Finanzen

Zu hohe Dividenden: Aktionäre treiben Banken in den Ruin

Eine Gruppe von Finanzwissenschaftlern kritisiert die Dividenden-Politik vieler europäischer Banken. Obwohl diese viel zu wenig Eigenkapital besitzen, wurden allein 2015 ungefähr 40 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet.
19.08.2016 03:11
Lesezeit: 1 min
Zu hohe Dividenden: Aktionäre treiben Banken in den Ruin
Dividendenzahlungen 2010 bis 2015 im Vergleich zu Kapitallücken einiger Banken. (Grafik: www.sascha-steffen.de)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Eine Gruppe von Finanzwissenschaftlern kritisiert die Dividenden-Politik der meisten europäischen Banken scharf. Die Ausschüttung an die Aktionäre sei nicht zu rechtfertigen, solange die Banken über kein ausreichendes Eigenkapitalpolster verfügten. Die Aufsicht müsse die Auszahlungen der Finanzinstitute unterbinden, heißt es in einem Bericht.

Europäische Banken leiden unter einer beträchtlichen Deckungslücke beim Eigenkapital. Der von der Europäischen Aufsichtsbehörde EBA Ende 2014 durchgeführte Stresstest zeigt, dass die 123 größten Institute des Kontinents zusammen eine Kapitallücke von rund 25 Milliarden Euro aufwiesen. Die meisten Banken hätten daraufhin versucht, die von der EBA vorgegebene Kapitalausstattung durch den Verkauf riskanter Engagements zu erreichen.

Kürzlich angestellte eigene Untersuchungen hätten allerdings ergeben, dass jene Banken, die vor einigen Wochen am aktuellen Stresstest teilgenommen hatten, zusammen 123 Milliarden Euro mehr bräuchten, um die in den USA geltenden Kapitalanforderungen zu erreichen.

Trotz dieser Kapitalschwäche hätten 28 der 34 börsennotierten Banken des Stresstests allein im vergangenen Jahr Dividenden von insgesamt 40 Milliarden Euro ausgeschüttet. Im Schnitt verteilte jede Bank etwa 60 Prozent der erwirtschafteten Gewinne an ihre Anleger. „Wenn die europäischen Aufseher die Banken im Jahr 2010 gezwungen hätten, die Ausschüttungen einzustellen, würden die Einsparungen mittlerweile die Hälfte jener Kapitallücken schließen, welche wir 2016 entdeckt hatten“, schreiben die Autoren des Berichts.

„Den Banken zu erlauben, Dividenden auszuzahlen, stellt einen substantiellen Vermögenstransfer von nachrangigen Anleihehaltern zu den Aktionären dar, weil dies die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Anleihehalter an möglichen Rettungen der Banken beteiligt werden. Letztendlich ist es ein Vermögenstransfer von den Steuerzahlern zu den Aktionären, weil Staatshilfen unter den gegenwärtigen EU-Regel möglich sind, nachdem 8 Prozent der Verbindlichkeiten von den Aktionären und Gläubigern beglichen wurden“, heißt es in dem Bericht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...