Deutschland

Kosten für elektronische Gesundheitskarte explodieren

Die Kassenbeiträge werden aufgrund der Gesundheitskarte erneut steigen. Allein die zusätzliche Telematik-Infrastruktur für Klinikambulanzen und Versorgungszentren soll noch einmal 100 Millionen Euro kosten.
30.10.2015 13:31
Lesezeit: 1 min

Die Kritik an der elektronischen Gesundheitskarte hält an. Neben den Schwierigkeiten mit der Gewährleistung des Datenschutzes spielen die stetig steigenden Kosten eine immer größere Rolle in der Diskussion. „Die  Versicherten bezahlen für eine Karte, die teuer und nutzlos ist sowie den Datenschutz quasi abschafft“, sagte der Vorsitzende der Freien Ärzteschaft, Wieland Dietrich. „Und das künftig mit mehr Geld aus der eigenen Tasche.“ Damit spielt Dietrich auf neueste Schätzungen an, die davon ausgehen, dass die Kassenbeiträge im kommenden Jahr um 0,3 Prozent steigen werden. Eine weitere Steigerung für 2017 wird ebenfalls erwartet.

Der GKV-Spitzenverband gibt an, dass die gesetzlichen Krankenkassen seit 2008 für die elektronischen Gesundheitskarten bereits etwa 800 Millionen Euro ausgegeben haben. „Für die Jahre 2014 und 2015 werden Kosten in Höhe von jeweils rund 200 Millionen Euro erwartet“, so die Bundesregierung in einer Kleinen Anfrage der Linksfraktion.

Neue Zahlen stellen diese Berechnungen jedoch in Frage. So rechnet die Industrie damit, dass im kommenden Jahr sämtliche Kartenlesegeräte ausgetauscht werden müssen. Diese entsprachen nicht den Sicherheitsanforderungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI). „Mit der elektronischen Gesundheitskarte in der Hand verfügen die Patientinnen und Patienten über ein Instrument, mit dem sie selber bestimmen können, wer wann auf welche Daten zugreifen darf“, wirbt das Bundesministerium für Gesundheit. Ziel sei es, die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern sowie die Rolle der Patienten zu stärken.

Darüber hinaus sollen im kommenden Jahr auch die Praxen, Klinikambulanzen und Versorgungszentren für mehr als 100 Millionen Euro mit so genannten Konnektoren ausgestattet werden. Damit sollen sie an ein zentrales Datennetz angeschlossen werden. „Außerdem müssen bis 2017 alle elektronischen Gesundheitskarten ausgetauscht werden, da auch diese den Sicherheitsanforderungen nicht mehr entsprechen“, so Dietrich. Das kostet weitere 300 Millionen Euro.

„500 Millionen Euro ohne Nutzen, aber mit erheblichen Datenschutzrisiken für die Bürger – das hält die Freie Ärzteschaft für nicht vertretbar.“ Den Innungskassen zufolge hat die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte bislang sogar 1,2 Milliarden Euro an Kosten verursacht.

Ablehnen dürfen die Versicherten die elektronische Gesundheitskarte (eGK) aber nicht. „Die Einführung der eGK ist gesetzlich vorgeschrieben und auch die Krankenkassen sind daran gebunden“, so das 1A Verbraucherportal. Zwar dürfe auch ohne gültige eGK kein Arzt medizinische Leistungen verweigern, unter Umständen verweigere die zuständige Kasse jedoch die Abrechnung und die entfallenen Kosten könnten als privatärztliche Leistungen behandelt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drei Anzeichen für ein brüchiges Arbeitsleben
07.07.2025

Neue Führung, neue Arbeitszeiten, neue Karriereträume: Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, muss verstehen, wie sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...