Politik

Osteuropa: Waffen für Söldner in Syrien, Nein zu Flüchtlingen

Lesezeit: 2 min
30.07.2016 22:56
Die Haltung der osteuropäischen Staaten in der Flüchtlingsfrage kann einer neuen Studie zufolge als moralisch fragwürdig qualifiziert werden. Der Waffenhandel boomt. Viele Waffen landen bei Söldnern, die die Syrer vertreiben. Doch die Aufnahme von Flüchtlingen lehnen die Osteuropäer ab - aus religiös-kulturellen Gründen.

Einer Studie des Balkan Investigative Reporting Network (BIRN) und des Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) zufolge wurden seit dem Jahr 2012 Waffen aus Kroatien, Tschechien, Serbien, der Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Bosnien Herzegowina und Montenegro im Wert von insgesamt 1,2 Milliarden Dollar über diverse Golf-Staaten nach Syrien exportiert. Die Waffen-Flüge gingen alle in Richtung der US-Luftwaffenstützpunkte im Nahen Osten. Die Waffenempfänger sollen die Freie Syrische Armee (FSA), die al-Nusra-Front und weitere vom Westen unterstützte Söldner-Truppen gewesen sein.

Auch die Terror-Miliz ISIS soll Waffen aus Osteuropa erhalten haben. Bei den Rüstungsgütern handelt es sich nicht nur um Kalaschnikows, Maschinengewehre und Raketenwerfer, sondern auch um Panzer, Flaks und Raketensysteme. Robert Stephen Ford, US-Botschafter in Syrien zwischen 2011 und 2014, sagte BIRN und OCCRP, dass der Handel durch die CIA koordiniert wird. Berichtet Balkan Insight. Der Waffentransfer aus Osteuropa in den Nahen Osten ist rechtlich illegal. „Die Beweise deuten in Richtung einer systematischen Abzweigung von Waffen an die bewaffneten Gruppen hin, die beschuldigt werden, schwere Menschenrechtsverletzungen zu begehen. Wenn dies der Fall ist, sind die Transfers aus Sicht des UN-Waffenhandelsabkommens und gemäß des internationalen Rechts illegal und müssten deshalb sofort eingestellt werden“, sagt Patrick Wilcken, ein Rüstungskontroll-Forscher von Amnesty International, der die Beweise von BIRN und OCCRP geprüft hat.

Waffen aus Mittel- und Osteuropa wurden mit Frachtflügen und Schiffen geliefert. Durch die Identifizierung der Flugzeuge und Schiffe waren Reporter in der Lage, den Zustrom von Waffen in Echtzeit zu verfolgen. Eine detaillierte Analyse der Flughafenpläne, Frachtfluggeschichte, Flug-Tracking-Daten und Flugsicherung konnte in den vergangenen 13 Monaten 68 Waffenflüge identifizieren, die für den Syrien-Konflikt bestimmt waren.

Die Waffenlieferungen aus den osteuropäischen Staaten an Söldner im Syrien-Konflikt haben einen entscheidenden Anteil dazu beigetragen, dass im Syrien-Konflikt hunderttausende Menschen getötet wurden und weitere Millionen in die Nachbarstaaten Syriens und nach Europa fliehen mussten. Die Flüchtlingskrise hätte ohne diese Lieferungen nicht das aktuelle Ausmaß erreichen können. Obwohl besonders viele Waffen von Tschechien für den Syrien-Konflikt bereitgestellt wurden, möchte die Regierung in Prag keine syrischen Flüchtlinge aufnehmen. Auch zwei Drittel der tschechischen Bevölkerung lehnen die Aufnahme von Flüchtlingen ab, berichtet die Heinrich Böll Stiftung.

Der tschechische Außenminister Lubomir Zaoralek sieht nicht die Waffenflügeseines Landes als einer der Ursachen für die Flüchtlingskrise an, sondern Russland. „Die Russen sind aktiv dabei, Flüchtlinge über die nördliche Route und per Luft an uns zu senden“, zitiert der Prague Daily Monitor Zaoralek.

Tschechiens Präsident Milos Zeman lehnt die Flüchtlingsaufnahme mit der Begründung, dass es sich bei den Syrern um Muslime und damit um eine „organisierte muslimische Invasion“ handelt, ab, berichtet der Guardian. Stattdessen sollten die Flüchtlinge in ihren Ländern bleiben, um gegen ISIS zu kämpfen.

Auch der slowakische Premier Robert Fico sagt, dass sein Land keine „muslimischen Flüchtlinge“ aus Syrien aufnehmen wird, berichtet der Independent.

Tschechien hat bisher Waffen im Wert von 302 Millionen Dollar und die Slowakei Waffen im Wert von 192 Millionen Dollar für den Syrien-Konflikt geliefert, die in den Händen von islamistischen Söldnern und ISIS landeten.

DWN
Finanzen
Finanzen Wann kommt das Vermögensregister - und muss man wirklich davor Angst haben?
11.10.2024

Das EU-Vermögensregister ist eines der heißesten Themen des Jahres 2024 und verursacht bereits große Wellen – obwohl es noch gar nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Cybersicherheit: KMU als Sorgenkinder - Bedrohung durch Russland und China wächst
11.10.2024

Die Digitalisierung in Deutschland ist ein Dauerbrenner – leider oft aus den falschen Gründen. Während andere Nationen ihre digitalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern kämpft mit Absatzrückgang - und senkt Absatzprognose
11.10.2024

Der VW-Konzern leidet zunehmend unter der geringen Nachfrage. In den letzten drei Monaten sind die Verkaufszahlen merklich gesunken. Durch...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie sparen: 10 Tipps, um Strom, Gas und damit bares Geld zu sparen
11.10.2024

In Zeiten hoher Energiekosten wird es für Unternehmer immer wichtiger, ihre Betriebsausgaben zu senken. Deutschland ist noch immer in...

DWN
Politik
Politik Deutscher Nato-General fordert höhere Verteidigungsausgaben
11.10.2024

Angesichts der erweiterten Militärplanungen fordert der deutsche Nato-General Christian Badia eine deutliche Erhöhung der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Inflation sinkt auf niedrigsten Stand seit 2021: Energie sorgt für Inflationsrückgang
11.10.2024

Im September haben sich Waren und Dienstleistungen nicht mehr so stark verteuert wie in vielen vorherigen Monaten. Eine bestimmte...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Ost-West: Warum der Traum vom Eigenheim für viele unerreichbar bleibt
11.10.2024

Der Immobilienmarkt in Deutschland ist tief gespalten – und die Ursachen liegen nicht nur in der Gegenwart. Besonders im Osten, wo der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Robotaxi Cybercab und autonomer Bus Robovan - eine Wette, die nicht aufgeht?
11.10.2024

Tesla-Chef Elon Musk setzt stark auf die Zukunft der Mobilität mit einem Tesla-Robotaxi und einem selbstfahrenden Bus. Das Modell...