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Erste deutsche Stadt schafft Kleingeld ab

Eine Kreisstadt in Nordrhein-Westfalen schafft ab nächsten Monat das Kleingeld ab. Dann soll bei der Bezahlung in den Geschäften auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichtet werden. Einzelhändler können immense Kosten einsparen, so die Begründung der Stadt.
22.01.2016 12:48
Lesezeit: 1 min

Initiator der am 21. Januar vorgestellten Aktion ist das so genannte Klever City-Netzwerk. Der Zusammenschluss von Einzelhändlern will das Kleingeld so gut es geht abschaffen. Alle beteiligten Geschäfte runden ihre Preise entsprechend auf den jeweils nächsten Fünf-Cent-Betrag auf oder eben ab. Noch ist die Spar-Aktion auf freiwilliger Basis.

Dass die Idee aus Kleve schnell Nachahmer in der Region finden könnte, scheint hingegen unwahrscheinlich. „Bei den Einzelhandelsverbänden in der Region stößt das Klever Modell zwar auf Verständnis, dass aber auch zeitnah in anderen Städten die kleinen Münzen verschwinden werden, ist nicht sehr wahrscheinlich“, berichtet Der Westen. Auf Nachfrage erklärten sowohl der Einzelhandelsverband Ruhr als auch der Einzelhandelsverband Niederrhein, dass anders als in Kleve, der Wettkampf in den Metropolen viel zu groß sei.

Für Kleve hingegen könne die Kleingeld-Aktion aber tatsächlich Sinn machen, meinen auch die Fachleute. Grund ist ihr Standort. Die Kreisstadt liegt direkt an der deutsch-niederländischen Grenze. „Tatsächlich sind mehr als 30 Prozent der Einkaufskunden in der Stadt Besucher aus dem Nachbarland“, so das Blatt weiter. Entsprechend argumentiert auch Ute Marks vom Klever City-Netzwerk: „Die kennen das nicht anders. In den Niederlanden wurde die Münzen bereits im September 2004 abgeschafft.“

In den Niederlanden wird an der Kasse grundsätzlich auf- oder abgerundet, wenn der Kunde bar bezahlt. Bei Bezahlung mit der Karte, wird weiterhin auf den Cent genau abgerechnet. Mit Kosteneinsparungen wird auch in Kleve argumentiert. Bereits im Oktober 2015 berichtet hierzu die Rheinische Post:

„Weniger Kleingeld in der Kasse würde sich nach Einschätzung der Händler rechnen: Sie müssten 30 Cent zahlen, wenn sie eine Rolle Münzen von der Bank holten und sie müssten auch zahlen, wenn sie Kleingeld abgeben.“

Die Auswirkungen seien immens, so auch die Chefin des Klever „Citymarketing“, Ute Schulze-Heiming. Ihr zufolge habe ein Baumarkt ausgerechnet, dass ihn der Verzicht aufs Kleingeld Kosten für ein ganzes Sicherheitsunternehmen spare, das das Hartgeld wegbringe.

Einem Bericht der Welt zufolge seien 800 Einzelhändler gebeten worden, sich an der Aktion zu beteiligen. Plakate in drei verschiedenen Sprachen, die ab Februar in den teilnehmenden Geschäften aufgestellt würden, machen auf das Vorhaben aufmerksam. Die Kartenzahlung bleibt von der Aktion unberührt.

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