Politik

„Hexenjagd“: Höchstgericht verbietet Buch von Ursula Sarrazin

Der Bundesgerichtshof hat das Buch „Hexenjagd“ von Ursula Sarrazin gestoppt. Der Verlag muss alle ausgelieferten Exemplare zurückholen, weil die Autorin die Persönlichkeitsrechte eines Kindes verletzt habe.
05.11.2015 14:27
Lesezeit: 1 min

Der Diederichs Verlag muss den Vertrieb des Buches "Hexenjagd - Mein Schuldienst in Berlin" von Ursula Sarrazin stoppen und alle ausgelieferten Exemplare zurückrufen. Das entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in einem nun bekannt gewordenen Urteil. Die Ex-Lehrerin und Ehefrau des umstrittenen früheren Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin hat demnach in dem Buch eine Zweitklässlerin namentlich diskreditiert und damit die Persönlichkeitsrechte des Kindes verletzt.(AZ: VI ZR 175/149)

Die Lehrerin arbeitete seit 1999 an Berliner Grundschulen und sollte nach Elternbeschwerden im Schuljahr 2010/11 versetzt werden. Sie ließ sich deshalb zunächst beurlauben und schied aus dem Schuldienst aus. 2012 veröffentlichte sie dann ihr Buch, in dem sie sich als Opfer einer beispiellosen Mobbingkampagne auch von Eltern beschreibt.

In der umstritten Passage nennt sie eine damalige Schülerin mit vollem Namen, die auf Wunsch der ebenfalls benannten Mutter die zweite Schulklasse überspringen sollte. Sarrazin verhinderte das und bezeichnete das Kind in dem Buch als unreife "Pseudo-Hochbegabte", der es an der erforderlichen Intelligenz und Sozialkompetenz fehle.

Der BGH wertete dies als Verstoß gegen die Persönlichkeitsrechte des bei der Buchveröffentlichung zwölf Jahre alten Mädchens. Jedes Kind habe ein Recht auf eine "ungestörte kindgemäße Entwicklung". Dies Recht umfasse auch seine ungestörte "Entfaltung in der Öffentlichkeit", entschied das Gericht.

Ursula Sarrazin kann sich demnach auch nicht auf die Kunstfreiheit berufen, weil ihr Buch keine "Kunst" sei. Die Autorin erhebe vielmehr ausdrücklich den Anspruch, über Fakten zu berichten und wolle "Missstände im Schulsystem" aufdecken, heißt es im Urteil.

Ursula Sarrazin war früher SPD-Politikerin und ist mit Thilo Sarrazin verheiratet.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...