Politik

CDU-Ministerpräsident fordert Obergrenze für Flüchtlinge

Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt fordert Flüchtlings-Obergrenzen für alle Bundesländer. Sachsen-Anhalt könne demnach jährlich nicht mehr als 12.000 Menschen aufnehmen. Die Integrationsbeauftragte Özoguz warnte vor „überzogenen Erwartungen“ an Kontingente, da die Gesamtzahl der Flüchtlinge dadurch kaum kleiner werde.
26.11.2015 00:49
Lesezeit: 2 min

In der Debatte um eine Begrenzung des Flüchtlings-Zuzugs kommt jetzt auch aus der CDU die Forderung nach genau definierten Obergrenzen. Jedes Bundesland solle seine maximale Aufnahmezahl nennen, sagte der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), dem Handelsblatt vom Dienstag. In seinem Bundesland seien das jährlich 12.000 Menschen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nannte die Bewältigung der Flüchtlingskrise wichtiger als einen Haushalt ohne neue Schulden.

Haseloff, der auch Mitglied des Parteipräsidiums ist, forderte einen Beschluss auf dem CDU-Parteitag im Dezember zur Begrenzung des Zuzugs. Nötig sei dafür „eine Obergrenze, die unsere Leistungsfähigkeit berücksichtigt“. Auch die anderen Bundesländer sollten Zahlen nennen, die dann den Wert für ganz Deutschland ergäben.

Würden die von Haseloff genannten 12.000 Flüchtlinge im Verhältnis zur Einwohnerzahl auf ganz Deutschland hochgerechnet, ergäbe sich eine nationale Obergrenze von ungefähr 480.000. Bei der Verteilung der Flüchtlinge auf die Bundesländer wird aber auch die Wirtschaftskraft der Regionen berücksichtigt.

Innerhalb der Regierungskoalition wird seit Wochen heftig über eine Obergrenze für Flüchtlinge gestritten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist strikt gegen eine nationale Festlegung und erteilte erst auf dem CSU-Parteitag am Freitag der Schwesterpartei in diesem Punkt eine Absage. Beraten wird in der Koalition derzeit aber über flexible Flüchtlingskontingente, die europaweit und mit Herkunftsländern wie der Türkei abgestimmt werden sollen.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), warnte vor „überzogenen Erwartungen“ an derartige Kontingente, die sie aber grundsätzlich richtig finde. Ein „signifikanter Rückgang“ der Flüchtlingszahlen werde dadurch nicht erreicht, sagte Özoguz der Neuen Osnabrücker Zeitung. Deutschland sei auch weiterhin zur Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern verpflichtet.

Die Flüchtlingskrise prägte auch den Auftakt der Haushaltsdebatte im Bundestag. Schäuble bekräftigte, die Kosten dafür im kommenden Jahr „wenn möglich ohne neue Schulden“ stemmen zu können. Er räumte zugleich ein, bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise „ein bisschen auf Sicht“ zu fahren.

Wie schon in der Haushaltsdebatte Anfang September betonte der Minister,

dass für ihn „die Frage, was notwendig ist zur Bewältigung der Herausforderung, die erste Priorität hat, und die Frage, ob wir das mit welchen Schulden oder nicht schaffen, die zweite Priorität.“

Der Bundeshaushalt für 2016 sieht Ausgaben von insgesamt 316,9 Milliarden Euro vor. Davon stehen - verteilt auf verschiedene Ressorts - insgesamt knapp acht Milliarden Euro für die Flüchtlingskrise zur Verfügung. Finanziert werden dies zu einem Großteil durch eine Rücklage aus dem laufenden Jahr.

Die Opposition warf der Regierung Versagen im Umgang mit Terrorbedrohung und Flüchtlingskrise vor. „Diese Bundesregierung wird ihren Aufgaben überhaupt nicht gerecht“, sagte die Linken-Haushaltspolitikerin Gesine Lötzsch im Bundestag. Sie erinnerte daran, dass zur Abwehr der Banken- und Finanzkrise vor einigen Jahren weit höhere Summen mobilisiert worden seien als jetzt.

Auch der Grünen Anja Hajduk reicht die finanzielle Vorsorge nicht aus. So werde für Integrations- und Sprachkurse nur die Hälfte der von Ministerium selbst für nötig erachteten Summe bereit gestellt, kritisierte sie.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Du bist mir eine Marke! Der Erfolg von 130 Jahren Falke-Socken
14.03.2025

Franz-Peter Falke leitet das Familienunternehmen im Sauerland in vierter Generation. Zwischen Wahren der Tradition und Wappnen für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik 100 Milliarden für Klimaschutz: Einigung zwischen Union, SPD und Grünen
14.03.2025

Ein Milliarden-Paket für Verteidigung und Infrastruktur sorgt für politische Bewegung. Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD und...

DWN
Politik
Politik BSW: neues Wahlergebnis zählt 4.277 Zweitstimmen mehr - trotzdem kein Einzug in den Bundestag
14.03.2025

Das BSW scheitert final am Einzug in den Bundestag: 0,02 Prozent fehlten! Während sich an der Sitzverteilung nichts mehr ändert, treten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...