Shell stoppt angesichts des Ölpreisverfalls ein Ölsandprojekt in Kanada und nimmt dafür milliardenschwere Abschreibungen in Kauf. Angesichts der niedrigen Preise müsse der Konzern auf die Kosten schauen, sagte Unternehmenschef Ben van Beurden am Dienstag. Der Ausstieg aus dem 2013 gestarteten „Carmon Creek“-Projekt in der Provinz Alberta verursache Kosten und Wertminderungen in Höhe von umgerechnet knapp 1,37 Milliarden Euro. Der Ölpreis-Verfall zwingt die gesamte Branche dazu, die Ausgaben zu senken.
Im kanadischen Ölsand liegen große Reserven. Allerdings ist die Förderung mit hohen Investitionen verbunden. Erst vor einem Monat hatte Shell die Suche nach Öl vor der Küste Alaskas auf Eis gelegt und ebenfalls Milliarden abgeschrieben. Angesichts eines um fast die Hälfte gesunkenen operativen Ergebnis im dritten Quartal kündigte auch der norwegische Statoil-Konzern am Mittwoch an, die Investitionen um eine weiter Milliarde Dollar zu kürzen. Erst am Dienstag hatte der britische BP-Konzern zum dritten Mal in diesem Jahr seine Investitionspläne für 2015 zusammengestrichen.
Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell stoppte bereits Ende September seine umstrittenen Probebohrungen vor der Küste Alaskas. Als Gründe nannte Shell mangelnden Erfolg und zu hohe Kosten. Der Stopp bringt finanzielle Belastungen in Milliardenhöhe mit sich, wie das Unternehmen in London mitteilte. Zudem seien die staatlichen Vorgaben herausfordernd und unpräzise. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace feierte den Stopp als großen Erfolg. Das Bohren nach Öl und Gas in Alaska ist wegen des fragilen Ökosystems sehr umstritten.
Shell bezifferte die finanziellen Belastungen auf etwa drei Milliarden US-Dollar, bezogen auf den Buchwert des Projektes. Weitere 1,1 Milliarden Dollar dürften für zukünftige Vertragsverpflichtungen anfallen. Weitere Details will das Unternehmen bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal geben.