Finanzen

Gewinn-Einbruch: Deutsche Bank muss Sparkurs verschärfen

Lesezeit: 2 min
27.07.2016 09:21
Der Gewinn der Deutschen Bank ist im zweiten Quartal deutlich zurückgegangen. Unter dem Strich resultierte ein Gewinn von 20 Millionen Euro. Der Vorstandsvorsitzende John Cryan kündigte an, den Umbau der Bank zu forcieren.

Deutsche-Bank-Chef John Cryan droht angesichts wegbrechender Geschäfte mit einer Verschärfung des Sparkurses. Im zweiten Quartal schrieb Deutschlands größtes Geldhaus mit Mühe schwarze Zahlen: Unter dem Strich stand ein Gewinn von 20 Millionen Euro zu Buche, wie das Institut am Mittwoch mitteilte. Das Vorsteuerergebnis schrumpfte um zwei Drittel auf 408 Millionen Euro. Die Erträge gingen in allen Konzernsparten zurück - außer bei der zum Verkauf stehenden Postbank. Im Wertpapierhandel, den die Frankfurter zum Kerngeschäft erklärt haben, schrammten sie nur knapp an einem Verlust vorbei. Cryan fand deutliche Worte: „Sollte das derzeit schwache wirtschaftliche Umfeld anhalten, müssen wir bei Geschwindigkeit und Intensität unseres Umbaus noch ehrgeiziger werden.“

Die Deutsche Bank steckt derzeit mitten im Umbau. Diese Kosten verhageln die Bilanz genauso regelmäßig wie die permanenten Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten. Von Reuters befragte Analysten hatten deshalb für die Frühjahrsmonate sogar einen Verlust von rund 100 Millionen Euro prognostiziert. Für die Aufarbeitung von Skandalen nahm die Bank dieses Mal aber deutlich weniger Geld in die Hand als befürchtet: noch einmal 120 Millionen Euro.

Bei den Anlegern herrschte zunächst Erleichterung: Die Deutsche-Bank-Aktie legte vorbörslich um knapp ein Prozent zu. Inzwischen liegt sich rund 2 Prozent im Minus.

Am Kerngeschäft Investmentbanking will Cryan nicht rütteln. Hier wird der Abstand zu den US-Rivalen allerdings immer größer. JP Morgan, Goldman Sachs und Co hatten im abgelaufenen Quartal starke Zahlen präsentiert. Insbesondere die höhere Marktvolatilität kurz nach dem Brexit-Votum füllte ihnen die Kasse im Handel. Hier konnte die Deutsche Bank nicht mithalten. Im gesamten Kapitalmarktgeschäft fielen die Erträge um 28 Prozent, im Anleihehandel um 19 Prozent. Die Sparte Global Markets verbuchte noch einen Vorsteuergewinn von 28 Millionen Euro, vor einem Jahr war es noch mehr als eine Milliarde. Einen Gewinnrückgang gab es auch im Geschäft mit Unternehmensfinanzierungen und der Fusionsberatung - auch dort wollte die Deutsche Bank eigentlich angreifen.

Bei der Kapitaldecke kommt die Deutsche Bank wiederum nur in Minischritten voran: Die harte Kernkapitalquote stieg per Ende Juni auf 10,8 (Ende März: 10,7) Prozent. Das Institut hatte eigentlich gehofft, den Anteilsverkauf an der chinesischen Hua Xia Bank pünktlich abschließen zu können, der im zweiten Quartal mit einem Milliardenerlös ein halbes Prozent beim Kapital gebracht hätte. Die Verträge wurden allerdings noch nicht abschließend unterzeichnet. Das soll jetzt bis September passieren.

Bei der Aufarbeitung ihrer juristischen Altlasten sieht die Bank Licht am Ende des Tunnels. Finanzchef Marcus Schenck sagte am Mittwoch vor Analysten, die Bank gehe davon aus, dass sie ihre vier größten Auseinandersetzungen mit Klägern und Regulierern noch in diesem Jahr beilegen könne. Darunter seien die noch aus der Zeit der Finanzkrise stammenden Klagen des US-Justizministeriums wegen Hypothekenpapieren sowie die Geldwäsche-Vorwürfe wegen Aktiengeschäften mit dubiosen Kunden in Russland.

Im zweiten Quartal schlugen Rechtskosten bei der Deutschen Bank nur noch mit 120 Millionen Euro zu Buche - vor einem Jahr war es noch das Zehnfache. Dabei profitierte sie auch davon, dass die Manager-Haftpflichtversicherung einen kleinen Teil des Schadens erstattete, den der ehemalige Bankchef Rolf Breuer mit seinen Äußerungen über den Filmunternehmer Leo Kirch angerichtet hatte. Die Bank hatte in einem Vergleich mehr als 900 Millionen Euro gezahlt, um die jahrelange Auseinandersetzung mit Kirchs Erben beizulegen. Etwa ein Zehntel erstatteten die Versicherer.

Insgesamt hatte die Deutsche Bank Ende Juni 5,5 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten zurückgestellt, 100 Millionen mehr als drei Monate vorher. Im zweiten Quartal seien die meisten beigelegten Streitfälle durch Rückstellungen abgedeckt gewesen, erklärte das Institut. Die Ansprüche von Klägern, für die die Bank bisher kein Geld zurückgelegt hat, reduzierten sich um 500 Millionen auf 1,7 Milliarden Euro.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steigende Kaufkraft in Deutschland 2025: Studie sieht große regionale Unterschiede
15.01.2025

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage soll die Kaufkraft der Deutsche laut einer Studie 2025 leicht steigen. Vor allem höhere Löhne...

DWN
Politik
Politik Kalifornien untersagt Immobilienspekulation in Brandgebieten
15.01.2025

Kalifornien verbietet Immobilienspekulation in Brandgebieten. Gouverneur Newsom will Angebote unter Marktwert für drei Monate untersagen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unmotivierte Arbeitnehmer: Nur 48 Prozent der Deutschen geben am Arbeitsplatz ihr Bestes
15.01.2025

Nicht nur die Wirtschaft schwächelt in Deutschland, auch die Arbeitsmoral der Arbeitnehmer. Ein weltweiter Vergleich zeigt: Nicht einmal...

DWN
Politik
Politik EPA: Elektronische Patientenakte kommt - Lauterbach betont Sicherheit der E-Patientenakte
15.01.2025

Die EPA (Elektronische Patientenakte) wird in Arztpraxen eingeführt - zunächst nur in Testregionen, später bundesweit....

DWN
Finanzen
Finanzen Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse
15.01.2025

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft
15.01.2025

Unsichere Konsumenten, schwächelnde Industrie und sinkende Exporte: Die Rezession setzt Deutschland weiter zu. Auch 2025 stehen die...

DWN
Politik
Politik Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus
15.01.2025

Deutschland diskutiert über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Seit dem Sturz von Baschar al-Assad fällt der Asylgrund für die...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
15.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...