Politik

Schäuble: Auch Sparkassen und Volksbanken müssen für EU-Banken haften

Hiobsbotschaft für die Sparkassen und Volksbanken: Deren Chancen, von der gemeinsamen Haftung für die anderen EU-Banken verschont zu bleiben, haben laut Bundesfinanzminister Schäuble keine Aussicht auf Erfolg. Hier zeichnet sich ein schwerer Konflikt dieser Banken mit der Bundesregierung ab.
08.12.2015 17:37
Lesezeit: 2 min
Schäuble: Auch Sparkassen und Volksbanken müssen für EU-Banken haften
Das neue Buch von Michael Maier. (Foto: FBV)

Schlechte Nachrichten für die deutschen Volksbanken und Sparkassen: Es wird für sie nach Ansicht von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble keine Befreiung von der umstrittenen EU-Einlagensicherung geben. „Das geht gar nicht. Dann wären sie am Ende gar keine richtigen Banken“, sagte der CDU-Politiker am Dienstag in Brüssel. Die Frage nach einem gemeinsamen Sicherungssystem, wie es die EU-Kommission plane, stelle sich derzeit aber nicht, machte Schäuble erneut klar. „Wenn man sagt, die deutschen Volksbanken und Sparkassen werden ausgenommen, ist das auch wieder eine Episode, die nur zeigt, in welcher Konsistenz da in der EU-Kommission gearbeitet wird“, fügte Schäuble hinzu. Er verwies dabei auf entsprechende Aussagen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Anfang Oktober in Passau.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte in Passau verkündet, dass die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken von der geplanten einheitlichen Einlagensicherung im Euroraum ausgenommen werden sollten. Eine Sprecherin der Kommission bestätigte eine entsprechende Äußerung Junckers, die er auf einer Diskussionsveranstaltung gemacht habe. „Die Genossenschaftsbanken und Sparkassen werden von der Einlagensicherung nicht berührt werden“, soll Juncker gesagt haben. Er habe dies damit begründet, dass diese Institute zum Modell der Sozialen Marktwirtschaft passten. Die Finanzkrise sei dagegen von „Menschen ausgelöst worden, die die Kardinaltugenden der Sozialen Marktwirtschaft nicht beachtet haben“.

Junckers Position ist in der Tat widersprüchlich: Anfang Dezember hatte die EU den Sparkassen und Volksbanken lediglich „weitere Diskussionen“ in Aussicht gestellt. Er, Vize-Präsident Valdis Dombrovskis und Finanzmarkt-Kommissar Jonathan Hill stünden für Gespräche „gerne zur Verfügung“, schrieb Juncker in einem Brief an Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon und seinen Kollegen Uwe Fröhlich vom Genossenschaftsverband BVR. Die EU-Kommission freue sich „auf den Dialog mit Ihnen und anderen europäischen Bankenverbänden zu diesem wichtigen Thema“, heißt es in dem Schreiben laut Reuters.

Die EU-Kommission hatte vergangene Woche angekündigt, bis 2024 schrittweise einen einheitlichen Schutz von Spareinlagen in Europa (EDIS) etablieren zu wollen. Die Bundesregierung und die deutschen Banken lehnen das strikt ab. Fahrenschon und Fröhlich warnten in einem Brief an Juncker, so werde eine Transferunion geschaffen. Der Luxemburger wies diese Aussage als falsch zurück. „Beim EDIS geht es eben nicht darum, dass deutsche Sparer und Steuerzahler für Banken in anderen Mitgliedstaaten haften müssen, sondern darum, allen Sparern im Euro-Raum einen zusätzlichen Schutz zu bieten, für den Fall, dass ihre Bank in eine Schieflage gerät.“

Sparkassen, Volksbanken und Bundesregierung sperren sich seit langem gegen diese Pläne zur Einlagensicherung. Die EU-Finanzminister berieten am Dienstag erstmals über die Vorschläge der Brüsseler Behörde, fassten aber dazu noch keine Beschlüsse.

***

In seinem neuen Buch, erklärt DWN-Herausgeber Michael Maier, warum die Sparguthaben wegen der globalen Schuldenkrise nicht sicher sind: In einer Ära, in der eine gewaltigen Schuldenblase platzt, suchen Staaten immer einen Ausweg in kriegerischen Handlungen. Diese schaffen eine Art Ausnahmezustand, der es den Staaten und den globalen Organisation ermöglicht, auch die finanzielle Repression voranzutreiben. Sie brauchen das Geld der Sparer und Anleger, um militärische Aktionen zu finanzieren und sich gleichzeitig ihrer Schulden zu entledigen. Die Tatsache, dass diese Prozess heute schleichend verläuft, bedeutet nicht, dass er nicht umso effizienter stattfindet.

Michael Maier: „Das Ende der Behaglichkeit. Wie die modernen Kriege Deutschland und Europa verändern“. FinanzBuch Verlag München, 228 Seiten, 19,99€.

Bestellen Sie das Buch hier direkt beim Verlag.

Oder kaufen Sie es im guten deutschen Buchhandel das Buch ist überall erhältlich. Wir unterstützen den Buchhandel ausdrücklich, er muss gefördert werden!

Oder bestellen Sie das Buch bei Amazon.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand gibt auf: Negativrekord an Insolvenzen und kurzfristiger Betriebsschließungen
10.03.2025

So viele mittelständische Betriebe wie noch nie gehen pleite oder erwägen eine Geschäftsaufgabe: Laut einer KfW-Studie stehen mehr als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen legen Flugverkehr lahm
10.03.2025

Tausende Flugreisende müssen tapfer sein: Wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi fallen an diesem Montag viele Flüge aus....

DWN
Politik
Politik Trudeau-Nachfolger: Mark Carney soll Kanada führen
10.03.2025

Der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney wird neuer Vorsitzender der Liberalen Partei in Kanada. Das ergab eine Abstimmung unter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schuldenbremse Wählerbetrug: 500 Milliarden Sonderschulden mit alten Bundestag - Das Ergebnis von CDU und SPD
10.03.2025

Die Wirtschaft sieht für die CDU einen klaren Auftrag für Umsetzung dringende Wirtschaftsreformen. Doch die SPD und auch die Grünen und...

DWN
Panorama
Panorama 25 Jahre London Eye: Ein Wahrzeichen mit stolzen Eintrittsgeldern
10.03.2025

Das London Eye, ursprünglich nur als temporäres Millennium-Projekt geplant, ist heute eines der bekanntesten Wahrzeichen Londons und...

DWN
Technologie
Technologie Kernfusionsreaktor: Deutschlands Weg zur Fusionsenergie
10.03.2025

Kernfusionsreaktor – eine Technologie mit gigantischem Potenzial, aber vielen offenen Fragen. Die CDU will Deutschland an die Spitze der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Großbaustelle für die neue Regierung
09.03.2025

Die desolate Lage der deutschen Wirtschaft wird eine der größten Herausforderungen für die neue Bundesregierung und das dringendste...

DWN
Panorama
Panorama Ostern: Werden zum Osterfest die Eier knapp?
09.03.2025

Rot, gelb oder grün - bunte Eier stoßen zum Osterfest nicht nur bei Kindern auf Begeisterung. Hunderte Millionen werden jedes Jahr...