Obwohl die seit 2015 massiv gesunkenen Ölpreise sich wieder etwas erholt haben, gab es allein in der vergangenen Woche drei Pleiten. Steigt der Ölpreis nicht höher, wird es noch weitere Opfer dieses Preiskampfes geben. Seit 2015 sind allein in Nordamerika 130 Öl– und Gasproduzenten und –Dienstleister Bankrott gegangen. Das berichtet Bloomberg mit Verweis auf die Anwaltskanzlei Haynes & Boone. Das entspricht einer Größenordnung von etwa 44 Milliarden Dollar. Mit den drei Pleiten der vergangenen Woche - Chaparral Energy Inc., Penn Virginia Corp. und Linn Energy LLC – sind es sogar noch 11 Milliarden Dollar mehr. Vier weitere Öl- und Gasunternehmen stehen derzeit kurz vor der Pleite.
Die Pleiten haben zuletzt zugenommen, weil viele der Unternehmen, die Geld benötigen, sich kein Kapital mehr besorgen konnten. Zu hoch sind die Absicherungen, die Banken und Investoren mittlerweile verlangen. Ein Barrel Öl für 80 und 100 Dollar waren schon nicht wirtschaftlich, zitiert Bloomberg Jim Chanos von Kynikos Associates. Und „45 Dollar pro Barrel sind auf jeden Fall nicht wirtschaftlich“.
„Wenn Öl auf 50 Dollar steigt, wendet sich das Blatt deutlich“, sagt Subash Chandra von Guggenheim Securities. „Aber das Problem ist, wenn sich das Blatt wendet, werden die Dienstleistungsunternehmen auch ihre Preise anheben und somit den Kuchen verkleinern“, so Chandra. Es könnte aber auch sein, dass dann die Produktion wieder anzieht und dann würden ebenfalls die 50 Dollar pro Barrel nicht helfen. „Wer bei 30 Dollar Pleite geht, geht auch bei 45 Dollar pleite“, sagt auch Spencer Cutter von Bloomberg Intelligence. Der Ölpreis müsste demnach schon dauerhaft bei 60 oder 65 Dollar pro Barrel stehen, um die Branche wirklich wieder in den Profit zu bringen.
Die Ölpreise sind am Freitag gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete zuletzt 47,80 US-Dollar. Das waren 28 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni fiel um 34 Cent auf 46,36 Dollar. Händler sprachen von einer Gegenbewegung am Ölmarkt, nachdem die Preise im Verlauf der Woche deutlich gestiegen waren. Ein überraschender Rückgang der Ölreserven und der Fördermenge in den USA hatten für Auftrieb gesorgt.
Ende April meldete der US-Ölriese Exxon den geringsten Quartalsgewinn seit dem Jahr 1999. Auf 1,8 Milliarden Dollar (1,6 Mrd Euro) - um 63 Prozent verglichen mit dem Vorjahreswert - brach der Überschuss des am Börsenwert gemessen weltgrößten Ölkonzerns ein. Im ersten Quartal fiel bei Chevron ein Verlust in Höhe von 725 Millionen Dollar (637 Mio Euro) an, wie der Konzern mitteilte. Die weltgrößte Reederei Maersk bereitet sich auf einen neuen Crash vor. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Maersk einen Nettoverlust von 2,5 Milliarden Dollar.
Den Daten von Thomson Reuters zufolge steckten sie 31 Milliarden Dollar in diesen Sektor. In den fünf vorangegangenen Jahren waren es insgesamt nur acht Milliarden Dollar gewesen. Das Ende der Fahnenstange ist damit aber offenbar noch nicht erreicht. Die auf die Öl- und Gasbranche spezialisierte Beratungsfirma 1Derrick zufolge stehen Firmen und Unternehmensteile im Volumen von 112 Milliarden Dollar zum Verkauf. Die Hälfte davon entfällt auf nordamerikanische Firmen, die häufig Schieferöl mit Hilfe der umstrittenen „Fracking“-Methode gewinnen.
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