Politik

Spanische Regierung: „Lage der EU ist wie auf der Titanic“

Lesezeit: 1 min
28.04.2012 00:17
Die hohen Arbeitslosenzahlen haben die Spanier geschockt. Außenminister Margallo sagte, die EU befinde sich in einer ähnlichen Lage wie die Titanic. Finanzminister de Guindos kündigte eine Erhöhung der Mehrwertsteuer an, um das Defizit zu senken.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Spanien werden die Stimmen immer schriller. Am Freitag sagte Außenminister José Manuel García-Margallo im spanische Radio, dass sich das Land in einer sehr gefährlichen Lage befinde. Die ganze Europäische Union sei in einer Situation wir die Titanic: Der sichere Untergang könne nur verhindert werden, wenn alle Passagiere zu ihrer Rettung zusammenarbeiten. Daher will Spanien auch, dass die EU bei der bevorstehenden Bankenrettung hilft - ein Unterfangen, das die Spanier wegen des hohen Defizits allein nicht mehr bewerkstelligen können.

Die Zahlen der nationalen Statistikbehörde weisen für das erste Quartal einen dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Jeder vierte Spanier ist ohne Job, bei den Jugendlichen ist es bereits jeder zweite. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat Spanien um zwei Punkte herabgestuft und geht nun davon aus, dass die Rezession in Spanien bis ins Jahr 2013 dauern werde (hier).

Der Minister für Wirtschaft und Wettbewerb Luis de Guindos, der frühere Chef von Lehman Brothers Spanien, kündigte unterdessen die Erhöhung der Mehrwertsteuer an. Noch nach der Wahl hatte Premier Mariano Rajoy eine Erhöhung ausdrücklich ausgeschlossen. Nun will de Guindos die immer neuen Löcher im Haushalt mit einer Steuererhöhung schließen. Gift für die Wirtschaft, sagen Beobachter: Die ohnehin schon kaum noch vorhandene Konsumbereitschaft der Spanier würde durch eine Mehrwertsteuer weiter zurückgehen. Die Spirale nach unten würde durch eine solche Maßnahme beschleunigt, nicht gebremst.

Die Zinssätze für Staatsanleihen blieben am Freitag zwar noch knapp unter der 6 Prozent Marke. Analysten sind jedoch alarmiert und glauben, dass sowohl spanische als auch italienische Bonds in den kommenden Monaten nicht gekauft werden könnten. Damit aber würde es den am meisten gefährdeten Staaten unmöglich gemacht, ihre Schulden an den Finanzmärkten zu refinanzieren.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Politik
Politik Handel als Waffe: EU erlässt neues Gesetz zum Schutz vor wirtschaftlicher Erpressung
03.10.2023

„Letztes Mittel“: EU setzt mit neuem Handelsinstrument vor allem auf eine abschreckende Wirkung und betont Dialogbereitschaft. Wie...

DWN
Politik
Politik Kiew: EU-Mitgliedschaft „nur Frage der Zeit“
03.10.2023

Das Treffen der EU-Außenminister in der Ukraine macht Kiew Hoffnung auf einen baldigen Beginn der Beitrittsverhandlungen. Bei dem Treffen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massiver Einbruch in der deutschen Startup-Szene
03.10.2023

Im ersten Halbjahr dieses Jahres ist sowohl die Zahl als auch besonders der Umfang der Finanzierungen für deutsche Start-up-Unternehmen...

DWN
Politik
Politik In Ungnade gefallen? Ministerschwund in China häuft sich
03.10.2023

Mittlerweile ist es kein Einzelfall mehr. Immer mehr Verbündete der Parteispitze Chinas und hochrangige Funktionäre fehlen in letzter...

DWN
Politik
Politik Tunesien lehnt EU-Finanzhilfe wegen Einwanderungsabkommen ab
03.10.2023

Tunesien zeigt sich enttäuscht von Brüssel: Nachdem die EU dem Land Milliarden-Unterstützung zugesagt hat, wurde diese nun radikal...

DWN
Finanzen
Finanzen Vizechefin der Deutschen Bundesbank wird oberste EU-Bankenaufseherin
03.10.2023

Die neue Chefin der EZB-Bankenaufsicht will die Bankenunion vorantreiben und eng mit dem EU-Parlament zusammenarbeiten. Die Postenbesetzung...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Versorgt Indonesien den Westen mit Seltenen Erden?
03.10.2023

Indonesien weist große Vorkommen Seltener Erden und weiterer wichtiger Rohstoffe auf. Insbesondere Nickel, das für die Produktion von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So will Deutschland seine Bürokratie abbauen
02.10.2023

In einem 17-seitigen Papier, das den Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) exklusiv vorliegt, hat eine Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern...