Politik

Interview mit der ARD: Warum Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest fährt

Mit der Ankündigung, den umstrittenen Popsänger Xavier Naidoo (44) zum Eurovision Song Contest 2016 für Deutschland nach Stockholm zu schicken, hat die ARD Staub aufgewirbelt. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur steht Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber (56) zu seiner Entscheidung.
19.11.2015 14:12
Lesezeit: 2 min

Frage: Haben Xavier Naidoos umstrittene Äußerungen in der Vergangenheit bei Ihrer Entscheidung eine Rolle gespielt? Es wurden ihm Homophobie, Antisemitismus und Rechtslastigkeit vorgeworfen.

Antwort: Dass Xavier Naidoo polarisiert, wussten wir. Die Frage ist, ob alle Hassäußerungen, die es in den sozialen Netzwerken gibt, eine sachliche Grundlage haben. Zu den einzelnen Vorwürfen: Xavier Naidoo steht für Toleranz allen Lebensentwürfen gegenüber, die es in dieser Republik gibt.

Er hat vor kurzem die Resolution an die Kanzlerin unterschrieben, die die Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe fordert. In dem Interview mit uns auf eurovision.de wirbt er für die Toleranz für die Religion und die Toleranz für Lebensentwürfe. Er arbeitet mit Künstlern zusammen, die unterschiedlichste sexuelle Orientierungen leben, er hat als junger Mann als Türsteher in Schwulen-Discos gearbeitet. Zum Thema Antisemitismus: In der vierstündigen Dokumentation bei Vox hat sich Marek Lieberberg, der wunderbare Konzertveranstalter aus Frankfurt, der seit 20 Jahren mit Xavier Naidoo arbeitet, sehr eindeutig dazu geäußert. Xavier Naidoo setzt sich seit vielen Jahren für die deutsch-israelische Freundschaft ein, unter anderem, weil er weiß, dass sein Vater nur aufgrund der Hilfe eines jüdischen Onkels nach Deutschland kommen konnte. Hat Xavier Naidoo keine Fehler in seinem Leben gemacht? Sicher hat er - wie wir alle - nicht nur in jedem Moment alles richtig gemacht.

Frage: Ist es trotz allem denn sinnvoll, einen Kandidaten zu nominieren, der die Menschen so polarisiert?

Antwort: Zuerst einmal haben wir einen der besten Sänger Deutschlands nominiert, und ich habe im Zusammenhang mit den TV-Shows «The Voice of Germany» oder «Sing meinen Song» diese Frage nicht gehört. Für mich ist entscheidend, dass Xavier Naidoo sich auf die Idee einlässt, das Publikum entscheiden zu lassen, mit welchem Lied er nach Stockholm zum Eurovision Song Contest fährt.

Frage: Warum präsentieren Sie dem Publikum nur einen Kandidaten und lassen es nicht – ganz demokratisch – aus einer Schar mehrerer (Nachwuchs-)Kandidaten auswählen?

Antwort: Für uns war es wichtig, mit jemandem anzutreten, der über eine hervorragende Bühnenpräsenz verfügt, der ein sehr guter Sänger ist und der mit uns auf die Suche nach einem Lied geht - und bei dem das Lied nicht von vornherein feststeht, weil es die neue Single ist. Außerdem wird das Publikum ja entscheiden: über den Song und auch - wir wollen mit Studenten der deutschen Film- und Kunsthochschulen einen neuen Weg gehen - über die fernsehgerechte Präsentation des deutschen Songs auf der ESC-Bühne in Stockholm. Schließlich ist der ESC zuerst einmal eine große, weltweite Fernsehshow.

Thomas Schreiber (56), leitet seit 2007 den Bereich Fiktion und Unterhaltung beim NDR. Schreiber ist innerhalb der ARD auch Unterhaltungskoordinator.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...