Mit einem Elfmeter-Trick hat Lionel Messi dem Fußballidol Johan Cruyff seine Ehre erwiesen. Bei der 6:1-Gala des FC Barcelona gegen Celta Vigo überraschte der Argentinier damit, dass er einen Strafstoß nicht auf das gegnerische Tor schoss, sondern zu einer Vorlage für den Mitspieler Luis Suárez nutzte - ähnlich wie Cruyff dies vor mehr als 33 Jahren getan hatte.
Die Bilder von dem «indirekten Elfmeter» gingen im Nu um die Welt und versetzten die spanische Presse ins Schwärmen. «Eine Hommage an Cruyff», titelte die Zeitung «El País». Das Sportblatt «As» setzte noch eins drauf: «Messi und Suárez bewerkstelligen ein Wunder, das in die Fußballgeschichte eingehen wird.»
Der Weltfußballer hatte in der 82. Minute beim Stande von 3:1 den Ball zum Elfmeter auf den Punkt gelegt, er lief an, schoss aber nicht aufs Tor. Messi tippte den Ball nur leicht mit seinem linken Fuß an, die Vorlage nutzte der in den Strafraum geeilte Suárez. Der Torjäger aus Uruguay machte mit seinem Rechtsschuss seinen Hattrick bei dem Kantersieg am Sonntagabend im Stadion Camp Nou perfekt.
Messi bewies mit dem Elfmetertrick Größe. «La Pulga» (der Floh) zeigte, dass für ihn der Spielwitz und der Spaß der Fans wichtiger sind als der Wettstreit mit dem Real-Madrid-Star Cristiano Ronaldo um die Torjägerkrone. Mit seiner Vorlage für Suárez verzichtete er auf seinen 300. Treffer in der Liga.
Der Barça-Stürmer Neymar verriet nach der Partie: «Wir hatten den Trick geübt.» Die Vorlage sei allerdings für ihn bestimmt gewesen. «Luis war aber schneller am Ball», berichtete der Brasilianer lächelnd. ««Das Wichtigste war, dass es geklappt hat.»
Mit dem Trick überraschten Messi & Co nicht nur die Gegner, sondern auch eigene Mitspieler. «Ich habe sie im Training nicht daran arbeiten sehen», meinte Kapitän Andrés Iniesta, «aber ich bin überzeugt, dass es geplant war.» Auch Jordi Alba räumte ein: «Ich wusste gar nichts von dem Elfmetertrick.»
Die Finte löste allerdings nicht nur Bewunderung, sondern auch Proteste aus. Anhänger von Celta sahen darin eine Demütigung der Elf aus Galicien. «Celta war ein würdiger Gegner und hatte es nicht verdient, dass man das Team der Lächerlichkeit preisgibt», meinte die Zeitung «La Voz de Galicia». Barça-Trainer Luis Enrique entgegnete: «Hierzulande ist es einigen Leuten lieber, dass der Ball auf das Tor gebolzt als mit Finesse abgespielt wird.» Der Regelexperte des Madrider Sportblatts «Marca» beklagte, dass Suárez zu früh in den Strafraum gelaufen sei und das Tor eigentlich nicht hätte anerkannt werden dürfen.
Cruyffs Elfmeterfinte vor über 33 Jahren war um eine Variante reicher als die von Messi und Súarez. Der Niederländer, der damals für Ajax Amsterdam spielte, schob im Dezember 1982 in einer Partie gegen Helmond Sport bei einem Elfmeter den Ball Jesper Olsen zu. Der Däne schoss jedoch nicht aufs Tor, sondern spielte erneut Cruyff an, der dann den Treffer markierte. Der Niederländer wird häufig als der Erfinder des «indirekten Elfmeters» gehandelt. Dies ist aber nicht richtig. Dem Weltverband FIFA zufolge gebührt diese Ehre den Belgiern Rik Coppens und André Piters, die den Trick in einem WM-Qualifikationsspiel 1957 gegen Island zeigten.
Die Finte birgt allerdings auch Risiken und kann leicht zu einer Peinlichkeit geraten. Dies mussten die Franzosen Thierry Henry und Robert Pires erfahren, die 2005 mit einem solchen Elfmetertrick beim FC Arsenal in einem Spiel gegen Manchester City Schiffbruch erlitten. Pires berührte den Ball nur leicht, ohne dass dieser sich von der Stelle bewegte. Henry durfte daher nicht aufs Tor schießen, und die Chance war vertan.