Politik

Türkei verhaftet General und Offiziere vom Nato-Stützpunkt Incirlik

Die Türkei hat einen Luftwaffen-General und Soldaten der Lufwaffen-Basis Incirlik verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, am Putsch beteiligt gewesen zu sein. Die USA verwenden den Stützpunkt wieder für Einsätze in Syrien. Die Lage ist dennoch problematisch: Frankreich zweifelt an der Zuverlässigkeit der Türkei im Kampf gegen den IS.
17.07.2016 18:06
Lesezeit: 2 min

Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei hat die Allianz gegen die Miliz Islamischer Staat (IS) ihre zwischenzeitlich ausgesetzten Luftangriffe wieder aufgenommen. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, der türkische Luftraum sei für Militärflugzeuge wieder offen. Auf dem auch von der Bundeswehr genutzten Luftwaffenstützpunkt Incirlik wurden türkische Militärs unter Putschverdacht festgenommen, unter ihnen ein General.

In der Pentagon-Erklärung hieß es, in allen Stützpunkten der Türkei seien die "Operationen der Koalition gegen die Gruppe Islamischer Staat" erneut im Gange. Von amtlicher türkischer Seite wurde der Verdacht geäußert, dass die Putschisten den Stützpunkt Incirlik in der südlichen Provinz Adana zum Auftanken von ihnen gekaperter Kampfflugzeuge benutzten.

Doch ausgestanden ist die Situation noch nicht: Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault stellte Ankaras Zuverlässigkeit im Kampf gegen den Islamischen Staat in Frage. "Es gibt teilweise Argwohn", sagte der Minister dem Fernsehsender France 3.

Ankara bestätigte Medienberichte, wonach der Luftwaffengeneral Bekir Ercan Van und elf weniger ranghohe Offiziere auf der Basis Incirlik festgenommen wurden. Auch ein Polizist wurde demnach festgesetzt. Alle würden verdächtigt, "Komplizen" der Putschisten zu sein.

Die türkischen Behörden verlängerten am Sonntag die Abriegelung des Stützpunkts Incirlik vom Vortag. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte, Bundeswehrsoldaten dürften den Luftwaffenstützpunkt aufgrund der erhöhten Alarmstufe nicht verlassen. Die Stromversorgung auf dem Stützpunkt und in Teilen der Region Incirlik sei wie am Samstag unterbrochen.

Das US-Armeekommando für Europa hatte angeordnet, die Sicherheitsstufe für seine Streitkräfte in der Türkei auf die höchste Stufe "Delta" zu setzen, wie aus Militärkreisen in Washington verlautete. Diese Stufe gelte sonst bei einem Terrorangriff oder einer drohenden terroristischen Attacke. Es werde "jede Anstrengung unternommen, um die Sicherheit unserer Soldaten, Zivilisten, ihrer Familien und unserer Einrichtungen zu gewährleisten", hieß es in Washington.

Die Bundeswehr ist auf der Basis Incirlik unweit der syrischen Grenze am Kampf gegen den Islamischen Staat beteiligt. Sie hat dort mehrere Tornados und rund 240 Soldaten stationiert. Die US-Armee hat etwa 1500 Soldaten und mehrere Dutzend Kampfflugzeuge und Drohnen auf dem Stützpunkt. Neben türkischen und britischen Kampfjets gibt es dort außerdem saudiarabische F-16-Kampfflugzeuge.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Samstag in Berlin, das Verteidigungsministerium stehe in engem Kontakt mit den Soldaten in Incirlik.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte der "Bild am Sonntag", vor dem Haupttor des Stützpunktes seien während des Putschversuchs in der Nacht zum Samstag Schüsse gehört worden.

Um den Stützpunkt gibt es derzeit heftigen Streit zwischen Berlin und Ankara. Ende Juni hatte die Türkei die Erlaubnis für eine Reise von Verteidigungsstaatssekretär Ralf Brauksiepe (CDU) mit einer Gruppe von Abgeordneten nach Incirlik verweigert - offenbar aus Verärgerung über die Armenien-Resolution des Bundestags. Später durfte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) den Stützpunkt besuchen, allerdings nur ohne Begleitung von Journalisten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Bundestag stellt Weichen neu: Familiennachzug vorerst gestoppt
27.06.2025

Der Bundestag hat den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte gestoppt – ein umstrittener Schritt in der deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Occidental Petroleum-Aktie: Warren Buffett setzt auf US-Ölgiganten – Risiko oder Chance?
27.06.2025

Warren Buffett stockt seine Beteiligung an der Occidental Petroleum-Aktie weiter auf – während grüne Fonds schließen. DWN zeigt, was...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn 2026: Anstieg bis 2027 auf 14,60 Euro geplant
27.06.2025

Der Mindestlohn in Deutschland soll in zwei Schritten weiter steigen – doch der Weg dorthin war steinig. Arbeitgeber, Gewerkschaften und...

DWN
Politik
Politik Bundeskabinett: Bauturbo, Bahnflächen, Mietpreisbremse und was sonst noch kommt
27.06.2025

Im Juni 2025 hat sich das Bundeskabinett getroffen, um Parameter für die kommende Legislaturperiode festzulegen – ganz sportlich einen...

DWN
Politik
Politik Von der Leyens Plan: EU will neuen globalen Handelsblock ohne die USA gründen
27.06.2025

Die EU will ein globales Handelsbündnis ohne die USA aufbauen – mitten im eskalierenden Konflikt mit Donald Trump. Bringt von der Leyens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Automarkt: Fast 56 Millionen Elektroautos weltweit unterwegs
27.06.2025

Immer mehr Elektroautos sind weltweit auf den Straßen unterwegs – doch ein Blick hinter die Zahlen offenbart Überraschungen. Besonders...

DWN
Panorama
Panorama RTL: Sky-Übernahme bringt Bewegung in den Markt – RTL-Aktie hebt ab
27.06.2025

Die Medienlandschaft in Deutschland steht vor einer überraschenden Wende: RTL greift nach einem prominenten Konkurrenten. Die...

DWN
Politik
Politik Richtungsstreit auf dem SPD-Parteitag: Neustart oder weitere Konflikte?
27.06.2025

Beim SPD-Parteitag in Berlin steht weit mehr als nur eine Neuwahl der Parteispitze an. Personalien, Programmdebatten und ein heikles...