Unternehmensporträt

SumUp-IPO 2026: Wie SumUp-Gründer Daniel Klein eines der größten Fintechs Europas an die Börse bringt

Ob Taxi oder Dönerbude: Die kleinen weißen SumUp-Terminals haben die Kartenzahlung in deutschen Kleinstbetrieben etabliert. Nun führt Gründer Daniel Klein sein Unternehmen in Richtung eines Börsengangs, der das Fintech mit bis zu 15 Milliarden US-Dollar bewerten könnte. Was Sie über das Unternehmen und das SumUp-IPO wissen sollten.
19.12.2025 16:45
Aktualisiert: 19.01.2026 16:45
Lesezeit: 5 min
SumUp-IPO 2026: Wie SumUp-Gründer Daniel Klein eines der größten Fintechs Europas an die Börse bringt
SumUp hat Kartenzahlungen im Kleingewerbe etabliert. Gründer Daniel Klein tritt kaum öffentlich auf, steuert aber ein profitables Fintech, das nun einen Börsengang mit bis zu 15 Milliarden Dollar anvisiert (Foto: dpa).

SumUp: Börsengang für eines der mächtigsten Fintechs Europas

Als Daniel Klein im Oktober dieses Jahres vor einem kuratierten Investorenkreis in London sprach, sahen viele der Anwesenden den SumUp-Gründer zum ersten Mal. Eingeladen hatte die Investmentbank Goldman Sachs, die mögliche Vorbereitungen für einen Börsengang des Fintechs im kommenden Jahr sondierte und ausgewählten Geldgebern einen Blick auf die strategische Lage des Unternehmens gewähren wollte.

Für Klein war dieser Auftritt eine Ausnahme, doch er hatte einen klaren Anlass. Es ging darum, Vertrauen zu schaffen, Kennzahlen einzuordnen und den Kreis der potenziellen IPO-Begleiter und Ankerinvestoren zu kalibrieren, wie es Teilnehmer des Kreises gegenüber dem Manager Magazin schilderten.

Daniel Klein, 47 Jahre alt, tritt öffentlich selten in Erscheinung. Weder Konferenzbühnen noch Social Media sind seine Welt. Dennoch führt er als CEO eines der mächtigsten Fintechs Europas. Denn die kleinen weißen SumUp-Terminals, die in Bäckereien, Taxis oder an Marktständen liegen, stehen für einen Strukturwandel im Zahlungsverkehr, der immense monetäre Begehrlichkeiten geweckt hat.

Die Architekten des SumUp-Erfolgs

Klein gründete SumUp gemeinsam mit Marc Alexander Christ, Jan Deepen und Stefan Jeschonnek in London im Jahr 2012. Vorbild war das US-Unternehmen Square, das bereits seit 2009 verschiedene Finanzdienstleistungen für kleine Unternehmen anbietet. Doch während Wettbewerber wie Square ihre Hardware einkaufen, ließ Klein eigene Lösungen entwickeln. Ehemalige Kollegen beschreiben ihn als detailorientiert und beharrlich. „Er bohrt sich in jedes Thema so tief ein, dass er am Ende oft mehr weiß als der Spezialist im eigenen Haus“, heißt es im Manager Magazin.

Dieses Prinzip hat sich in der Produktentwicklung niedergeschlagen und prägte den Aufbau eines Ökosystems aus Kartenakzeptanz, digitalen Rechnungen, Buchhaltung, Geschäftskonten und Krediten. Damit hat SumUp sich hierzulande einen Milliarden-Markt erschlossen, den traditionelle Banken über Jahrzehnte vernachlässigt hatten.

Heute betreut SumUp über vier Millionen Händler in 36 Märkten weltweit, beschäftigt rund 3.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete im Jahr 2024 mehr als eine Milliarde Euro Umsatz. SumUp meldete außerdem ein EBITDA von 168 Millionen Euro für das Jahr 2024 und verweist darauf, dass dieser bereits seit Dezember 2022 positiv ist, heißt es in einer Mitteilung von SumUp. InvestmentWeek berichtet zudem, dass der operative Cashflow 2024 erstmals positiv ausfiel.

