Finanzen

Skandal um Staats-Fonds von Malaysia: Europas Banken im Visier der USA

Die USA wollen Vermögenswerte von rund einer Milliarde Dollar aus dem Staatsfonds von Malaysia beschlagnahmen. Der Fonds soll in Geldwäsche-Geschäfte verwickelt sein. Auch mehrere europäischen Banken sind von dem Skandal betroffen.
22.07.2016 00:26
Lesezeit: 1 min

Die USA wollen aus dem skandalgeschüttelten malaysischen Staatsfonds 1MDB Werte über eine Milliarde Dollar beschlagnahmen, berichtet Reuters. Dabei handelt es sich um Luxusimmobilien in New York und Kalifornien, um Gemälde von Van Gogh und Claude Monet sowie ein Bombardier-Flugzeug, wie aus der Klageschrift am Mittwoch hervorgeht. Zudem sollen mehrere Millionen aus dem Fonds unrechtmäßig in die Finanzierung des Films „The Wolf of Wall Street“ von Martin Scorsese geflossen sein. Deshalb verlangen die USA auch Einnahmen des Films.

Gegen 1Malaysia Development Berhad (1MDB) laufen in mehreren Ländern Untersuchungen wegen Geldwäsche. Die Affäre ist politisch hochbrisant, da der Aufsichtsrat des Fonds von Malaysias Ministerpräsident Najib Razak geleitet wird. Sowohl 1MDB als auch Najib haben ein Fehlverhalten bestritten. Beide waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Den USA zufolge könnte auch der Stiefsohn von Najib, Riza Aziz, in die Affäre verwickelt sein, da seine Firma Red Granite Picture den Film „The Wolf of Wall Street“ produziert hat. Riza war für eine Stellungnahme zunächst ebenfalls nicht zu erreichen.

Die Ankündigung der USA, Werte über eine Milliarde Dollar zu beschlagnahmen, setzt Ministerpräsident Najib Razak unter Druck. Oppositionsführer Wan Azizah Wan Ismail forderte am Donnerstag den Rücktritt des Regierungschefs. Das Volk wolle dessen Amtsverzicht, damit sich nicht der Eindruck des Machtmissbrauchs und der Vereitelung einer umfassenden Untersuchung der Vorwürfe gegen Staatsfonds verfestige, sagte der Oppositionschef.

In den Korruptionsskandal ist nach einem Zeitungsbericht auch die Deutsche Bank und die BHF-Bank verwickelt. Die Deutsche Bank sei „unter Vorspiegelung falscher Tatsachen“ dazu gebracht worden, eine Transaktion von 700 Millionen Dollar durchzuführen, die laut US-Justiz von dem Staatsfonds abgezweigt worden seien, berichtete das Handelsblatt  am Donnerstag vorab. Auf ein Konto der BHF-Bank seien 55 Millionen Dollar überwiesen worden, die angeblich ebenfalls ihren Ursprung bei 1MDB gehabt hätten.

Die Deutsche Bank gab zu dem Medienbericht keinen Kommentar ab. Die BHF-Bank teilte der Zeitung zufolge mit, man wolle den Sachverhalt prüfen. Die Aufsichtsbehörde Bafin habe erklärt, der Sachverhalt sei ihr bekannt, man könne sich aufgrund der Verschwiegenheitspflicht aber nicht zu einzelnen Instituten äußern, so das Blatt.

Die Ermittlungen um den Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB) beschäftigen Behörden rund um den Globus bereits seit Monaten. Bei dem Fonds waren Milliardenbeträge verschwunden oder auf ausländische Bankkonten mit unbekannten Eigentümern abgeflossen. Gegen 1MDB laufen daher in mindestens sechs Ländern Geldwäsche-Untersuchungen. Auch westliche Großbanken wie UBS und die britische Standard Chartered sind ins Visier der Ermittler geraten. Die Finanzaufsichtsbehörde ingapurs stellte bei den beiden europäischen Instituten und der asiatischen DBS Kontrollmängel fest.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...