Finanzen

Brexit-Prognose: Pfund mit größtem Kurssturz seiner Geschichte

Der drohende Ausstieg Großbritanniens aus der EU hat dem Pfund Sterling einen Rekord-Kurssturz eingebrockt. Händler erwarten massive Kursverluste an Europas Börsen. Die Anleger flohen umgehend in den Schweizer Franken.
24.06.2016 07:02
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach dem sich abzeichnenden Sieg der Brexit-Befürworter stehen den Aktienmärkten in Europa am Freitag massive Kursverluste bevor: Brokerhäuser gehen davon aus, dass der Dax, der britische „Footsie“ und der französische Leitindex CAC rund sieben Prozent tiefer eröffnen werden. Die Investmentbank Morgan Stanley rechnet damit, dass Aktienwerte im Vergleich zu den Schlusskursen von Donnerstagabend um 15 bis 20 Prozent einbrechen können. „Das ist absolut außerordentlich“, sagte Devisenspezialist John Wraith von der UBS Investment Bank. „Ein 'Schock' ist noch ein zu schwaches Wort dafür.“

Besonders unter Druck stehen dürften die Bankenwerte. Die Kreditinstitute Standard Chartered und HSBC, die auch in London gehandelt werden, brachen an der Börse in Hongkong bereits um bis zu 12,5 Prozent ein.

TV-Anstalten zufolge erzielten die Befürworter für einen Ausstieg aus der Europäischen Union (EU) eine Mehrheit bei der Volksbefragung. Sowohl die BBC als auch ITV erklärten die EU-Gegner zum Sieger der Abstimmung.

Der drohende Ausstieg Großbritanniens aus der EU hat dem Pfund Sterling den größten Kurssturz seiner Geschichte eingebrockt. Sein Kurs fiel am Freitag um bis zu 11,1 Prozent auf ein 30-Jahres-Tief von 1,3232 Dollar.

Der drohende Ausstieg Großbritanniens aus der EU hat die Anleger in den Schweizer Franken getrieben. Die Währung kletterte zum Euro auf den höchsten Stand seit August 2015. Ein Euro kostete am Freitagmorgen 1,0626 Franken. Bereits in den Wochen vor der Abstimmung hatte die Schweizer Währung deutlich zugelegt. Sie gilt bei Investoren als sichere Anlage in turbulenten Zeiten – und ist daher gefragt.

Experten erwarten dennoch keine aggressiven Maßnahmen der Schweizer Notenbank. Sie werde zunächst versuchen, den Höhenflug der Währung mit Interventionen am Devisenmarkt zu bremsen. „Es würde mich überraschen, wenn die Nationalbank heute außer Interventionen etwas anderes machen würde“, sagte Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank. Sollte der Druck auf den Franken mehrere Tage oder Wochen anhalten, dann seien Zinssenkungen nicht auszuschließen. „Entscheidend ist nicht, wo der Franken heute Abend steht. Entscheidend ist, wo der Franken in einer Woche steht.“

Nach Einschätzung von Felix Adam, Chef des Schweizer Währungsexperten ACT Currency, dürfte die SNB erst bei einem Eurokurs von 1,05 Franken größere Maßnahmen ins Auge fassen. „Dass auf der Zinsseite etwas Dramatisches passiert, kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Da müsste mehr Stress im Markt sein“, sagte er. Die Marktreaktion zeige jedoch, wie überrascht viele Börsianer von dem sich abzeichnenden Wahlergebnis seien.

Die SNB wollte sich zunächst nicht dazu äußern. Sie warte das finale Wahlergebnis ab, sagte ein Sprecher. Die Zentralbank will einen Höhenflug des Franken mit allen Mitteln verhindern – denn ein starker Franken ist Gift für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft. SNB-Präsident Thomas Jordan hatte Interventionen am Devisenmarkt angekündigt, sollte es rund um die Abstimmung zu Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen. Notfalls hatte er auch eine weitere Zinssenkung nicht ausgeschlossen. Der Leitzins in der Schweiz ist mit rund minus 0,75 Prozent bereits auf einem Rekordtief.

Beim Brexit-Referendum hat sich TV-Anstalten zufolge eine Mehrheit der Briten für einen Austritt Großbritanniens aus der EU ausgesprochen. Sowohl die BBC als auch ITV erklärten die EU-Gegner zum Sieger der Abstimmung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...