Argentiniens Landeswährung Peso hat nach dem Wegfall der Kapitalkontrollen um rund 30 Prozent an Wert eingebüßt. Der Referenzkurs lag am Donnerstag zur Handelseröffnung in einer Spanne zwischen 13,50 und 14,50 Peso pro Dollar. Der neugewählte Präsident Mauricio Macri löst mit der am Mittwoch angekündigten Abschaffung der Kontrollen ein Wahlversprechen ein. Seine Vorgängerin Cristina Fernandez hatte den Zugang zum Dollar massiv erschwert, um die abschmelzenden Reserven der argentinischen Zentralbank zu schützen. Macri indes erhofft sich von der Freigabe letztlich mehr ausländische Investitionen und eine Wiederbelebung der heimischen Wirtschaft. Finanzminister Alfonso Prat-Gay kündigte am Mittwoch an, die Regierung normalisiere das Währungssystem, das seit vier Jahre Beschränkungen unterlag.
Die Opposition warnt jedoch davor, dass das Lohnniveau in der zweitgrößten Volkswirtschaft Südamerikas unter der Abwertung leidet. Angesichts einer Inflationsrate von voraussichtlich mehr als 20 Prozent wird die Regierung nach Ansicht von Beobachtern bei den Gewerkschaften Überzeugungsarbeit leisten müssen, bei den Gehaltsforderungen nicht zu überziehen.
Viele Sparer in Argentinien, denen noch die Staatspleite von 2001 noch in den Knochen steckt, nutzen den Dollar als sicheren Hafen, um ihre Ersparnisse vor der hohen Inflation in Sicherheit zu bringen. Sie waren dafür bislang auf den Schwarzmarkt angewiesen, den die Regierung mit der Aufhebung der Kapitalkontrollen nun austrocknen will. Die Folge: Der offizielle Wechselkurs nähert sich dem bislang unter der Hand ermittelten und wesentlich höheren Wert an.
Prat-Gay sagte, das komplexe Regelwerk für Währungsgeschäfte werde für Bürger und Firmen abgeschafft und durch einen einzigen Wechselkurs ersetzt, der durch den Markt bestimmt werde. Unternehmen und Bürger können damit künftig unbeschränkt Dollar kaufen, doch dürfte die Freigabe des Wechselkurses zu einer schmerzhaften Abwertung des Peso führen. Der Dollar notierte am Mittwoch bei weniger als zehn Peso gemäß dem offiziellen Wechselkurs, während er auf dem Schwarzmarkt zu fast 15 Peso gehandelt wurde.
Der Finanzminister wollte sich vorerst nicht zum künftigen Kurs des Peso äußern. Ökonomen erwarten, dass er sich auf dem Niveau des Schwarzmarktkurs etabliert. Dies würde eine deutliche Abwertung bedeuten, was sich in einem Anstieg der Lebenshaltungskosten niederschlagen würde. Prat-Gay kündigte an, dass die Zentralbank Dollar kaufen oder verkaufen werde, um eine abrupte Änderung zu verhindern. „Der Preis des Dollar wird morgen vom Markt entschieden. Doch es wird auch eine Zentralbank da sein mit den nötigen Instrumenten, um einzugreifen“, sagte Prat-Gay.
Gemäß dem bisherigen System durften Argentinier nur 2000 Dollar pro Monat kaufen und mussten dabei nachweisen, woher sie die Dollar erhielten. Das System bremste den Immobilienmarkt, da Häuser und Wohnungen in Argentiniennormalerweise in Dollar gekauft werden. Zahlreiche Argentinier reisten zudem zum Einkaufen ins Ausland, da Waren dort billiger als im Inland zu haben waren. Argentiniens Wirtschaft lahmt seit Monaten, die Inflation könnte dieses Jahr 25 Prozent erreichen, für kommendes Jahr droht der Sturz in die Rezession.