Lettland hat im eigenen Land eine offensive Kampagne für den Euro gestartet. Wie der Finanzminister Andris Vilks in einem Interview mit Reuters mitteilte, wolle die Regierung bereits im Februar den Antrag zum Beitritt in die Eurozone stellen. Sprechen die EZB und die EU-Kommission eine Empfehlung für Lettland aus, können die europäischen Regierungschefs schon im Juni kommenden Jahres darüber abstimmen, so Vilks.
Wirkliche Schwierigkeiten sieht der Finanzminister hinsichtlich der EU-Institutionen aber nicht. Blicke man auf die vergangenen drei Jahre zurück, in denen das Land harte Sparmaßnahmen durchgesetzt habe und die Wirtschaftskraft 2009 zunächst um 20 Prozent absank, dann „sehen wir nun das schnellste Wirtschaftswachstum in Europa und gleichzeitig ein sehr geringes Preiswachstum“, sagte Vilks. „Ich denke, wir haben uns Respekt verdient.“ Zudem seien das damals verordnete Rettungsprogramm erfolgreich abgeschlossen und die letzten beim IWF ausstehenden Kredite vorzeitig in diesem Monat zurückgezahlt worden. Vilks rechnet damit, dass Lettland in diesem Jahr lediglich ein Haushaltsdefizit von 1,5 Prozent des BIPs aufweisen werde und somit deutlich unter der Defizitgrenze von drei Prozent.
Das größte Hindernis auf dem Weg zum Euro ist die lettische Bevölkerung. In Meinungsumfragen spricht sich noch immer die Mehrheit gegen eine Einführung des Euros aus. So verweisen die Letten darauf, dass man die Sanierung und den Wiederaufstieg gerade ohne den Euro geschafft.
Zwar müsse kein Referendum über den Beitritt abgehalten werden, aber es könnte ein negatives Signal an die anderen Euro-Mitgliedsländer senden. „Ich denke, die Situation wird sich in den nächsten Monaten verbessern, weil die Informationen zum Euro nun allgemein verfügbar sind“, kommentiert Vilks den Widerstand in der Bevölkerung. Die gestartete Kampagne werde ihr übriges tun. Ziel sei es, den Letten zu zeigen, dass man die Krise nicht mit dem Währungsraum als Ganzes assoziiere dürfe, sondern nur mit einem bestimmten Land, fuhr Vilks fort.