Politik

US-Behörde fordern von VW den Rückkauf von manipulierten Autos

Lesezeit: 2 min
20.11.2015 00:46
Volkswagen wird in den USA vermutlich nicht so billig davonkommen wie erhofft: Ein Sprecher der Umwelt-Behörde sagte, es sei ja ganz nett, Anzeigen in den Zeitungen zu schalten und den Kunden 1.000 Dollar anzubieten. Doch dem Ausmaß des Schadens würden diese Vorschläge bei weitem nicht gerecht.
US-Behörde fordern von VW den Rückkauf von manipulierten Autos

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Volkswagen muss die von dem Abgas-Skandal betroffenen Diesel-Fahrzeuge in den USA vermutlich teilweise zurückzukaufen. Die Chefin der kalifornischen Umweltbehörde Carb, Mary Nichols, sagte dem Handelsblatt, es sei "ziemlich wahrscheinlich, dass VW wenigstens einen Teil der Flotte von den Besitzern zurückkaufen muss". Denn Erfahrungen mit anderen Herstellern hätten gezeigt, dass ein Nachrüsten der Fahrzeuge oft nicht so gut funktioniere wie geplant.

VW hat zugegeben, in Millionen Diesel-Fahrzeugen eine Software eingesetzt zu haben, mit der Abgastests umgangen wurden, um eine Zulassung der Autos zu bekommen. Der Autobauer muss der kalifornischen Behörde bis Freitag einen Plan für technische Lösungen vorlegen, um den Abgasbetrug zu beenden. Nichols fordert ein Umweltkonzept, das die zusätzlichen Emissionen der Fahrzeuge ausgleicht. "Was uns im Moment Sorgen macht, ist, dass der Umwelt-Aspekt nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die wir uns wünschen würden", sagte sie der Vorabmeldung zufolge. "Ganzseitige Anzeigen in der Zeitung zu schalten und den Kunden 1000 Dollar anzubieten, ist ja nett. Aber das ist noch nicht einmal ansatzweise genug, um das Ausmaß des Schadens zu thematisieren." In den USA bietet VW den von Manipulationen betroffenen Kunden als Zeichen der Wiedergutmachung Einkaufsgutscheine im Wert von je 1000 Dollar an.

In Deutschland hofft VW dagegen, mit einem blauen Auge davonzukommen: Der bevorstehende Rückruf von etwa 2,4 Millionen Diesel-Fahrzeugen mit manipulierter Abgas-Software wird den Volkswagen-Konzern im kommenden Jahr einem Pressebericht zufolge wohl deutlich weniger kosten als ursprünglich gedacht. Bei den Autos mit 1,6 Liter Hubraum werde neben dem Software-Update noch ein neuer, etwa zehn Euro teurer Sensor im Luftfilter benötigt, um die Schadstoffemissionen auch im Alltagsverkehr innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte der Euro-5-Norm zu halten, schrieb die Wirtschaftswoche, allerdings ohne Quellenangabe. "Das wäre eine riesige Entlastung für den Konzern, seine Kunden und Aktionäre", erklärte Auto-Analyst Arndt Ellinghorst von Evercore ISI in einer Studie.

Ein VW-Sprecher sagte zu Reuters: "Die Gespräche mit dem Kraftfahrtbundesamt laufen noch. Wir wollen die für den Kunden beste technische Lösung finden und diese dann entsprechend umsetzen." Zu den im Bericht genannten Kosten machte er keine Angaben.

Die Wolfsburger hatten Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am Montag die technische Lösung präsentiert, diese wird derzeit vom Kraftfahrtbundesamt auf Tauglichkeit überprüft. Bei den Motoren vom Typ EA 189 war Mitte September eine Schummel-Software entdeckt worden, welche die Stickoxid-Emissionen auf dem Prüfstand niedriger ausfallen ließ als im Straßenverkehr. Ursprünglich war befürchtet worden, dass die Fahrzeuge mit einem zusätzlichen Katalysator nachgerüstet werden müssten. Das wäre dann deutlich teurer geworden. VW hat bereits 6,7 Milliarden Euro für den millionenfachen Rückruf von Autos zur Seite gelegt, die mit einer Betrugssoftware ausgestattet sind.

In jedem Fall werden die Steuerzahler einen Großteil der Strafen für VW bezahlen müssen, weil der Konzern davon ausgeht, dass diese von der Steuer absetzbar sind.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...