Politik

Absurde TV-Rechte für Bundesliga können sich nur GEZ-Sender leisten

Die deutschen Privatsender sagen: Nur mit Zwangsgebühren oder Pay-TV sind die astronomischen Summen für die Bundesliga zu bezahlen. In Deutschland müssen alle Haushalte über ARD und ZDF die Fußball-Millionäre finanzieren. Zugleich blüht die Korruption bei der FIFA. Die Sender müssten eigentlich aussteigen - aus moralischen und wirtschaftlichen Gründen.
25.02.2016 13:33
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Privatsender ProSiebenSat.1 will bei dem erwarteten Duell großer Medienkonzerne um die Bundesliga-Übertragungsrechte ab 2017 an der Seitenlinie bleiben. "Die großen Sportechte sind für uns nicht wirtschaftlich", sagte Vorstandschef Thomas Ebeling am Donnerstag auf der Bilanz-Pressekonferenz. Er machte deutlich, dass sich die Kosten teurer Sportrechte etwa für die Bundesliga oder die Olympischen Spiele im werbefinanzierten Fernsehen aus seiner Sicht nicht wieder einspielen lassen. Das sei eher etwas für gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Sender oder für Pay-TV. ProSiebenSat.1 sei offen für kleinere Rechtepakete und wolle sich auch künftig auf weniger breitenwirksame Sportarten konzentrieren.

Wohin die Millionen im internationalen Fußball fließen, zeigte am Mittwoch eine sehr interessante ZDF-Doku (Video am Anfang des Artikels). Was die Doku leider nicht erwähnt: Das Millionen-Spiel der FIFA-Korruption ist nur möglich, weil die öffentlich-rechtlichen Sender das Spiel mit den Zwangsgebühren befeuern. Zu diesem Zwecke haben sich die Sender jahrelang auf die Ikone Franz Beckerbauer verlassen, der lapidar erklärt habe, es gäbe eine Grundrecht auf Fußball und daher müssten die Gebührenzahler zahlen.

Beckenbauer steckt nun ebenfalls mitten in der Korruptionsaffäre und muss sogar mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

ARD und ZDF haben bisher noch keinen Gedanken daran verschwendet, sich aus diesem dubiosen Milieu zu verabschieden. Die Sender brauchen den Fußball nämlich aus anderen Gründen unbedingt: Einer jüngsten Umfrage zufolge lehnen 70 Prozent der Deutschen die Zwangsgebühr ab. Würden die Sender keinen Fußball mehr bringen, würde man vermutlich ernsthaft beginnen müssen, die Sender in Frage zu stellen. Doch würden die Sender das Geld in seriösen Journalismus stecken, der es bei ARD und ZDF immer schwerer hat, an Ressourcen zu kommen, würde sich die Akzeptanz der Sender vermutlich wieder erhöhen. Doch die Sender-Chefs, allesamt von Politikern ernannt und von diesen in der Folge kontrolliert, ordnen sich dem systemischen "Brot und Spiele" unter.

Angesichts der ethischen Probleme und kriminellen Machenschaften ist es nicht zu rechtfertigen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren. Auch in Großbritannien ist der Fußball in erster Linie ein PayTV-Geschäft: Der einzelne Kunde kann entscheiden, was ihm das Produkt wert ist. Wer er mit seinem privaten Geld eine moralisch zweifelhaftes Produkt finanzieren will, ist das seine Entscheidung. Öffentlich-rechtliche Sender dagegen haben moralische Grundsätze nicht nur in ihren Nachrichtensendungen zu predigen, sondern sich in ihrer Geschäftspolitik daran zu halten. Die Finanzierung der durch die FIFA-Machenschaften in Verruf gekommenen Are Profi-Fußball ist nicht zu rechtfertigen.

Die Aussage von ProSiebenSat.1 über die obszönen Kosten ist ein Hinweis, dass der Markt nicht bereit ist, die vom Preise zu bezahlen, die ARD und ZDF auf den Tisch legen. Die ZDF-Doku über die FIFA arbeitet schön heraus, dass immer dann, wenn nicht marktkonforme Preise gezahlt werden, etwa für das legendäre Bid-Book, Korruption, Bestechung, Schmiergelder oder Geldwäsche im Spiel ist.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mehr Geld, mehr Freizeit: Gewerkschaften setzen auf exklusive Anreize
16.03.2025

Zusätzliche freie Tage, höhere Prämien oder mehr Weihnachtsgeld – aber nur für Gewerkschaftsmitglieder. Immer öfter werden in...

DWN
Politik
Politik Männersache Politik? Weniger Frauen im Bundestag statt mehr - woran liegt das?
16.03.2025

Mehr Männer, weniger Vielfalt? Im neuen Bundestag finden sich weniger Frauen als zuvor. Fachleute sagen: Nicht nur für die Themensetzung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Markt gesättigt: Hohe Rabatte für Räder könnten noch in diesem Jahr auslaufen
16.03.2025

20, 30 oder 40 Prozent Preisnachlass: Der Fahrradhandel versucht mit kräftigen Rabatten, seine Lager zu räumen. Doch der Trend könnte...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilien als Altersvorsorge? Pro und Contra
16.03.2025

Immobilien werden grundsätzlich als gute Investition eingeschätzt. Doch lohnt es sich, für das Alter mit Immobilien vorzusorgen – und...

DWN
Politik
Politik Plötzlich Partner? Wie der Kreml auf Trumps Weißes Haus und das neue Amerika blickt
16.03.2025

Russlands Ton gegenüber den USA hat sich komplett gedreht. Kreml und Staatsmedien freuen sich, dass US-Präsident Trump Moskaus Propaganda...

DWN
Panorama
Panorama Grundstücksstreit: Familie droht Haus-Abriss nach 15 Jahren
16.03.2025

Eine Familie aus Brandenburg könnte ihr Zuhause verlieren – wegen eines Behördenfehlers. Nach einem fragwürdigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Scheideweg: Wege aus der Krise – Wie kann Deutschland seine Wirtschaft revitalisieren? Teil 2
16.03.2025

Deutschlands Position als treibende Kraft der europäischen Wirtschaft gerät zunehmend ins Wanken. Seit 2019 stagniert das Wachstum,...

DWN
Politik
Politik Beförderungswelle nach Ampel-Bruch: fragwürdige Last-Minute-Beförderungen - vor allem in SPD geführten Ministerien
15.03.2025

Beförderungswelle nach Ampel-Bruch: Die Parteien der Ampel-Regierung konnten in einem Punkt produktiv und schnell sein – teure...