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22.01.2016 01:20
EZB-Präsident Mario Draghi hat Spekulationen einer weiteren Lockerung der Geldpolitik angestoßen. Draghi begründet das mit dem rasanten Ölpreis-Verfall, der Wirtschaftsschwäche vieler Schwellenländer und Schwankungen an den Finanzmärkten.
Draghi: Die EZB wird nicht aufgeben

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Um die Inflation anzukurbeln, werde die Zentralbank im März die Geldpolitik prüfen und gegebenenfalls anpassen, sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Die Zentralbank habe „den Willen und die Entschlossenheit“ einzugreifen, so Draghi nach der Sitzung des EZB-Rates. Den Maßnahmen der EZB seien „keine Grenzen gesetzt“. Die EZB werde „nicht aufgeben“ und sei entschlossen, ihr Inflationsziel zu erreichen. Ziel der Zentralbank ist es, in der Eurozone eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent zu erreichen. Derzeit sind die Euroländer davon weit entfernt: Im Dezember lag die Inflationsrate zuletzt bei 0,2 Prozent.

„Die Abwärtsrisiken haben sich erneut erhöht“, begründete Draghi die möglichen neuen Schritte im März mit Blick auf die Weltwirtschaft. Auch die Inflationserwartungen in der Eurozone hätten sich schlechter entwickelt als zunächst angenommen. Besonderes Kopfzerbrechen bereitet der EZB der kontinuierliche Ölpreisverfall. Alleine seit Dezember habe sich der Preis für den Rohstoff um 40 Prozent verbilligt, unterstrich Draghi mehrmals. Es bestehe deshalb die Gefahr, dass sich die negative Preisentwicklung in anderen Produktgruppen festsetze und eine wirtschaftliche Abwärtsspirale entstehe.

Bereits in seiner letzten Sitzung im Dezember des vergangenen Jahres hatte der EZB-Rat beschlossen, seine geldpolitischen Maßnahmen auszuweiten. Die Zentralbanker hatten den Einlagezins, zu dem Banken ihr Geld kurzfristig bei der Notenbank anlegen können, auf minus 0,3 Prozent gesenkt. Zudem hatten sie verfügt, das milliardenschwere Programm zum Ankauf von Anleihen um mindestens ein halbes Jahr bis Ende März 2017 zu verlängern und entschieden, die Bandbreite an Anleihen zu erweitern, welche die EZB aufkauft.

Die Entscheidungen im Dezember hatte die Finanzmärkte enttäuscht. Viele Anleger hatten sich ein stärkeres Eingreifen der EZB erwartet; die Kurse sackten daraufhin ab. Ähnliches könnte den Börsen auch im März drohen, sollte die EZB ihre geldpolitischen Maßnahmen erneut erweitern, befürchtete Jan Holthusen von der DZ Bank. „In den kommenden Wochen werden die Spekulationen über weitere expansive Maßnahmen der EZB anhalten. Es dürfte für die EZB aber schwierig werden, diesen Erwartungen zu genügen.“ Draghi habe „nicht mehr viele Maßnahmen im Köcher“.

Am Donnerstag reagierten die Aktienmärkte aber zunächst sehr positiv auf die in Aussicht gestellten weiteren Lockerungen des EZB-Präsidenten: Der Dax stieg zwischenzeitlich um 200 Punkte, gab dann aber wieder etwas nach. Zum Handelsschluss lag der Leitindex bei rund 150 Punkten. Den Leitzins beließ die EZB am Donnerstag unverändert: Der zentrale Zins bleibt auf seinem historischen Tief von 0,05 Prozent. Auch die beiden anderen Zinssätze passte die EZB nicht an.


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