Politik

Flughafen Berlin BER: Erpressung, Korruption, Schmiergeld, fingierte Rechnungen

Lesezeit: 1 min
20.11.2015 20:53
Beim Berliner Großflughafen BER finden sich wegen der politischen Chaos-Planung offenbar so ziemlich alle Elemente der Wirtschaftskriminalität. Das haben die nun die Prüfer offiziell festgestellt. Die politische Verantwortung für die massive Steuergeld-Vergeudung übernimmt niemand.
Flughafen Berlin BER: Erpressung, Korruption, Schmiergeld, fingierte Rechnungen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  

Am neuen Hauptstadtflughafen haben Baufirmen nach Betreiberangaben versucht, Kapital aus der Krise des Projekts zu schlagen. Der Leiter der Rechnungsprüfung der Flughafengesellschaft (FBB), Carsten von Damm, sprach am Freitag von «Erpressungs-Situationen». Firmen hätten sich nach der geplatzten Eröffnung 2012 beispielsweise gesträubt, zusätzliche Leute auf die Baustelle zu bringen, um ihren finanziellen Forderungen Nachdruck zu verleihen. «Die FBB ist tendenziell häufiger eingeknickt, weil wir uns in einer schwierigen Situation befanden.»

Von Damm schilderte im Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses Details zu Fällen überhöhter oder unberechtigter Rechnungen des Gebäudetechnikausrüsters Imtech und von Siemens. Beim Umbau der Entrauchungsanlage habe Siemens Planungs- und Bauarbeiten ohne Gegenleistung abgerechnet. Nach Flughafenangaben geht es um 1,9 Millionen Euro.

Siemens und der Flughafen haben den Fall im August der Staatsanwaltschaft Cottbus übergeben. Ein Siemens-Sprecher wollte sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen am Freitag nicht äußern.

Ende 2012 hatte die damals finanziell angeschlagene Imtech einen Vorschuss auf Nachtragsforderungen von mehr als 60 Millionen Euro erhalten, ohne dass die Rechnungen geprüft wurden. Dabei soll Schmiergeld geflossen sein, in dem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft Neuruppin gegen vier ehemalige Manager des Flughafens und von Imtech.

Von den Nachtragsforderungen gingen 25 Millionen Euro direkt an Imtech, 41 Millionen an eine Arbeitsgemeinschaft, an der Imtech beteiligt war. «Es gab den Glauben, dass in der Sekunde, wo die abziehen, was sie auf der Baustelle haben, der Termin tot ist», hatte der damalige Technikchef Horst Amann mit Blick auf den einst angestrebten Starttermin Oktober 2013 im Ausschuss ausgesagt.

Die deutsche Imtech-Tochter ist inzwischen insolvent. Das Kerngeschäft wird von einer Tochter der Bremer Gustav Zech Stiftung weitergeführt, die auch die Arbeiten in Schönefeld fortsetzen will.

Begünstigt wurden solche Fälle offenbar dadurch, dass nach dem Rauswurf der Projektgemeinschaft (PG) BBI um das Büro des Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan als Generalplaner im Mai 2012 viel nachzuarbeiten war. «Zu Mai 2012 lagen mehrere tausend Nachträge unbearbeitet bei der PG BBI», sagte von Damm. Sie hätten sich auf 200 bis 300 Millionen Euro summiert.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Öl- und Gasförderer am Tiefpunkt – jetzt soll Geothermie die Branche retten
20.04.2024

Die Öl- und Gasförderung in Deutschland sinkt immer weiter – ohne Fracking wird sich daran wohl auch nichts ändern. Die Bohr-Industrie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Interview: Absicherung von Unternehmen – worauf kommt es an?
20.04.2024

Kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Risiken oft nicht bewusst. Der Studienautor und Versicherungsexperte Daniel Dewiki...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdbeer-Saison in Deutschland beginnt - hartes Geschäft mit süßen Früchten
20.04.2024

Geschützt unter Folientunneln sind in Deutschland die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Bisher zeichnet sich eine gute Ernte ab - doch...

DWN
Politik
Politik Einigung auf Solarpaket - das sind die Neuerungen
20.04.2024

Ein Maßnahmenpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Es geht vor allem um weniger Bürokratie. Einen Bonus...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....