Häftlinge eines russischen Frauengefängnisses nahe der chinesischen Grenze sollen eine „kollektive Massenpsychose“ erlebt haben. Diese war angeblich so intensiv, dass die Gefängnisaufseher zur Beruhigung der Insassen einen Priester holten, berichtet die New York Times. Die Zeitung bringt diese Vorgänge in einen Zusammenhang mit Gerüchten, dass die Welt am 21. Dezember 2012 ende. Denn dieses Datum markiert das Ende einer langen Maya-Periode.
Erst letzte Woche musste in den USA die NASA erklären, dass die Welt mit Ablauf des Maya-Kalenders nicht untergehen werde (mehr hier). Nun entschied sich auch die russische Regierung für eine öffentliche Erklärung: Man könne mit Sicherheit sagen, dass die Welt nicht im Dezember enden werde. Trotzdem seien die Russen weiter anfällig für „Schnee- und Eisstürme, Tornados, Fluten, Verkehrsprobleme, Engpässe bei der Nahrungsversorgung, Zusammenbrüche der Energie- und Wasserversorgung“, so der russische Katastrophenschutzminister. Der Vorfall im Frauengefängnis sei nicht der einzige gewesen. Sehr häufig werde über Panikkäufe berichtet. Im sibirischen Ulan-Ude beispielsweise sollen die Bürger Nahrung und Kerzen horten, um eine gewisse Zeit auch ohne Sonnenlicht zu überstehen. Sie seien dabei den Anweisungen eines tibetanischen Mönches gefolgt.
Maria Eismont, Kolumnistin der Zeitung Vedomosti, machte die russische Regierung für die Geschehnisse mitverantwortlich. Die Regierung habe sich einen archaischen religiösen Konservatismus zu Eigen gemacht, der dem apokalyptischen Denken den Weg bereitet habe. Etwa beim Blasphemie-Verfahren gegen die Punkband Pussy Riot im Sommer, als jahrtausendealte Schriften orthodoxer Priester zur Begründung herangezogen wurden, kritisiert Maria Eismont. Und sie fragt weiter: „Wenn die Duma ernsthaft darüber nachdenkt, Strafen für das Verletzen religiöser Gefühle einzuführen, warum sollten dann die Menschen nicht aus Furcht vor kosmischer Strahlung Streichhölzer kaufen?“