Die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Tempo ihrer umstrittenen Anleihenkäufe erhöht. In der Woche bis zum 6. November nahmen die Währungshüter Staatsanleihen im Wert von 12,93 Milliarden Euro in ihre Bücher, wie die Notenbank am Montag mitteilte. In der Woche davor waren es noch 10,57 Milliarden gewesen. Die EZB und die nationalen Zentralbanken der Euro-Länder haben damit seit Beginn des Programms im März Staatsbonds im Volumen von 406,57 Milliarden Euro in ihre Bücher genommen. Die Käufe sollen bis September 2016 laufen und dann einen Gesamtumfang - Pfandbriefe und Hypothekenpapiere eingeschlossen - von 1,14 Billionen Euro erreichen.
Im Oktober hatte EZB-Präsident Mario Draghi die Tür für eine Ausweitung der geldpolitischen Maßnahmen weit geöffnet, sollte dies erforderlich werden. Mit den Käufen will die EZB dafür sorgen, dass für Banken Anleihen-Investments weniger lukrativ werden. Stattdessen sollen sie mehr Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben, was die Konjunktur und auch die Inflation anschieben würde. Bisher allerdings blieben die Auswirkungen auf die Teuerung gering.
Genau dort setzt auch die Kritik der Deutschen Bundesbank an: Deren Chef, Jens Weidmann, hat sich explizit gegen eine Fortsetzung der Geldschwemme ausgesprochen. Die geringe Inflation sei kein Zeichen einer Deflation, sondern Folge des niedrigen Ölpreises. Durch eine Fortsetzung der Geldschwemme würde sich die EZB nach Weidmanns Ansicht zum Gefangenen der Politik machen. Doch das ist die Zentralbank schon ganz offensichtlich: Anfang November warnte sogar EZB-Chef Mario Draghi, dass das italienische Defizit zu hoch werden könne. Draghi sagte, die Entscheidung der EU, wegen der Flüchtlinge mehr Schulden machen zu wollen, sei riskant.