In der Hoffnung auf neuen Schwung für die Weltwirtschaft sind Anleger am Montag in die europäischen Aktienmärkte eingestiegen. Der Wechsel des populären Londoner Bürgermeisters Boris Johnson ins Lager der Befürworter eines Ausstiegs Großbritanniens aus der EU führte bei der Landeswährung Pfund Sterling dagegen zum größten Kursrutsch seit einem Jahr. „Die Austritts-Befürworter hatten Schwierigkeiten, eine populäre Führungsfigur zu finden“, sagte Anlagestratege Alvin Tan von der Societe Generale. „Boris beschert ihnen Rückenwind.“ Es sei jetzt wieder wahrscheinlicher, dass Großbritannien beim Referendum am 23. Juni für einen Austritt stimmen werde.
Der Kurs des Pfund Sterling fiel um bis zu 1,8 Prozent auf 1,4149 Dollar. Das ist der größte Kurssturz seit etwa einem Jahr. Gleichzeitig kletterten die Wetten auf eine weitere Abwertung der britischen Währung innerhalb der kommenden sechs Monate auf ein Rekordhoch. Im Gegenzug stieg das Barometer für die Nervosität der Pfund-Anleger auf ein Vier-Jahres-Hoch.
Die Kurse des deutschen Leitindex Dax und des EuroStoxx50 stiegen am Montag um jeweils 1,9 Prozent auf 9566 beziehungsweise 2926 Punkte. Auch der Londoner Auswahlindex FTSE 100 legte zu und notierte 1,2 Prozent höher.
Anleger konzentrierten sich laut Händlern auf ermutigende Signale von den Rohstoffmärkten und die anziehenden asiatischen Börsen. Dank einer rückläufigen Ölförderung in den USA stieg der Preis für die weltweit richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee um bis zu 3,4 Prozent auf 34,14 Dollar je Barrel (159 Liter). Kupfer, Stahl und Eisenerz verteuerten sich sogar um bis zu fünf Prozent. Hier trieben Hoffnungen auf eine Stabilisierung der schwächelnden chinesischen Konjunktur die Kurse.
Aus Gold zogen sich Anlegern dagegen zurück. Das Edelmetall verbilligte sich um 1,9 Prozent auf 1204,91 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Preis für Gold litt unter dem anziehenden Dollar, der es für Investoren außerhalb der USA teurer macht. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, zog um 0,6 Prozent auf 97,183 Punkte an.
Unter den deutschen Aktienwerten gehörten E.ON und RWE mit Kursgewinnen von bis zu 4,6 Prozent zu den größten Gewinnern. Die beiden Versorger haben in den vergangen zwölf Monaten allerdings auch 36 beziehungsweise 56 Prozent ihres Börsenwertes eingebüßt. Der Dax verlor im selben Zeitraum weniger als 15 Prozent. An der Londoner Börse brach die Aktie von HSBC um bis zu 5,4 Prozent ein. Die britische Großbank verfehlte mit einem Vorsteuergewinn von 18,87 Milliarden Dollar die Analystenerwartungen deutlich.