Politik

Schweizer Infantino ist neuer Fifa-Präsident

Gianni Infantino ist neuer Präsident des Weltfußballverbandes Fifa. Er kommt aus dem Verband, weshalb allgemein bezweifelt wird, dass er den Verband erfolgreich reformieren kann. Immerhin: Seine Wahl gilt vielen als erster Erfolg, weil sein Gegenkandidat eine noch größere Nähe zum früheren Fifa-Chef Sepp Blatter hatte.
27.02.2016 01:41
Lesezeit: 1 min

Der außerordentliche Fifa-Kongress wählte den Generalsekretär des europäischen Fußballverbandes Uefa am Freitag in Zürich zum Nachfolger von Sepp Blatter, der im Zuge des Fifa-Korruptionsskandals zurückgetreten war. Der 45-jährige Infantino setzte sich gegen Scheich Salman bin Ebrahim Al-Chalifa aus Bahrain durch: Für Infantino votierten im zweiten Wahlgang 115 Delegierte, für den Präsidenten des asiatischen Fußballverbands 88. Infantino soll das Image des skandalerschütterten Verbands aufpolieren und den Weltfußball wieder auf die Spur bringen. Vor seiner Wahl verabschiedete die Fifa eine Reihe von Reformen, die Korruption stoppen sollen.

Infantino versprach nach seiner Wahl, das Ansehen der Fifa wieder herzustellen. "Alle in der Welt werden stolz auf uns sein." Der jovial auftretende Jurist aus der italienischen Schweiz, war im Oktober erst knapp vor Bewerbungsfrist in das Rennen um den Fifa-Top-Job eingestiegen - als Ersatzkandidat für Uefa-Chef Michel Platini, der inzwischen wie Blatter von der Fifa-Ethikkommission für sechs Jahre gesperrt wurde. Blatter steht wegen einer undurchsichtigen Millionenzahlung an Platini in der Kritik.

Obwohl mit der Wahl Infantinos ein Schlussstrich unter die Ära Blatter gezogen werden soll, gibt es in den Biografien der beiden Männer markante Parallelen: Ihre Schweizer Heimatorte sind nur zehn Kilometer voneinander entfernt, beide starteten als Amateurfußballer und beide sprechen dieselben fünf Sprachen. Wie Blatter begann Infantino nach dem Studium seine Karriere in der französischsprachigen Schweiz. Noch vor sechs Monaten war Infantino der Öffentlichkeit wenig bekannt, bei der Uefa hatte er vor allem die Kostenkontrolle auf seiner Agenda.

Bei der ersten Abstimmungsrunde lag Infantino zwar schon in Führung, verfehlte aber die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit von mindestens 104 Stimmen. Der jordanische Prinz Ali Bin Al Hussein und der französische Ex-Fifa-Funktionär Jerome Champagne waren praktisch chancenlos, der Südafrikaner Tokyo Sexwale hatte seine Kandidatur noch vor Beginn des Votums zurückgezogen.

Die vor der Wahl verabschiedeten Reformen sollen für mehr Transparenz und professionelles Management im Weltfußball sorgen. So wird die Amtszeit von Top-Funktionären künftig begrenzt, Einnahmen sollen offengelegt werden und das operative Geschäft stärker von der strategischen Planung getrennt. Derzeit ermittelt die Schweizer Staatsanwaltschaft wegen der Vergabe der Fußballweltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar. Die USA haben Anklage gegen mehrere Fifa-Funktionäre erhoben. Ihnen wird organisierte Kriminalität, Geldwäsche und Betrug im Zuge millionenschwerer Bestechungen zur Last gelegt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drei Anzeichen für ein brüchiges Arbeitsleben
07.07.2025

Neue Führung, neue Arbeitszeiten, neue Karriereträume: Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, muss verstehen, wie sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...