchte. Saudi-Arabien unterstützt Rebellengruppen, die gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad kämpfen, und sieht die russischen Luftangriffe deshalb mit großem Misstrauen.

Der saudische Außenminister Adel al-Dschubeir sagte nach dem Treffen, sein Land trete für einen Dialog zwischen Regierung und Opposition in Syrien und eine Übergangsregierung ein. Damit haben auch die Saudis den Plan aufgegeben, Assad sofort stürzen zu können. Das werde letztlich zum Abdanken Assads führen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte nach dem Treffen, dass die beiden Seiten darin übereinstimmten, ein terroristisches Kalifat zu verhindern.

Al-Dschubeir sagte auch, Russland habe saudische Befürchtungen zerstreut, dass es sich in Syrien zu eng mit dem Iran abstimmen werde. Moskau habe versichert, dass es allein um den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehe.

Mit diesem Schwenk hat sich offenbar auch in Saudi-Arabien die pragmatische Richtung durchgesetzt: Erst vor wenigen Tagen hatten hochrangige Geistliche zum Heiligen Krieg gegen Russland aufgerufen. In der theokratischen Monarchie tobt nach dem Tod des Königs ein Machtkampf. Doch offenbar ist es den Pragmatikern gelungen, die Geistlichen zu überzeugen, dass ein Heiliger Krieg gegen die russische Armee nicht von besonderen Erfolgsaussichten gekrönt sein würde.

Damit hat Russland eine breite Allianz für seine Operationen in Syrien geschmiedet: Mit dem Iran und dem Irak kooperieren die Russen ebenso wie mit China. US-Präsident Barack Obama und Israel werden informiert. Frankreich unterstützt Russlands Vorgehen ausdrücklich. Am Sonntag fand eine zweite Videokonferenz zwischen russischen und amerikanischen Militärs statt.

Militärisch kommen die Russen offenbar nach zwischenzeitlichen Schwierigkeiten wieder besser voran: Die iranische Nachrichtenagentur Fars berichtet von Erfolgen in der El Grabh Ebene. Offenbar steht die syrische Armee kurz vor der Autobahn Latakia-Aleppo und der türkischen Grenze. Die Iraner berichten außerdem von einem Sieg der syrischen Armee über den IS beim Luftwaffenstützpunkt Deir Ezzur, wo es 120 Tote unter den IS-Kämpfern gegeben haben soll. Der arabische Sender al-Arabiya berichtet von syrischen Erfolgen bei Hama.

Putin sagte laut Interfax, er wolle sich nicht in religiöse Konflikte einmischen, sondern sei lediglich daran interessiert, die staatliche Ordnung in Syrien wiederherzustellen.

In Großbritannien streuten Militärs im Daily Star das Gerücht, dass Kampf-Jets der Royal Air Force ab sofort mit Luft-Luft-Raketen zu bewaffnen seien. Die Piloten hätten die Erlaubnis, russische Jets über Syrien abzuschießen, wenn sie bedroht würden. Die Regierung in London dementierte umgehend. Moskau bestellte, wie Reuters meldet, dennoch den britischen Militär-Attaché ein, um Aufklärung zu erhalten. Das iranische Fernsehen berichtete sehr unaufgeregt über den Vorfall (siehe Video am Anfang des Artikels).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...