Politik

Fed-Chefin Yellen spricht positiv über Zins-Erhöhung

Lesezeit: 2 min
26.08.2016 16:28
Fed-Chefin Yellen sieht Argumente für eine Zinserhöhung. Tatsächlich will die Fed vermutlich eher testen, wie nervös die Märkte sind. Eine reale Grundlage für den Optimismus von Yellen gibt es nicht.
Fed-Chefin Yellen spricht positiv über Zins-Erhöhung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Argumente für eine Zinsanhebung haben nach Einschätzung von Fed-Chefin Janet Yellen in den vergangenen Monaten an Zugkraft gewonnen. Es gebe Verbesserungen auf dem US-Arbeitsmarkt, zudem werde ein moderates Wirtschaftswachstum erwartet, sagte Yellen am Freitag in einer Rede auf der Notenbanker-Konferenz der Fed in Jackson Hole in Wyoming.

Erhöhungen sollten aber "behutsam" erfolgen. Yellen signalisierte in ihrer mit Spannung erwarteten Rede nicht, wann genau die US-Zentralbank den nächsten Zinsschritt wagen will. Ihre Bemerkungen verstärkten aber die Sichtweise, dass die Fed noch in diesem Jahr tätig werden könnte.

Der Dollar legte nach den Yellen-Äußerungen eine Achterbahnfahrt hin. Der deutsche Aktien-Leitindex Dax gewann 0,5 Prozent auf 10.538 Punkte.

"Die US-Wirtschaft nähert sich den Zielen der Federal Reserve von Vollbeschäftigung und Preisstabilität", erklärte Yellen. Zuvor hatten sich bereits mehrere Top-Notenbanker für eine baldige Anhebung der Leitzinsen ausgesprochen. Die Fed sucht momentan nach dem geeigneten Moment für eine weitere Anhebung. Dabei achtet sie besonders auf die Konjunkturentwicklung und auf die Situation am Arbeitsmarkt. Im zweiten Quartal war die US-Wirtschaft mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 1,1 Prozent gewachsen, etwas schwächer als zunächst angenommen.

Im Juli hatte die Fed den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Zentralbankgeld nicht angetastet. Zugleich hatten die Währungshüter erklärt, dass sich das Risiko für die wirtschaftlichen Aussichten der USA verringert habe. Dies wurde als Signal gewertet, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr noch straffen könnte. Sie hält seit der Zinswende im Dezember 2015 die Leitzinsen in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent.

Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank weist in einer Analyse auf die Diskrepanz zwischen der kraftlosen Entwicklung der US-Wirtschaft und den von der Fed genährten Spekulationen um Zinsanhebungen hin:

Eingangs der Woche schrieben wir an dieser Stelle von einer selbst auferlegten Paralyse der Märkte im Vorwege der Yellen Rede am Freitag in Jackson Hole. Das traf weitgehend den Kern.

An dieser Verhaltensweise lässt sich ein imposantes Phänomen manifestieren. Man traut sich offensichtlich seitens der Marktteilnehmer nicht mehr, Wirtschaftsdaten selbst unbestechlich zu analysieren und damit ernst zu nehmen und zu diskontieren, sondern befindet Verbalakrobatik der Eliten als elementarer, auch wenn deren Einlassungen offensichtlich reale Fakten ausblenden. Das ist bezüglich Intellekt und gleichzeitig Opportunismus sportlich!

Immerhin liegt das annualisierte Wachstum im 1. Halbjahr in den USA bei maladen 1%. Alle Mainstream-Prognosen sind faktisch hinfällig. Das gilt auch für die Prognose der Fed! Einige Fed-Gouverneure werfen dem Markt zum x-ten Male den Knochen potentieller Zinsanhebungen vor, obwohl wir mit dem schwächsten Wachstumsclip seit Jahren konfrontiert sind.

Stagflation ist für die Kollegen ein Fremdwort. Wir fragen, wie lange noch, denn die normative Kraft des Faktischen lässt sich nicht durch Worte neutralisieren. Sie lässt sich aber fraglos auf dem Zeitstrahl ein Stück weit manipulieren.

Eine derartige Verbalakrobatik kann man als „verbales Kokain“ bezeichnen. 2007/2008 hieß die Modedroge „The crisis is contained“. Lernkurven, die auch den Trackrecord der Fed-Prognosen berücksichtigen, sind nicht erkennbar. Wie sagte Winston Churchill so treffend: „Histoy does not repeat, but history rhymes!“

An dieser Stelle darf wohlfeil gefragt werden, welche Rolle Finanzmärkte haben und zukünftig haben werden? Ist der Wirtschaft und der Gesellschaft eigentlich bewusst, dass die aktuelle Tendenz der Strukturveränderungen eine erhebliche Negation des westlichen Marktmodells der Phase 1945 – 2001 ist? Dabei ist der Zeitpunkt 2001 sehr bewusst gewählt ...

Wo sind nur die so selbstsicheren und burschikosen US-Protagonisten, die in der Vergangenheit so laut von dem westlichen Marktmodell schwadronierten und die Welt schulmeisterten. Für Antworten aus unserer Leserschaft sind wir empfänglich. Wir müssen uns mit unserer Realität auseinandersetzen. Es wird voraussichtlich auch heute weitgehend ruhig bleiben.

Gut, das gilt natürlich nicht für das „Geld ohne Fehl und Tadel“, Gold und Silber. Da sahen und sehen wir einen sportlichen Abverkauf.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...