Gemischtes

Kalifornien bezahlt Verbrecher, damit sie nicht mehr zur Waffe greifen

Lesezeit: 1 min
30.03.2016 01:10
In Kalifornien werden ungewöhnliche Wege gewählt, um die Kriminalität einzudämmen. Ehemalige Gewaltverbrecher erhalten bis zu 1.000 Dollar pro Monat. Einzige Bedingung: Keine Verbrechen mehr mit Waffengewalt zu begehen.

Mehr zum Thema:  
USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
USA  

In Richmond, Kalifornien, erhalten Häftlinge, die wegen Gewaltverbrechen wie der Beteiligung an einer Schießerei verurteilt werden, ein ungewöhnliches Angebot: Nach der Entlassung erhalten sie bis zu 1.000 Dollar pro Monat, damit sie keine weiteren Verbrechen mit Waffenbesitz begehen und an einem Mentoren-Programm teilnehmen, schreibt die Washington Post.

Dem Beispiel von Richmond folgen nun weitere Städte im ganzen Land, darunter auch Washington. Der umstrittene Ansatz soll kopiert werden, weil erste Anzeichen darauf hindeuten, dass die Bezahlung die Mordraten tatsächlich reduziert haben soll: In fünf Jahren des mehrere Millionen Dollar schweren Experiments sind 84 von 88 teilnehmenden jungen Männern noch am Leben. 80 Prozent waren zudem nicht mehr in Verbrechen mit Schusswaffengebrauch verwickelt. Die Mordrate in Richmond soll sich in den fünf Jahren auf weniger als die Hälfte reduziert haben.

Eine weitere umstrittene Maßnahme: In Richmond werden Ex-Häftlinge als Mentoren für Gewalttäter angeworben. Unter anderem finanzieren die Mentoren Reisen zu Gangs nach Südafrika, London oder Mexiko-Stadt in der Hoffnung, dass diese Erfahrungen die Gewalttäter dauerhaft von der Straße fernhalten.

Die von der Stadt bezahlte Mentoren sollen absichtlich mit einigem Abstand zur Polizei arbeiten, um das Vertrauen der jungen Männer zu gewinnen. Daher informieren die Mentoren die Polizei nicht über alle Verbindungen zu Verbrechen. Mindestens zwei der vier toten Teilnehmer sollen durch andere Programmteilnehmer umgebracht worden sein. Allerdings mussten sich die unter Verdacht stehenden mutmaßlichen Mörder nicht der Verantwortung stellen, schreibt die Washington Post.

Wenn die Gewaltverbrecher für sechs Monate in dem Programm bleiben und sich mehrmals die Woche mit den Mentoren treffen, setzen die monatlichen Zahlungen zwischen einem und 1.000 Dollar ein – je nach Grad der Beteiligung an den zuvor verschuldeten Straftaten. Maximal können so bei einer 18-monatigen Teilnahme rund 9.000 Dollar verdient werden. Durchschnittlich werden pro Jahr insgesamt um die 70.000 Dollar an alle Teilnehmer ausgeschüttet.

Das Interesse an dem Programm ist unter den städtischen Politikern sprunghaft gestiegen, Beamte in Washington, Miami, Toledo, Baltimore und mehr als einem Dutzend weiterer Städte analysieren aktuell, wie sie das Programm ebenfalls umsetzten können. Washington soll dafür bereits eine halbe Million Dollar an Steuergeld einplanen.


Mehr zum Thema:  
USA >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...