Gewankt, gekämpft und doch verloren! Der VfL Wolfsburg hat das große Wunder von Madrid verpasst und ist im Mythos Bernabeu vor Cristiano Ronaldo und Co. noch in die Knie gegangen. Der Superstar höchstpersönlich besiegelte am Dienstagabend mit seinen drei Toren in der 16./17./77. Minute das unglückliche Aus des Fußball-Bundesligisten. Gegen ein letztlich übermächtiges Real Madrid war für Wolfsburg durch das 0:3 (0:2) somit Endstation im Viertelfinale der Champions League.
„Das ist ganz bitter. Wir haben nach dem 2:0 nicht schlecht reagiert. Wenn man sieht wie groß die Erleichterung bei Real war, wir waren kurz davor, die Sensation zu schaffen“, sagte der gute VfL-Torwart Diego Benaglio. Nach dem sensationellen 2:0 im Hinspiel und der „Blut- und Krieg“-Rhetorik des Kontrahenten kämpften die Wolfsburger vor 80.000 euphorischen Zuschauern vergeblich gegen den zehnfachen Königsklassen-Sieger um Weltmeister Toni Kroos. Erschöpft sanken Luiz Gustavo, Naldo und André Schürrle zu Boden.
Real steht zum sechsten Mal in Serie im Halbfinale der Champions League. Für Wolfsburg ist zum dritten Mal nach 2010 und 2015 Schluss im Viertelfinale eines Europapokals. Was bleibt, ist die Erinnerung an die magische Hinspielnacht und der als Bundesliga-Achter schwierige Kampf um ein erneutes internationales Ticket in der kommenden Saison.
Bitter für Wolfsburg war, dass Ronaldos entscheidendem Freistoß ein fragwürdiger Pfiff nach angeblichen Foul von Luiz Gustavo vorausging und der Ball dann durch die VfL-Mauer flog. „Das sollte eigentlich nicht passieren“, ärgerte sich Benaglio.
Die mythische Wucht des Bernabeu bekamen die Wolfsburger sofort zu spüren. Vor der Arena hatten euphorische Real-Fans den Teambus bei der Ankunft des Starensembles in dichte Rauchschwaden gehüllt. In der Choreographie auf der Tribüne zielten Pfeile schon auf den Henkelpokal – Finalziel Mailand war die Forderung der Madridista. Um die unerwartete Hürde Wolfsburg erstmal zu schaffen, hatte Real sogar das Spielfeld verbreitert, ein legaler Trick für mehr Raum für die schnellen Stürmer Gareth Bale, Karim Benzema und Ronaldo.
Auch Wolfsburg versuchte sich in Mätzchen. Der Trainingsabbruch von Naldo am Vorabend war wohl ein Bluff von Coach Dieter Hecking. Der Abwehrchef – in Hinspiel beim Comeback nach wochenlanger Schulterblessur eine elementare Stütze – war von Anfang an dabei und gleich gefordert. Real schnürte Wolfsburg wie befürchtet ein. Der Bundesligist stand zwar kompakt, konnte aber überhaupt nicht für Entlastung sorgen. Es blieben nur lange Bälle nach vorn als unpassendes Stilmittel. Die Cleverness des Hinspiels fehlte.
Sergio Ramos (6.) köpfte auf die Latte. Und gerade war die Anfangsviertelstunde vorbei, da kam die Zeit für die Ronaldo-Show. Eine Hereingabe des Ex-Leverkuseners Daniel Carvajal ließen Dante und Naldo passieren. Der Superstar hatte keine Mühe einzuschieben. Sekunden später rettete Vierinha gerade noch so, doch nach der nächsten Flanke war Ronaldo per Kopfball da – die Hinspielschmach war für die Spanier zumindest ergebnistechnisch aufgearbeitet.
Ronaldo hatte nun 20 Tore in diesem Jahr erzielt, so viele wie der VfL insgesamt. Dann verletzte sich auch noch Julian Draxler. Der linke Oberschenkel zwickte. Max Kruse kam im Tausch für den Nationalspieler.
Wolfsburg traute sich jetzt mehr, löste sich häufiger aus der Umklammerung. Luiz Gustavo (34.) nötigte Keylor Navas per Distanzschuss zu einer ersten Parade. Vier Minuten später hätte Bruno Henrique das so ersehnte Auswärtstor erzielen müssen, doch Ramos blockte den zu zaghaften Versuch.
Auch in der zweiten Halbzeit war Real weiter tonangebend. Doch Wolfsburg ließ sich nicht mehr komplett beherrschen. Wieder hatte Ramos (48.) per Kopfball die erste Chance. Nach genau einer Stunde verhinderte Torwart Diego Benaglio per Reflex ein Eigentor von Josuha Guilavogui. Glück hatte der Schlussmann auch bei einem Kopfball von Ramos, der ihm vom Innenpfosten von hinten in die Arme fiel.
Die Verlängerung war in Sicht, da schlug Ronaldo mit seinem 16. Champions-League-Tor der Saison zum dritten Mal zu. Naldo und Guilavogui öffneten im Sprung die Mauer. Genau dort flog der Ball hindurch. Das Bernabeu huldigte dem Portugiesen mit Cristiano-Rufen.
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