Wachstum durch Produktbreite und Technologie

Was im Jahr 2012 als günstiger Kartenleser begann, hat sich Ende 2025 zu einem breiten Produktportfolio entwickelt. SumUp bietet heute mobile Kassensysteme genauso an wie digitale Rechnungen, Zahlungslinks und Geschäftskonten. Händler können so einen Großteil ihrer administrativen Abläufe in einer Plattform bündeln. In einer Unternehmensmitteilung heißt es: „Wir wollten eine Welt schaffen, in der Kleinstunternehmen mit dem, was sie lieben, erfolgreich sein können“.

Mit dem SumUp-Terminal, einem All in One-Gerät inklusive Drucker und KI-gestützter Produkterkennung, richtet sich der Zahlungsanbieter gezielt an wachsende Unternehmen. „Viele Händler stoßen an eine Grenze, wo ein einfacher Kartenleser nicht mehr reicht“, erklärt Tomer Sabag, Chief Hardware Officer, in einer Mitteilung des Unternehmens. Das System digitalisiert Menükarten per Foto und erstellt automatisch einen digitalen Katalog. Diese Funktion soll vor allem Gastronomie und Handel entlasten.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die volle girocard Akzeptanz ohne Co Badge, die seit August 2025 auf SumUp-Geräten verfügbar ist. Damit schließt der Zahlungsanbieter eine der letzten Lücken im deutschen Markt und erleichtert Millionen Verbrauchern das Bezahlen. „Damit fällt auch für bislang bargeldorientierte Händler der letzte Vorbehalt“, so Gunnar Hartmann von SumUp.

SumUp in politischen und regulatorischen Netzwerken

Im Oktober 2025 wurde SumUp in die Mehrwertsteuer Expertengruppe der EU-Kommission berufen. In diesem Gremium beraten Fachleute aus Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden über künftige EU Regelungen zur Umsatzsteuer. Für SumUp bedeutet die Teilnahme, Erfahrungen aus dem Alltag kleiner und kleinster Unternehmen in den Gesetzgebungsprozess einzubringen. CFO Hermione McKee erklärte dazu, man beobachte den Markt nicht nur, sondern sei ein Teil seiner Struktur.

Die Berufung fällt in eine Phase, in der die EU-Kommission das europäische Mehrwertsteuersystem grundlegend modernisieren will. Kernstück dessen ist das programm ViDA (VAT in the Digital Age). Es soll die europäischen Mehrwertsteuerverfahren vereinheitlichen, digitalisieren und damit einfacher handhabbar machen.

Vorgesehen sind etwa eine einzige grenzüberschreitende Registrierungsnummer, erweiterte One Stop Shop Verfahren und die verpflichtende elektronische Ausstellung von B2B-Rechnungen seit Juli 2025. Nach Schätzungen der Kommission könnten Unternehmen in der EU dadurch jährlich bis zu 4,1 Milliarden Euro an Bürokratiekosten einsparen. Wie eng SumUp mit dem Alltag kleiner Betriebe verbunden ist, zeigt auch die eigene Händlerumfrage. Im Herbst 2025 gaben 40,5 Prozent der befragten Selbstständigen an, bereits über eine Aufgabe ihres Geschäfts nachgedacht zu haben. Als Gründe nannten sie vor allem wirtschaftliche Rahmenbedingungen und administrativen Aufwand.

SumUp: Kapitalstruktur und Vorbereitung für das SumUp-IPO 2026

SumUp hat sein Wachstum in den vergangenen Jahren in hohem Maße über Fremdkapital finanziert. Die bislang letzte große Kreditlinie über 1,5 Milliarden Euro wurde unter Beteiligung der Investmentbank Goldman Sachs und weiterer institutioneller Anleger abgeschlossen, wie das Unternehmen Anfang Oktober mitgeteilt hat. Dieses Modell verschafft dem Zahlungsanbieter die Möglichkeit, Produkte und Märkte schnell auszubauen. Zugleich führt es zu einer spürbaren Zinslast. Für das Jahr 2023 weist das manager magazin Zinsaufwendungen von 227 Millionen Euro aus.

