Deutschland

Ringier widerspricht NZZ: Steinbrück hat Honorar gespendet

Kleiner Schweizer Pressekrieg: Der Ringier-Verlag ("Cicero") hält der Neuen Zürcher Zeitung vor, in der neuesten Causa "Steinbrück und das liebe Geld" nur die halbe Wahrheit verbreitet zu haben.
13.11.2012 02:59
Lesezeit: 2 min

Aktuell: Nun droht auch Österreich mit Veto zum EU-Budget

In ihrer Sonntagsausgabe berichtet die Schweizer NZZ über einen Vortrag, den Peer Steinbrück bei dem Medienkonzern Ringier hielt. Die Ausrichtung des Artikels zielt darauf ab, dass Peer Steinbrück das damals erhaltene Honorar nicht ordnungsgemäß angegeben hätte: „Jetzt zeigt sich: Der Kanzlerkandidat hat vermutlich auch in der Schweiz einen Nebenverdienst erzielt, den er nicht offengelegt hat“, heißt es in der NZZ. Um dies zu untermauern, zitiert die Zeitung zudem den Pressesprecher Ringiers, Edi Estermann, mit den Worten, Steinbrück „hat dafür das in solchen Fällen übliche Honorar von 1.500 Euro erhalten“. Bis auf die zusätzlichen Information, dass Steinbrück am 9. Dezember 2010 Referent der Ringier-Denkfabrik war, druckte die NZZ keine weiteren Äußerungen aus dem Hause Ringier.

Vielmehr zitiert die Zeitung anschließend Steinbrücks Pressesprecher Michael Donnermeyer, der darauf verweist, dass Peer Steinbrück das Geld gespendet hätte. Gleich im Anschluss daran verweist die NZZ jedoch darauf, dass der SPD-Kanzlerkandidat die Zahlung von Ringier nie deklariert habe und unterstellt damit, Steinbrück hätte entgegen der Aussage seines Pressesprechers die Zahlung in Höhe von 1.500 Euro von Ringier erhalten und nicht angegeben.

Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten gibt Ringier-Pressesprecher Edi Estermann nun aber an, dass der von der NZZ geschilderte Sachverhalt „nur zur Hälfte korrekt wiedergegeben“ wurde. Peer Steinbrück habe für seinen Auftritt „nämlich tatsächlich das für solche Auftritte übliche Honorar von 1.500 Euro erhalten“, so Estermann. Auf Steinbrücks „ausdrücklichen Wunsch hin wurde dieser Betrag von uns aber direkt einer wohltätigen Organisation überwiesen.“ Diese Aussage Estermanns ist im NZZ-Bericht nirgendwo zu finden. Die Spende Steinmeiers ging an den Katholischen Verein für Soziale Dienste, SKFM Haan e.V. „Die Überweisung erfolgte direkt an die Stadtsparkasse in 42781 Haan/Rhein“, fügte Estermann hinzu. „Die entsprechenden Belege liegen uns selbstverständlich vor.“

Bei der im Fokus stehenden Veranstaltung habe Peer Steinbrück mit dem Publizisten Hannes Britschgi über die Bankenkrise im Herbst 2008, den „schmelzende Wohlstand und den bröckelnde gesellschaftliche Zusammenhalt“ gesprochen, erklärte Estermann den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Steinbrücks Verhältnis zur Schweiz und seine Vorstellungen über die Zukunft Europas und die Bundesrepublik hätten ebenfalls im Mittelpunkt gestanden. „Es war der einzige Auftritt von Herrn Steinbrück in diesem Rahmen“, so Estermann. „Und und es kommt nicht sehr oft vor, dass deutsche Abgeordnete bei Ringier in der Schweiz auftreten.“

Ringier und Steinbrück unterhalten ein enges Verhältnis: Das Ringier-Magazin Cicero, geleitet von Steinbrücks seinerzeitigem Regierungskollegen Michael Naumann, durfte die Kandidatur Steinbrücks als exklusive Weltneuheit vorab reportieren und hat dies in einem sehr freundlichen Ton gemacht. Der Chefpublizist von Ringier, Frank A. Meyer, ist ein Freund Steinbrücks und hat sich stets wohlwollend über die Aktivitäten seines Freundes geäußert.

Weitere Themen

Streiks in Europa: Auch Deutschland will mitmachen

Griechenland: Juncker hofft auf Wunder und brüskiert öffentlich Mme. Lagarde

Troika-Bericht: Griechenland braucht weitere 32 Milliarden Euro zum Überleben

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands Zukunft? Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...