Der deutsche Fußball hatte im Jahr 2012 einige große Erfolge zu verzeichnen und ist auf dem Weg, Europas Nummer 1 zu werden. Zwar schied die deutsche Mannschaft bei der EM in Polen im Halbfinale gegen Italien aus. Doch waren deutsche Mannschaften in der Champions League und in der Euro League sehr erfolgreich. Dies liege auch an der besseren Förderung des Fußballs durch den deutschen Staat im Vergleich zu den anderen Ländern Europas, analysiert die New York Times.
Seit dem desaströsen Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2000, wo sie nicht ein einziges Spiel gewann und nur ein Tor schoss, habe sich in Deutschland viel verändert. Es wurde ein milliardenschweres Programm zur Förderung junger Spieler direkt bei den Profivereinen ins Leben gerufen. Dieses „langfristige strategische Denken und die beachtlichen Ressourcen“ hätten dazu geführt, dass es Deutschland wieder an die europäische Spitze des Fußballs geschafft habe.
Im Jahr 2012 starteten sieben deutsche Mannschaften bei den europäischen Wettbewerben, und alle sieben Mannschaften haben es in die K.O.-Runden geschafft, die im neuen Jahr beginnen werden. Die drei deutschen Teams in der Champions League – Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04 – waren sogar alle Gruppensieger. Dies spricht dafür, dass die Qualität der gesamten Bundesliga gestiegen ist.
Viele Fußballvereine im krisengeschüttelten Europa, etwa in Spanien oder Italien, hätten Schuldenprobleme und könnten ihre Stadien nicht erhalten, so die NYT. Auch gebe es aufgrund der wirtschaftlichen Lage vermehrt Probleme, zahlungskräftige Sponsoren zu gewinnen. In Deutschland ist die wirtschaftliche Lage im Vergleich noch deutlich besser, sodass Sponsoren hier leichter gefunden werden können. Auch deutsche Fans können sich den Schal und das Ticket eher leisten als die Fußballfans anderswo in Europa.
Doch auch der deutsche Staat unterstützt den Sport mit Milliardenbeträgen. Allein in Vorbereitung der EM 2006 gab er circa 2,5 Milliarden Euro für den Neubau oder die Überholung von Stadien aus, wovon die Vereinen noch heute profitieren. Der Deutsche Fußball Bund (DFB) betreibe landesweit 366 eigene Zentren, wo 1.000 Trainer mit 25.000 Jungen und Mädchen trainierten. Die jährlichen Kosten dafür liegen bei mindestens 17 Millionen Euro. Daher gebe es heute in der Bundesliga eine Fülle von jungen einheimischen Spielern. Davon profitiert auch die deutsche Nationalmannschaft.
Wirklich teuer sind jedoch die zahlreichen Profis, die sich seit dem Bosman-Urteil zur unbeschränkten Freizügigkeit auf EU-Ebene in den Bundesliga-Klubs tummeln. Um die kleinen und mittleren Stars aus aller Herren Länder entsprechen honorieren zu können, wurden die TV-Lizenzen für die Klubs in den vergangenen Jahren systematisch in die Höhe getrieben. Etwa 100 Millionen Euro pro Jahr zahlt allein die ARD Sportschau an die Bundesliga. Es sind dies die höchsten Summen, die die Vereine je erhalten haben. Weil die öffentlich-rechtlichen Sender ab dem 1. Januar 2013 aus einer TV-Steuer finanziert werden, die die bisherige GEZ ablöst, kann man getrost davon sprechen, dass der Staat die Bürger zwingt, für Brot&Spiele selbst aufzukommen. Begründet wird dies von den Fussballfunktionären mit der lächerlichen Idee eines Menschenrechts auf öffentlich-rechtlichen Fußball-Konsum. Die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien lassen sich die öffentlich-rechtlichen Sender etwa 210 Millionen Euro kosten - dies sind Steuergelder, die auch von jenen zu bezahlen sind, die niemals ein Fußball-Spiel verfolgen, wegen der neuen Haushaltsabgabe jedoch verpflichtet sind, mitzufinanzieren.
Auch in Deutschland sind zahlreiche Vereine massiv überschuldet und können sich nur mit Buchhaltungs-Tricks am Leben erhalten. Im Februar werden die Lizenzverträge der Bundesliga-Klubs neu verhandelt. Beobachter hoffen, dass die DFL als Lizenzgeber darauf dringen wird, dass die Vereine den neuen Geldsegen dazu nutzen werden, ihre Schulden zu reduzieren. In diesem Fall kann man dann getrost von einem staatlichen Bailout der Fußballer sprechen. Dieser ist offenkundig ebenso alternativlos und systemrelevant wie alle anderen staatlichen Rettungsaktionen, etwa für Banken.