Viele kleine und mittelgroße europäische Fluglinien kommen trotz niedriger Kerosinpreise nicht in die schwarzen Zahlen und können nur mit Subventionen von Staaten und Mutterkonzernen den Betrieb aufrechterhalten.
Deutlich wird das Dilemma am Beispiel der Air Berlin. Diese fährt seit nunmehr acht Jahren Verluste ein – die Kapitallücke beträgt inzwischen fast eine Milliarde Euro. An der Börse ist das Unternehmen nach Angaben der Presse inzwischen nur noch rund 81 Millionen Euro wert – was in etwa dem Kaufpreis eines Airbus A 320 entspricht.
Der größte Aktionär von Air Berlin mit fast 30 Prozent der Anteile, Etihad Airways aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, will offenbar keine weiteren Gelder mehr zuschießen. Realistisch wäre letztendlich nur eine Übernahme durch die Lufthansa, die sich jedoch bedeckt hält - auch, weil sie erst die Übernahmen der AUA und der Swiss verdauen muss.
Eine teilweise Zusammenlegung mit der italienischen Alitalia, an der Etihad auch beteiligt ist, ist unwahrscheinlich. Die Alitalia ist seit Jahren ein Sanierungsfall, bei dem man sich fragt, warum eine Airline eigentlich nicht einfach pleitegehen kann. Die Airline meldet laut Tiroler Tageszeitung täglich Verluste von einer halben Million Euro, sagte Alitalias Verwaltungsratspräsident Luca Cordero di Montezemolo. „Wir rechnen damit, 2017 den Break Even zu erreichen. Ende 2017 werden wir wieder Gewinne schreiben“, wird der Vorstandsvorsitzende Ball zitiert. Alitalia sei zuletzt einer tiefgreifenden Erneuerung unterzogen worden. Mit einem Netzwerk an Langstreckenflügen wolle sich die italienische Airline neue Marktsegmente erschließen.
Wie Air Berlin und Alitalia geht es vielen weiteren kleineren Fluglinien wie beispielsweise Air Baltic, der polnischen LOT, Finnair, der skandinavischen SAS, der portugiesischen TAP, Alitalia und Meridiana. Der europäische Markt ist sehr kleinteilig und ohne die oftmals staatlichen Subventionen hätten viele Gesellschaften schon lange Insolvenz anmelden müssen, sagen Experten. In den USA teilen sich die fünf größten Linien 80 Prozent des Marktes – in Europa seien es 40 Prozent.
Europäische Marktführer wie die Lufthansa oder British Airways scheuen sich derzeit noch, Übernahmen zu tätigen, weil sie sich damit in der Vergangenheit selbst verspekuliert hätten, analysierte neulich die Presse aus Wien. Die Aktienkurse von Deutschlands größter Fluggesellschaft und der British Airways-Mutter IAG sind deshalb in den vergangenen Monaten unter Druck geraten.