Finanzen

Crash-Gefahr: Golf-Staaten fehlen wegen Ölpreis 500 Milliarden Dollar

Lesezeit: 1 min
28.04.2016 01:57
Die niedrigen Ölpreise reißen ein gigantisches Loch in die Haushalte der Golf-Staaten, prognostiziert der IWF. Die Entwicklung kann das globale Finanzsystem bedrohen.
Crash-Gefahr: Golf-Staaten fehlen wegen Ölpreis 500 Milliarden Dollar
Die Haushaltsdefizite der GCC-Länder werden laut IWF noch längere Zeit bestehen bleiben. (Grafik: Internationaler Währungsfonds)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Wachstumsprognosen für die Golfstaaten in seinem Bericht zur Region deutlich nach unten korrigiert. Hauptgrund dafür seien die niedrigen Preise für Erdöl, die auch mittelfristig zu hohen Umsatzausfällen und Haushaltsdefiziten führen werden. Die Berechnungen des Fonds basieren auf einem durchschnittlichen Ölpreis von rund 50 Dollar pro Barrel (159 Liter) am Ende des laufenden Jahrzehnts.

Allein im vergangenen Jahr seien die Öleinnahmen der Förderstaaten des Mittleren Ostens um rund 390 Milliarden Dollar zurückgegangen. Für das laufende Jahr geht der Fonds von weiteren Ausfällen in Höhe von etwa 140 Milliarden Dollar aus. In nur zwei Jahren müssten die betroffenen Staaten Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Jemen, Algerien, Libyen, Irak und Iran damit Export-Ausfälle von einer halben Billion Dollar verkraften.

Besonders die Volkswirtschaften der Golfmonarchien, die im Golf-Kooperationsrat (GCC) zusammengeschlossen sind, werden dem IWF zufolge unter dem Ölpreisverfall leiden. Während die Region Mittlerer Osten und Nordafrika im laufenden Jahr insgesamt um 3 Prozent wachse, prognostiziert der IWF für die Golfstaaten im laufenden Jahr ein Wachstum von 1,8 Prozent. Im vergangenen Jahr wuchsen die GCC-Länder noch um 3,3 Prozent.

Verheerend wirke sich der Preisverfall auch auf die Staatsfinanzen aus – obwohl einige Regierungen bereits Gegenmaßnahmen wie die Einführung einer Mehrwertsteuer diskutierten oder umgesetzt hätten, so der IWF. „Viele Länder haben signifikante Anstrengungen unternommen, um ihren Staatshaushalt zu stabilisieren. Dabei fokussierten sie sich hauptsächlich auf Ausgabenkürzungen, aber auch auf Energiepreisreformen. Für Algerien und den GCC gehen wir 2016 trotzdem von durchschnittlichen Haushaltsdefiziten von 12,75 Prozent aus, welche mittelfristig bei rund 7 Prozent bleiben werden.“ Für den Zeitraum zwischen 2016 und 2020 erwartet der IWF in diesen Ländern Haushaltsdefizite von insgesamt 900 Milliarden Euro.

Die Haushaltsdefizite haben bereits dazu geführt, dass einige Ölländer lange gehegte Privilegien über Bord werfen mussten. So hatte Saudi-Arabien kürzlich zum ersten Mal seit den 1990er Jahren wieder Geld am internationalen Kapitalmarkt aufgenommen. Der weltgrößte Erdölproduzent beginnt sogar, sich mit einer Strategie zur Diversifizierung seiner Wirtschaft auf ein Zeitalter ohne Erdöl vorzubereiten. Aus Sicht des IWF ist das der richtige Weg: „Es ist notwendig, dass alle Länder ihre Anstrengungen intensivieren, um Reformen einzuführen, die die Wirtschaftsaussichten verbessern, Arbeit schaffen und integrierendes Wachstum schaffen, bevor es zu spät ist“, sagte der Direktor des Bereichs Mittlerer Osten und Zentralasien, Masood Ahmed.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Mittelstand in der Krise: 250.000 Betriebe stehen vor dem Aus
20.09.2024

3,4 Millionen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat der Wirtschaft, doch Bürokratie, Fachkräftemangel und hohe Kosten...

DWN
Politik
Politik Landtagswahl Brandenburg: AfD gewinnt Jugendwahl
19.09.2024

Das Ergebnis der Juniorwahlen in Brandenburg ist eindeutig: Junge Menschen wählen AfD. Die Grüne Partei stürzt (wiedermal) regelrecht ab...

DWN
Politik
Politik Macht er Cash oder wird er Präsident? Donald Trumps Haltefrist bei Truth Social endet
19.09.2024

Truth Social ist vermutlich Donald Trumps beste Investition gewesen, seit Jahrzehnten - ever, ever! Besser als seine Hotels und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ifo-Geschäftsklima: Konstanter Abwärtstrend auch für Selbstständige in Deutschland
19.09.2024

Die gesamtwirtschaftliche Lage ist schlecht, von Erholung nach der Sommerpause keine Spur: Auch das Geschäftsklima bei Selbstständigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Demografie und Fachkräftemangel: Ältere länger im Job halten - eine Studie sieht Millionenpotenzial
19.09.2024

Weiterbeschäftigung statt Rente: Wer das Renteneintrittsalter erreicht hat, aber dennoch länger arbeitet, soll mehr Wertschätzung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handelsregistergebühren sollen kräftig steigen – eine weitere teure Belastung für Unternehmen!
19.09.2024

Das Bundesjustizministerium will die Gebühren für den Handelsregistereintrag um 50 Prozent erhöhen. Ein besserer Kostendeckungsgrad soll...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wettlauf um Bodenschätze: Bundesregierung legt Rohstofffonds auf
19.09.2024

Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Unternehmen sind deshalb auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. Mit einem Rohstofffonds der...

DWN
Politik
Politik Betriebliche Altersvorsorge soll attraktiver werden
19.09.2024

Bislang verfügt nur ein Teil der Beschäftigten in Deutschland über eine betriebliche Rente. Das soll sich nach dem Willen der...