Etwa 200 Millionen Christen müssen weltweit Nachteile wegen ihrer Religionszugehörigkeit hinnehmen. Dies sind etwa 10 Prozent aller Christen. Zu diesem Ergebnis kommt Rupert Shortt von der Oxford Universität, der zu dem Thema einen bemerkenswerten Bericht mit dem Titel „Christianophobia“ vorgelegt hat (komplette Studie in Englisch - hier). Neben Nachteilen im bürgerlichen Leben und Einschränkungen in der Ausübung der Religion müssen Christen vor allem dort auch um Leib und Leben fürchten, wo sie sich inmitten einer muslimischen Mehrheitsgesellschaft finden. Von 20 beanstandeten Ländern sind 12 solche mit islamischer Mehrheitsbevölkerung.
Aber auch in China und in Indien werden die Menschenrechte der Christen massiv eingeschränkt. Während es in Indien militante Hindus auf die Christen abgesehen haben, ist es in China die staatliche Repression, die den Christen zu schaffen macht. So zitiert der Autor einen chinesischen Funktionär, der behauptet, die evangelischen Christen wären nichts anderes als die Vorhut des amerikanischen Imperialismus, dessen Ziel der Sturz des kommunistischen Regimes in Peking sei. Diese offizielle Verschwörungstheorie dient dem offiziellen China als Rechtfertigung für die Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten für Christen. Ein berufliches Fortkommen im Staatsapparat ist für Christen ohnehin aussichtslos.
In vielen muslimischen Staaten wird der Ausspruch von US-Präsident George W. Bush als Vorwand für die Christenverfolgung verwendet: Bush hatte nach dem 11. September angekündigt, man werde einen „Kreuzzug“ gegen die Terroristen unternehmen. Gewalt gegen Christen wird seither fast standardmäßig mit einer Art islamsicher Selbstverteidigung gerechtfertigt.
Erstaunlich an der Untersuchung von Shortt ist vor allem die Begründung der westlichen Eliten für die Weigerung, die weltweite Christenverfolgung ernst zu nehmen: Man fürchte, sich dem Vorwurf des „Rassismus“ auszusetzen, wenn man die Christen verteidigt, analysiert der Forscher.
Das hat in den Kernländern des Christentum im Nahen Osten dazu geführt, dass die Religion in ihrem Herkunftsland ganz real von der Ausrottung bedroht ist. In Ländern, in denen der Islam dominiert, hätten die Hälfte bis zu zwei Drittel der Christen ihre Heimatländer aus Angst vor religiöser Verfolgung verlassen.
Neben China, Pakistan, Burma und Indien sieht Shortt Ägypten, den Irak und Nigeria als besonders aggressiv in der Christenverfolgung engagiert.
In Nigeria sind in einem Dorf bei Potiskum am Heiligen Abend sechs Christen erschossen worden. Terroristen, der islamistischen Boko Haram Gruppe zugeordnet werden, hatten eine Kirche angegriffen und die fliehenden Gläubigen bis in ihre Häuser verfolgt. Auch der Pastor der Evangelikalen Kirche von West Afrika kam bei dem Attentat ums Leben. Die Gruppe hat in den vergangenen Jahren hunderte Christen ermordet. Nigeria ist in einen islamischen Nordteil und einen christlichen Süden geteilt. Im Norden gilt die islamische Rechtsordnung der Scharia (mehr dazu bei der BBC - hier).