Finanzen

Japans Zentralbank führt Negativzins ein

Lesezeit: 1 min
29.01.2016 10:20
Japans Zentralbank hat am Freitag überraschend einen Negativzins eingeführt. Das Ziel ist, die niedrigen Inflationsraten anzuheben und die Kreditvergabe zu beschleunigen. Banken, die bei der Notenbank Geld anlegen anstatt es an Kreditnehmer auszuleihen, müssen dafür künftig 0,1 Prozent Zinsen zahlen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die japanische Notenbank hat am Freitag überraschend Negativzinsen in Höhe von 0,1 Prozent eingeführt, wie die Nachrichtenagentur AFP meldet. Gleichzeitig verlängerte sie ihre selbst gesetzte Frist, die Inflationsrate auf die Zielmarke von rund zwei Prozent zu steigern, um sechs Monate. Die Entscheidung, einen Strafzins einzuführen, sei mit einer knappen Mehrheit von fünf zu vier Stimmen gefallen, teilte die Bank mit. Fällig werden die 0,1 Prozent, die Geschäftsbanken der Zentralbank zahlen müssen, ab dem 16. Februar. Der Satz könne „wenn nötig“ auch noch steigen, erklärte die Bank. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Sommer 2014 als erste große Notenbank einen Negativzins eingeführt, um das Halten von Geld bei der Zentralbank unattraktiv zu machen um somit Kreditvergabe und Konjunktur zu stimulieren.

Den Strafzins für die Banken begründete die Zentralbank mit den Schwankungen auf den weltweiten Finanzmärkten vor dem Hintergrund fallender Ölpreise, Unsicherheiten in den Schwellenländern und bei Rohstoffexporteuren, sowie dem schwächelnden Wachstum in China. Sie gab zudem bekannt, dass sie ihr Programm zum Aufkauf von Wertpapieren unverändert bei umgerechnet rund 600 Milliarden Euro pro Jahr belässt. Begonnen hatte die Bank die Geldschwemme im Oktober 2014, ohne dass dadurch die Konjunktur merklich angetrieben worden wäre.

Japans Wirtschaft leidet seit Jahren unter deflationären Tendenzen und einer Stagnation des Wirtschaftswachstums. Wie ebenfalls am Freitag bekannt wurde, sank die Industrieproduktion im Monatsvergleich per Dezember um 1,4 Prozent. Beobachter waren nur von einem weitaus schwächeren Rückgang von 0,3 Prozent ausgegangen.

Die Einführung von Negativzinsen ist eines der letzten Instrumente, die Japans Notenbank noch verbleiben, um in die konjunkturelle Entwicklung einzugreifen. Die Chance ist aber groß, dass auch diese Maßnahmen zu keinen greifbaren Ergebnissen führen werden. Seit Jahren versuchen Notenbanken vergeblich, mit einer expansiven Geldpolitik das Wirtschaftswachstum anzutreiben. 

An der Börse in Tokio stiegen nach Bekanntgabe der Negativzinssätze die Kurse. Der Nikkei-Index legte bis Handelsschluss um 2,8 Prozent auf 17.518,30 Punkte zu. Die japanische Währung Yen fiel gegenüber Dollar und Euro.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...