Politik

Baltische Staaten fordern Entschädigung von Russland wegen UdSSR

Lesezeit: 1 min
08.11.2015 23:32
Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen wollen Schadensersatzforderungen an Russland für Schäden unter der Sowjetherrschaft bis 1991 vorbereiten. Russische Experten geben dem Ansinnen wenig Chancen.
Baltische Staaten fordern Entschädigung von Russland wegen UdSSR

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die drei Ex-Sowjetrepubliken wollen zunächst gemeinsam die wirtschaftlichen Verluste und Schäden aus der Zugehörigkeit zur Sowjetunion berechnen. Dies vereinbarten die Justizminister der drei EU- und Nato-Länder in einer am Donnerstag in Riga unterzeichneten Erklärung.

«Die Gesellschaft hat immer noch zu wenig Kenntnis über die negativen Auswirkungen des totalitären Besatzungsregime der Sowjetunion auf die Wirtschaft, Umwelt, Demografie und den sozialen Bereich», sagte der lettische Justizminister Dzintars Rasnacs. Sein estnischer Kollege Urmas Reinsalu nannte die Wiedergutmachung eine «moralische und juristische Verpflichtung» gegenüber Tausenden Opfern.

Die Sowjetunion hatte sich die baltischen Staaten nach dem Hitler-Stalin-Pakt im Juni 1940 einverleibt. Erst 1991 erlangten Estland, Lettland und Litauen ihre Unabhängigkeit zurück. Russland als Rechtsnachfolgerin der UdSSR streitet eine Besatzung vehement ab: Die drei Ostseerepubliken hätten sich freiwillig der Sowjetunion angeschlossen. Die Klagen hätten nach internationalem Recht keine Aussicht auf Erfolg, sagte in Moskau der Vorsitzende des Menschenrechtsrates beim Präsidenten, Michail Fedotow.

Am Tag der Unterzeichnung des Memorandums am Donnerstag trafen sich die baltischen Regierungschefs auch mit dem ukrainischen Premier. Die Ukraine und die baltischen Staaten haben den geplanten Ausbau der Ostsee-Gasleitung von Russland nach Deutschland kritisiert. Nord Stream 2 sei mehr ein politisches Projekt und kein wirtschaftliches, sagte der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk. Auch Gastgeberin Laimdota Straumjuma zeigte sich «sehr besorgt» über die vom russischen Gazprom-Konzern mit westeuropäischen Firmen vereinbarte Erweiterung der Pipeline. «Es ist ganz klar, dass es sehr negative Auswirkungen auf die Gasversorgung der Ukraine haben würde», sagte Taavi Rõivas (Estland).

Durch Nord Stream 2 würde die Ukraine nach Angaben von Jazenjuk Einnahmen in Höhe zwei Milliarden US-Dollar (etwa 1,8 Milliarden Euro) verlieren. Finanziell betroffen wären auch die Slowakei und Polen, sagte der ukrainische Regierungschef. Die krisengeschüttelte Ukraine ist ein wichtiges Transitland für russisches Erdgas.

Straujuma und Rõivas forderten die EU zu einer sorgfältigen Prüfung des Projekts auf. Die baltischen Staaten hatten - ebenso wie Polen - bereits den Bau der ersten beiden Stränge von Nord Stream massiv kritisiert und Deutschland damals Verrat gemeinsamer Interessen vorgeworfen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Politik
Politik Scholz im Bundestag: Eine Erklärung, die nichts erklärt
28.11.2023

Die mit großer Spannung erwartete Regierungserklärung enttäuschte. Weder erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz, wie es zu dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bundesrat stimmt besseren Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen zu
28.11.2023

Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz (ZuFinG), dem nun auch der Bundesrat zugestimmt hat, werden sich die Finanzierungsmöglichkeiten für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kredite an Unternehmen in Eurozone schrumpfen erstmals seit 2015
28.11.2023

Die Zinserhöhung durch die EZB zeigt Wirkung. Der Umfang der Kredite an Unternehmen der Eurozone ist im Oktober so stark zurückgegangen...

DWN
Politik
Politik Schuldenbremse: Scholz erhält Rückendeckung vom DIW
28.11.2023

Die Haushaltskrise rechtfertigt laut DIW-Chef Marcel Fratzscher die Ausrufung einer Notlage auch für 2024. Die Schuldenbremse sei sowieso...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EIT Culture & Creativity - Europa setzt auf Kreativität für KMU
28.11.2023

Europa setzt auf kreative Impulse für wirtschaftliche Transformation: Mit über 70 Millionen Euro fördert das EIT Culture & Creativity...

DWN
Politik
Politik Armes Deutschland – eine Gefahr für die Demokratie
27.11.2023

Neueste Zahlen zum Wohlstand und dessen ungleicher Verteilung zeigen: Die Armut ist in Deutschland auf dem Vormarsch - mit weitreichenden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konsumklima schwach: Handel fürchtet um Weihnachtsgeschäft
28.11.2023

Das Konsumklima hat sich vor Weihnachten nur wenig aufgehellt. Doch Ökonomen sind wenig optimistisch. Denn durch die Haushaltskrise drohen...

DWN
Politik
Politik SPD und Grüne gegen Schuldenbremse, FDP weiter dafür
28.11.2023

Die Ampel streitet über den Bundeshaushalt 2024. Allein die FDP will an der Schuldenbremse festhalten. Daher setzen SPD und Grüne auf...