Politik

Islands Premier lehnt Rücktritt nach Panama-Enthüllung ab

Die isländische Opposition fordert den Rücktritt von Regierungschef David Gunnlaugsson. Seine Frau ist im Besitz einer Briefkastenfirma. Tausende Isländer wollen am Montagabend für den Abgang ihres Premiers demonstrieren.
04.04.2016 17:01
Lesezeit: 1 min

Der isländische Ministerpräsident Sigmundur Gunnlaugsson hat nach den Enthüllungen über Briefkastenfirmen in Steueroasen, an denen er und seine Frau Anna Sigurlaug Palsdottir beteiligt gewesen sein sollen, einen Rücktritt abgelehnt. „Ich habe es nicht in Betracht gezogen, wegen dieser Sache zurückzutreten, und ich werde wegen dieser Sache nicht zurücktreten“, sagte Gunnlaugsson am Montag dem isländischen TV-Sender Channel 2.

Laut Medienenthüllungen vom Sonntag erwarben Gunnlaugsson und Palsdottir 2007 die Briefkastenfirma Wintris auf den Jungferninseln, einem Steuerparadies in der Karibik. Dorthin sollen Millionen Dollar geflossen sein, die Gunnlaugssons Partnerin von ihrem Vater geerbt hatte.

Als er 2009 Parlamentsabgeordneter in Island wurde, hatte Gunnlaugsson die Firmenanteile nicht erwähnt. Ende desselben Jahres soll er seine 50 Prozent Anteile an der Firma für einen Dollar an seine Partnerin verkauft haben.

Er habe niemals Geld im Ausland versteckt, sagte Gunnlaugsson. Seine Frau, die von ihrem Vater ein Vermögen geerbt habe, habe in Island alle Steuern entrichtet. „Weder hat sie Steuerparadiese ausgenutzt, noch kann man behaupten, dass ihr Unternehmen eine Briefkastenfirma in dem Sinne ist, dass es Steuern eher im Ausland als im Island bezahlt“, erläuterte Gunnlaugsson über seine Website.

Die frühere isländische Ministerpräsidentin Johanna Sigurdardottir erklärte, Gunnlaugsson sei es seinem Volk schuldig, sofort zurückzutreten. Eine Online-Petition für den Abgang des Regierungschefs in dem Land mit 320.000 Einwohnern sammelte über 22.000 Unterschriften. Für Montagabend verabredeten sich mehr als 8500 Isländer über Facebook zu Demonstrationen gegen den Ministerpräsidenten.

Die globale Finanzkrise hatte das kleine Land ab 2008 hart getroffen. Die drei größten Banken waren zusammengebrochen. Auf die Sozialdemokratin Sigurdardottir war Gunnlaugsson 2013 als Chef einer Mitte-Rechts-Regierung gefolgt und hatte Einigungen zwischen den kollabierten Banken und ihren Gläubigern erreicht. Doch laut der Süddeutschen Zeitung steht Wintris selbst auf der Gläubigerliste der Banken.

Auch die isländische Opposition rief den Regierungschef nach den Medienenthüllungen zu Briefkastenfirmen in Steueroasen (Panama Papers) zum Rücktritt auf. Sie kündigte an, noch in dieser Woche im Parlament einen Misstrauensantrag zu stellen.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...

DWN
Technologie
Technologie Bitkom-Umfrage: Deutsche kritisieren Abhängigkeit von KI-Anbietern aus dem Ausland
08.05.2025

Die Bevölkerung in Deutschland verwendet zunehmend Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig nimmt die Sorge über eine...

DWN
Politik
Politik Migrationspolitik: Wie die Neuausrichtung an den deutschen Außengrenzen aussehen könnte
08.05.2025

Das Thema illegale Migration und wer bei irregulärer Einreise an deutschen Landesgrenzen zurückgewiesen wird, beschäftigt die Union seit...