Politik

Kartellamt: Deutsche Bahn muss Wettbewerbern Fahrkartenverkauf erleichtern

Laut Bundeskartellamt darf die Deutsche Bahn (DB) ihre Konkurrenz nicht beim Verkauf von Fahrkarten behindern. Kunden konnten diese bislang so gut wie nicht in Bahnhofsläden erwerben. Jetzt wird der Vertrieb geändert.
24.05.2016 16:31
Lesezeit: 1 min

Auf Druck des Bundeskartellamts erleichtert die Deutsche Bahn (DB) den Fahrkartenverkauf von Konkurrenten. So werde der Verkauf von Tickets von Wettbewerbern in Bahnhofsläden vereinfacht, teilte die Behörde am Dienstag in Bonn mit. Bislang hätten Klauseln in Mietverträgen dies "weitgehend unmöglich gemacht". Zudem dürfen andere Nahverkehrsunternehmen an ihren Automaten künftig auch DB-Fernverkehrstickets verkaufen. Dies sei vor allem für Reisende an Bahnhöfen wichtig, an denen die Deutsche Bahn selbst nicht halte.

Das Bundeskartellamt hatte im Januar 2014 das Verfahren gegen die Deutsche Bahn eingeleitet. Der Vorwurf: Verdacht auf Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung. Das Verfahren sei auf den Weg gebracht worden, "um Behinderungspraktiken der Deutschen Bahn gerade beim Vertrieb ihrer Wettbewerber zu beenden", erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Es wurde nun eingestellt, da sich die Bahn zu Zusagen verpflichtete.

Diese befassen sich neben dem Ticketverkauf in Bahnhofsläden und an Automaten auch mit den Provisionen, die zwischen der Deutschen Bahn und Wettbewerbern für den gegenseitigen Verkauf von Fahrkarten fällig werden. Sie sollen "vereinheitlicht und überwiegend gesenkt" werden, erklärte das Kartellamt. Bislang habe die Deutsche Bahn Konkurrenten einen niedrigeren Provisionssatz für den Verkauf ihrer Fahrkarten gezahlt, als sie ihrerseits für den Verkauf fremder Tickets verlangt habe.

Wettbewerb auf der Schiene setze Wettbewerb beim Fahrkartenverkauf voraus, betonte Kartellamtspräsident Mundt. Die von der Deutschen Bahn angebotenen Zusagen würden den Wettbewerbern den Fahrkartenverkauf nun "sehr erleichtern". Der Wettbewerb erhalte dadurch "neue Impulse".

Die Deutsche Bahn hob hervor, dass das Bundeskartellamt bei seinen Überprüfungen keinen Verstoß gegen kartellrechtliche Regelungen festgestellt habe und das Verfahren nach ihren Zusagen eingestellt habe. Mit dieser Lösung erhielten alle Marktteilnehmer "größtmögliche Rechtssicherheit", erklärte Bahn-Vorstand Ronald Pofalla. "Dies wird den ohnehin bereits dynamischen Wettbewerb im Vertrieb weiter befördern."

Der Verband Mofair, der mehrere Konkurrenten der Bahn vertritt, begrüßte die Zusagen der Deutschen Bahn als "überfällig". Im Ticketverkauf sei nun "ein großes Stück mehr Fairness" erreicht. Bisher habe es an vielen Stellen ein "Quasi-Monopol" der Deutschen Bahn gegeben.

Der ökologische Verkehrsclub VCD sieht in den Maßnahmen der Deutschen Bahn "ein gutes Signal in Richtung Verbraucher". Denn ob ein Reisender die Bahn nutze, hänge maßgeblich davon ab, wie einfach ein Ticket zu kaufen sei. Mittelfristig wäre gar ein "unternehmensübergreifender, unabhängiger Vertrieb" wünschenswert, erklärte der VCD-Vorsitzende Michael Ziesak.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....