In mehreren europäischen Ländern zählt SumUp inzwischen zu den führenden Zahlungsanbietern im Segment kleiner und kleinster Unternehmen, wie aus einer Unternehmensmitteilung hervorgeht. Nun bereitet SumUp seinen Börsengang vor. Wie die US-Techseite Sifted berichtet, die sich auf Berichte der Financial Times bezieht, liegt die angestrebte Bewertung zwischen 10 und 15 Milliarden US-Dollar. Als mögliche Handelsplätze werden London und New York geprüft. Laut dem Manager Magazin ist der Schritt für das Jahr 2026 vorgesehen.

Ein offizielles Datum gibt es bisher nicht, doch die Gespräche mit Investmentbanken befinden sich in einer Phase, in der Marktbedingungen und Bewertungsrahmen sondiert werden, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Ein Investor sagte dazu im US-Wirtschaftsmagazin InvestmentWeek, Klein werde den Schritt erst dann gehen, wenn die Märkte aus seiner Sicht stabil genug sind.

SumUp-Börsengang: Von den Bergen Colorados auf das internationale Börsenparkett

Während andere Fintech-Gründer offensiv die Öffentlichkeit suchen, arbeitet Daniel Klein seit Jahren aus der Distanz. Laut dem Manager Magazin lebt er überwiegend in Boulder, einer Stadt am Rande der Rocky Mountains im US-Bundesstaat Colorado. Von dort aus steuert er das Unternehmen über einen kleinen Kreis an Vertrauten. Ein Insider formulierte es im Manager Magazin so: Klein treffe die grundlegenden Entscheidungen und diese Struktur habe sich seit den Anfangsjahren nie verändert.

Sein Mitgründer Marc-Alexander Christ verantwortet die europäische Organisation mit Sitz in Berlin, was Klein die Möglichkeit gibt, das Unternehmen aus der Distanz zu führen. Frühere Mitarbeitende berichten, dass Klein häufig nachts E-Mails mit neuen Ideen an die Teams in Europa schickt und operative Fragen bis ins Detail verfolgt, was allerdings vornehmlich der Zeitverschiebung zwischen Boulder und Deutschland geschuldet sein dürfte.

Mehrere Personen, die in den vergangenen Jahren mit ihm gearbeitet haben, beschreiben einen Führungsstil, der von ausgeprägter Detailtiefe und hoher Eingriffstiefe geprägt ist. Das Manager Magazin schreibt, Klein habe wiederholt Teams neu zusammengesetzt, Projekte gestoppt, wenn sie seinen Vorstellungen nicht entsprachen, und in einigen Fällen darauf bestanden, dass Führungspositionen nach Berlin verlagert werden, weil er bestimmte Rollen unbedingt am Hauptstandort sehen wollte. Dieses Verständnis von Führung passt zu einem Unternehmen, das lange in einer dezentralen Struktur mit vielen eigenständigen Teams arbeitete und sich erst in den vergangenen Jahren stärker organisiert hat. Die frühere Aufteilung in rund zwanzig sogenannte Tribes wich einer klareren Struktur mit drei zentralen Geschäftseinheiten.

IPO als Wendepunkt: Mehr Sichtbarkeit und Kommunikationsdruck

Mit dem geplanten Börsengang dürfte sich Kleins Rollenverständnis nun zwangsläufig verändern. Der Kapitalmarkt erwartet Transparenz und regelmäßige Kommunikation, sei es mit Analystinnen und Analysten, institutionellen Investoren oder der Finanzpresse. Der geschlossene Auftritt in London Ende Oktober 2025, zu dem Goldman Sachs eingeladen hatte, könnte deshalb mehr gewesen sein als eine routinemäßige Präsentation. Das Manager Magazin beschreibt ihn als eine Art Testlauf für Klein im Umgang mit Sichtbarkeit, die im Zuge des geplanten IPO unvermeidlich werden dürfte.

Ob sich der SumUp-Gründer daran gewöhnen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Erwartungen des Börsenmarkts eine andere Form der Präsenz verlangen als das zurückgezogene Arbeiten in den verschneiten Bergen Colorados.

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