Politik

Arbeiter-Unruhen in Michigan: „Es wird Blut fließen“

Im US-Bundesstaat Michigan ist es zu schweren Ausschreitungen gekommen, nachdem sich Demokraten und Republikaner auf ein Ende der verpflichtenden Mitgliedschaft bei Gewerkschaften in Industriebetrieben geeinigt hatten. Ein Gewerkschafts-Führer kündigte an, die neue Regelung werde zum Bürgerkrieg führen.
12.12.2012 00:42
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bei einem Marsch auf das Lansing Capitol haben aufgebrachte Gewerkschafter ein Zelt einer republikanischen Pressure-Group niedergetrampelt. Die Gruppe Americans for Prosperity, die von den Milliardären Charles und David Koch finanziert wird, hatte unter anderem ein Schild aufgestellt, auf dem zu lesen war: „Stoppt die Fütterung der Gewerkschafts-Schweine !“ Es entsand erheblicher Sachschaden, die Polizei musste die aufgebrachte Menge stoppen, die zum Sitz des Gouverneurs marschieren wollte.

Die Stimmung in Michigan ist außerordentlich aufgeheizt. Die Gewerkschaften fürchten Massenentlassungen in der Automobilindustrie. In Michigan unterhalten Chrysler, Ford und General Motors große Werke. Das neue Gesetz soll dafür sorgen, dass es keine verpflichtende Mitgliedschaft für Arbeiter in der Industrie mehr gibt.

Ein Gewerkschafter sagte dem Nachrichtendienst Bloomberg, dass nun „ein Bürgerkrieg“ ausbrechen werde. Auch der Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa von der Teamsters-Gewerkschaft sprach auf CNN vom Bürgerkrieg (Interview im Video am Ende des Artikels). Denn in den Werken ist durch die neue Regelung die Zwietracht programmiert: Arbeiter, die keine Mitgliedsbeiträge zahlen, würden von Erfolgen der Gewerkschaften als Trittbrettfahrer profitieren, fürchten die Gewerkschaften. Auch die Politiker sind sich der explosiven Situation offenbar bewusst: Der Demokrat Douglas Geiss sagte Bloomberg, „es wird Blut fließen“.

Hintergrund der neuen republikanischen Initiative ist es, die Geldflüsse der Gewerkschaften zu stoppen – damit diese nicht Millionen in den Wahlkampf pumpen können. Präsident Barack Obama war die Wiederwahl nicht zuletzt mit Spendengeldern von den Gewerkschaften gelungen.

Für die Industrie hat die Regelung immense Vorteile, weil die Unternehmen leichter Mitarbeiter entlassen können und die Löhne einfacher senken können. Wegen der geringen Sparquote und der jahrelangen Niedrigzins-Politik der Fed sind die Arbeiter in den USA heute schon gezwungen, zu praktisch jedem Lohn zu arbeiten. Dieser Trend dürfte sich verstärken, wenn die Macht der Gewerkschaften nun nachhaltig gebrochen wird.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...