Daimler hat trotz der Schwäche in seinen größten Geschäftsfeldern Pkw und Lkw im zweiten Quartal deutlich mehr verdient als bisher erwartet. Herausgerissen hat die Quartalsbilanz das Geschäft in den Nischensparten Transporter und Busse. Das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent auf 3,97 Milliarden Euro, wie der Konzern am Montagabend in einer Pflichtveröffentlichung bekanntgab.
Analysten hatten nach einer Gewinnwarnung wegen des schwachen Lkw-Geschäfts mit einem Ergebnisrückgang gerechnet. Unternehmenskreisen zufolge lagen die Schätzungen im Schnitt zuletzt eine halbe Milliarde Euro niedriger als die tatsächlichen Zahlen, so dass Daimler die vorläufigen Ergebnisse veröffentlichen musste. Diese ließen die Anleger zugreifen: Am Morgen kletterten die Daimler-Aktien um 4,4 Prozent auf 57,69 Euro und waren damit größter Dax -Gewinner.
Mercedes-Benz Vans verdoppelte den bereinigten Betriebsgewinn nahezu auf 462 Millionen Euro. Die lange Zeit schwache Bussparte verdiente mit 89 Millionen Euro von April bis Juni rund 30 Millionen Euro mehr als vor Jahresfrist. Auch die Finanzsparte Daimler Financial Services erhöhte den bereinigten Betriebsgewinn auf 479 (445) Millionen Euro.
Das Pkw-Geschäft litt unterdessen weiter unter der Flaute wegen des Modellwechsels beim Oberklassewagen E-Klasse, dem wichtigsten Gewinnbringer des Konzerns. Das neue Modell kommt gerade erst auf den Markt. Hohe Anlaufkosten schlagen zu Buche, und die aktuelle Generation muss mit Rabatten verkauft werden. Trotz des Rekordabsatzes verdiente die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars im zweiten Quartal mit 2,21 Milliarden Euro etwas weniger als im Vorjahr.
Das Lkw-Geschäft leidet unter einem schwachen Markt in Nordamerika, Brasilien und im Nahen Osten. Der bereinigte Betriebsgewinn ging hier im zweiten Quartal auf 661 (Vorjahr: 717) Millionen Euro zurück.
Das unbereinigte Vorsteuerergebnis wird unterdessen deutlich von Sonderfaktoren belastet. Unter dem Strich schlagen hier 720 Millionen Euro zu Buche. Das meiste davon - wie etwa die Kosten für den Rückruf von Takata-Airbags und Restrukturierungen des Händlernetzes und bei Daimler Trucks - war schon bekannt.
Überraschend kam jetzt eine Rückstellung von 400 Millionen Euro für Rechtskosten hinzu, deren Grund das Unternehmen nicht nannte. Arndt Ellinghorst vom Analysehaus Evercore ISI vermutete, es könne sich um Vorsorge für die bevorstehende Geldbuße der EU wegen des Lkw-Kartells oder um Kosten im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal handeln. Autokäufer in den USA verklagten den Stuttgarter Konzern auf Schadensersatz, weil die Stickoxid-Werte von Diesel-Fahrzeugen die zulässigen Werte angeblich zeitweise stark überschreiten. Auf Geheiß des US-Justizministeriums muss der Autobauer seine Abgasmessung überprüfen. Daimler wies bisher alle Vorwürfe zurück. "Wenn das etwas mit Diesel zu tun hat, wäre der Markt besorgt", erklärte Analyst Ellinghorst.
BMW hat wie die Konkurrenz auch den Absatz im Juni kräftig gesteigert. Weltweit wurden 227.849 Fahrzeuge der drei Konzernmarken BMW, Mini und Rolls-Royce verkauft, wie die Münchner am Dienstag mitteilten. Das sind 9,1 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Für das Plus sorgte demnach vor allem die hohe Nachfrage in Europa und Asien. In den USA dagegen schrumpfte der Absatz. Die Kernmarke BMW steigerte im Rekordmonat Juni die Verkaufszahlen um 9,7 Prozent auf 189.097 Fahrzeuge - damit lagen die Münchner vor den Rivalen Audi mit 169.000 Autos und knapp vor der Marke Mercedes mit 188.444 Wagen.
Die Stuttgarter hatten sich in den vergangenen Monaten an die Spitze des Premiumsegments gesetzt. Über das gesamte erste Halbjahr lag die Marke Mercedes mit gut einer Million verkauften Fahrzeugen vorn. Bei der Marke BMW summierte sich der Absatz in den ersten sechs Monaten auf 986.557 Wagen (plus 5,8 Prozent). Audi kam auf 953.200 Pkw.