Politik

Fonds TCI: VW muss 30.000 Stellen abbauen

Dem britischen Hedgefonds TCI gehen die Maßnahmen von VW zur Produktivitätssteigerung nicht weit genug. Der Konzern soll deshalb bis zu 30.000 Arbeitsplätze abbauen. Auf diese Weise könnten Milliarden eingespart werden.
18.05.2016 16:11
Lesezeit: 2 min

Der Wolfsburger Konzern wäre ohne Weiteres in der Lage, durch natürliche Fluktuation auf vier bis fünf Prozent seiner weltweit 610.000 Beschäftigten zu verzichten, sagte TCI-Partner Ben Walker am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Allein durch die Nichtbesetzung freiwerdender Stellen könne Volkswagen bis zu drei Milliarden Euro einsparen. Dabei unterstellt TCI allerdings ein Jahresgehalt von 100.000 Euro, was ein durchschnittlicher VW-Arbeiter bei Weitem nicht erreicht.

Die Wolfsburger hatten zuvor in einem Schreiben der Kritik von TCI an Missständen bei Volkswagen in einigen Punkten zugestimmt. Walker begrüßte dies, machte zugleich aber klar, dass die von VW zur Steigerung der Produktivität eingeleiteten Schritte nicht ausreichten. Die Gewerkschaften und das Land Niedersachsen als drittgrößter Aktionär müssten das Management unterstützen, um eine Wende herbeizuführen. "Niedersachsen und die Gewerkschaften müssen anerkennen, dass ein erfolgreiches Automobilunternehmen auf Dauer nicht mit Renditen von zwei Prozent überleben kann", sagte Walker. Weder VW noch das Land Niedersachsen äußerten sich dazu.

VW schlägt die Kritik allerdings nicht in den Wind: "Volkswagen kann und sollte das profitabelste Unternehmen in der Autowelt sein", schrieb Finanzvorstand Frank Witter in einem Antwortschreiben an TCI, das der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. Volkswagen werde beweisen, dass der Konzern weit mehr als nur die Summe seiner zwölf Marken sei. Dies sei man sowohl den Aktionären als auch Kunden und Beschäftigten schuldig.

TCI-Gründer Chris Hohn hatte vor eineinhalb Wochen angeprangert, dass VW zu unflexibel sei und Reformen verlangt. Er hatte insbesondere die hohen Arbeitskosten kritisiert. TCI (The Children's Investment Fund) will erreichen, dass Europas größter Autobauer mehr Geld an seine Aktionäre ausschüttet.

Andere Investoren haben sich der Kritik des Hedgefonds angeschlossen. Für mehrere steht dabei auch die dominante Stellung der Haupteigner von Volkswagen im Vordergrund. "VW verhält sich nicht wie eine Aktiengesellschaft, sondern wie ein familiengeführtes Unternehmen", kritisierte ein Großaktionär im Gespräch mit Reuters. Er monierte, dass die Mehrheit der stimmberechtigten Stammaktien bei den Familien Porsche und Piech und dem Land Niedersachen liegt. Andere Investoren, die vor allem Vorzugsaktien haben, könnten deshalb nur zusehen und warten.

Witter bekräftigte, dass Konzernchef Matthias Müller noch vor der Sommerpause seine neue Strategie bis 2025 präsentieren werde. Kurz danach wolle man deren finanzielle Auswirkungen analysieren, kündigte er an. Auch bei der Kritik an den Managerboni ging VW in dem Schreiben vom 17. Mai auf TCI ein. Das derzeitige Vergütungssystem müsse geändert werden, dies werde Teil der neuen Strategie sein.

In dem zweiseitigen Schreiben wies Witter auf erste Erfolge von Markenchef Herbert Diess bei der Senkung der Kosten und der Neuausrichtung von VW hin. Oberste Priorität habe für ihn, die Leistungsfähigkeit der Marke zu steigern. Witter hob dabei die von Diess eingeführte Neuordnung von Entwicklung, Produktion und Vertrieb entlang den Baureihen hervor. Dabei flössen die besten Ideen der Konzerntochter Porsche ein, die in punkto Profitabilität als Vorbild gilt. Zusammen mit dem stärkeren Gewicht der Regionen bei wichtigen Entscheidungen erwarte man sich davon in nächster Zeit eine deutlich höhere Effizienz.

Zugleich machte Witter deutlich, dass die Aufarbeitung des Abgasskandals Voraussetzung sei, damit VW seine Kräfte entfalten könne. Hier sei durch die Grundsatzeinigung mit den US-Behörden im April ein wichtiger Schritt gemacht worden. VW hat noch bis 21. Juni Zeit, um den Kompromiss mit der US-Regierung auszuarbeiten. Davon hängt unter anderem ab, wie hoch die Strafe für Verstöße gegen US-Umweltrecht ausfällt.

Gleichzeitig ziehen sich die Ermittlungen über die Hintergründe und Verantwortlichen für die Abgasmanipulation hin. Volkswagen hatte die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse durch die US-Kanzlei Jones Day unlängst auf unbestimmte Zeit verschoben und dies mit den laufenden Verhandlungen über einen Kompromiss zur Beseitigung der Abgasmanipulation in den USA begründet. "Wir sind alle frustriert darüber, wie lange das dauert", schrieb Witter.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Aufwertung: Sind jetzt Firmengewinne in Gefahr?
04.07.2025

Der starke Euro wird für Europas Konzerne zur Falle: Umsätze schrumpfen, Margen brechen ein – besonders für Firmen mit US-Geschäft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Facebook greift auf Ihre Fotos zu – viele merken es nicht
04.07.2025

Eine neue Funktion erlaubt Facebook, alle Fotos vom Handy hochzuladen. Die meisten Nutzer merken nicht, was sie wirklich akzeptieren. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Flat Capital-Aktie: Trotz Beteiligungen an OpenAI und SpaceX überbewertet?
04.07.2025

Flat Capital lockt mit Beteiligungen an OpenAI, SpaceX und Co. Doch die Risiken steigen, Insider warnen. Ist die Flat Capital-Aktie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromsteuersenkung: Wirtschaftsverbände kritisieren Merz für gebrochene Zusage
04.07.2025

Die Entscheidung der Bundesregierung zur Stromsteuersenkung sorgt für Aufruhr. Wirtschaftsverbände fühlen sich übergangen und werfen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...